Tim (German Edition)
Pause. »Gibt es vielleicht jemanden, den ihr gerne beeindrucken wollt? Vielleicht jemanden von der Arbeit, Dad?« Er hatte sich bisher aus der Unterhaltung heraus gehalten. »Veranstaltet eine Party und überrascht die Leute mit Tim. Er ist nicht nur berühmt, sondern auch gutaussehend und charmant. Sie würden ihm aus der Hand fressen.«
»Wir denken darüber nach, aber lass uns die Daten wissen.«
Ich bin mir nicht sicher, ob sie so naiv waren oder ob meine Geschichte wirklich Sinn ergab. Es war nichts gelogen, aber sehr vieles blieb ungesagt.
In unseren Dezember-Briefen tauschten wir unsere Erlebnisse von Thanksgiving aus. Ich genoss seine ausführlichen Berichte vom Schneeschuh-Wandern und auch von den Nächten. Man könnte wirklich neidisch werden. Ich erzählte vom Gespräch mit meinen Eltern und warnte ihn, dass unser Besuch bei ihnen ziemlich kompliziert werden könnte. Briefe Nummer 39 waren ausgetauscht, wir konnten endlich aufhören zu zählen.
Kapitel 70: Tim
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Unser letztes Weihnachten zu viert war großartig. Unser Hotel lag direkt am Strand und wir hatten eine tolle Woche als Familie. Dad hatte uns beim reservieren gefragt, ob wir uns ein Zimmer teilen wollten — dann hätten wir mehr Geld, um es für andere Dinge auszugeben — oder ob Carl und ich ein eigenes wollten. Wir beschlossen, dass wir ein Zimmer teilen würden. Wir wollten die Woche als Familie zusammen verbringen, warum also nicht auch in einem Hotelzimmer?
Trotz Dads Warnung war unsere Woche nicht zu entspannend. Wir faulenzten zwar auch am Strand, aber wir wanderten auch viel, schwammen und erforschten einfach die Insel. Auch zum shoppen nahmen wir uns viel Zeit.
Den größten Schock bekamen wir, als wir wieder zuhause ankamen. Wir stiegen in Minneapolis aus dem Flugzeug und in zentimetertiefen Schnee.
Ich schrieb Charlie in meinem letzten Brief alles über unsere Woche auf Nevis und mein Silvester mit Tina. Mit Charlie‘s Zustimmung hatten wir uns entschlossen, in dieser Nacht zum ersten Mal richtig miteinander zu schlafen. Sie würde bei uns wohnen, bis sie — wie sie es ausdrückte — für Charlie Platz machen würde. Zum Abschluss meines Briefes stellte ich Charlie natürlich die wichtigste Frage von allen: wann er in Minneapolis ankommen würde. Meine Hände zitterten und mein Herz raste, als ich den Brief abschickte. Es war Januar!
Kapitel 71: Charlie
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Mein letztes Weihnachten alleine war unerwartet angenehm. Ich kam an Heiligabend in Rockford an, kurz nach dem Abendessen. Gene‘s Frau, Ruth, hatte Dessert gemacht und wir setzten uns gemeinsam vor den Kamin. Gene wollte alles erfahren, was in meinem Leben passiert war, seitdem ich Rockford verlassen hatte. Ich erzählte von meinem Job beim Roten Kreuz und gab ihm eine Ausgabe meines Buches. Er hatte ein Regal, auf dem er alle Bücher aufbewahrte, die ehemalige Studenten verfasst hatten.
»Du hast es schneller dorthin geschafft als jeder andere«, lobte er. »Aber erzähl mir, Charlie. Bist du noch immer so ehrgeizig wie bei deiner Abreise oder hast du dir einen etwas normaleren Lebensstil angewöhnt?«
Ich erzählte ihm von meinen Bemühungen im Bogenschießen neben meinem Job und der Arbeit an meinem Buch. Das schien ihm zu gefallen.
»Wie geht es deinem Freund? Von all deinen Geschichten ist das die ungewöhnlichste.«
»Tim geht es gut. In einem Monat wird er 18. Dann wird sich unser beider Leben gewaltig verändern.«
»Ich denke seit einem Jahr über etwas nach. Deine Beschreibung von Tim war kurz, aber du hast erwähnt, dass er Turmspringer und Turner ist. Ist dein Tim etwa der Tim? Der Turmsprung-Champion?«
»Genau das ist er«, bestätigte ich.
»Unglaublich.«
»Habe ich ihn nicht auf den Fotos mit einem Mädchen zusammen gesehen?«, fragte Ruth. »Ich dachte, die Medien wären sich ziemlich sicher gewesen, dass die beiden ein Paar sind.«
»Ja«, antwortete ich knapp.
»Verrätst du uns ein bisschen mehr?«, hakte Gene nach.
»Ihr Name ist Tina und sie sind beste Freunde, genauer genommen mehr als Freunde. Würde es mich nicht geben, wären die beiden vermutlich ein richtiges Paar.«
»Tina weiß von dir?«
»Ja.«
»Und sie ist immer noch an Tim interessiert?«
»Sie hat ihm schon sehr früh in ihrer Beziehung gesagt, dass sie kein Interesse an den meisten Jungs hat, die alle nur das eine im Sinn hatten. Bei Tim war sie sicher und sie hatten eine wundervolle Zeit zusammen.«
»Ich glaube, ich kann euch nicht so richtig folgen«,
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