Tim (German Edition)
weiterhin machen, selbst wenn ich grottenschlecht darin wäre.
Im September begann auch das neue Schuljahr. Die meisten aus der Gang waren jetzt in ihrem letzten High-School -Jahr. Nur Ronnie und Franklin waren bereits am College . Franklin ist Phil gefolgt und an die Kansas State gegangen. Ronnie besuchte die Uni in Madison.
Auch mein Bruder hatte seinen High-School -Abschluss gemacht. Carol und er waren an der Uni in St. Paul. Beide hätten auch zuhause bleiben können, entschieden sich aber dazu, im Wohnheim zu wohnen. Ich konnte es nachvollziehen, da das tägliche Pendeln nach St. Paul auf Dauer anstrengend war. Ich sprach aus Erfahrung. Außerdem hatten sie beschlossen, dass sie nicht direkt nach ihrem Abschluss heiraten wollten. Mir gefällt der Gedanke, dass Charlie‘s Abwesenheit auch eine Rolle in ihren Überlegungen spielte, wenn auch nur eine kleine. Er hätte seine eigenen Regeln brechen müssen, um bei der Hochzeit dabei sein zu können. Ich denke, dass er das auch getan hätte, aber so war es einfacher. Carl und Carol dachten aber darüber nach, im kommenden Sommer zu heiraten. Das alles schrieb ich Charlie im September. Brief Nummer 36. Ich bekam immer ein Kribbeln im Bauch, wenn ich einen Brief abschickte.
Charlie‘s Antwort war ein Update zum Bogenschießen. Er hatte seinem Verein endlich von seinen Ambitionen erzählt. Er war überrascht, dass ihn niemand auslachte, sondern jeder weiter seine Unterstützung anbot. Es schien sie zu schmeicheln, dass sich jemand aus ihrem Verein hohe Ziele gesetzt hatte.
Außerdem veröffentlichte Charlie in diesem Monat sein Buch. Es war für ein lokal begrenztes Geschichtsbuch über das Rote Kreuz sogar recht erfolgreich, was aber nicht heißt, dass mehr als ein paar hundert Exemplare verkauft wurden. Für das Rote Kreuz in Iowa war es wichtig, dass es ein solches Buch gab und es waren hauptsächlich Bibliotheken daran interessiert. Allerdings bekam jeder aus der Gang sein eigenes Exemplar. Für Charlie ging es nie um den Erfolg. Es war für ihn einfach ein Projekt, mit dem er sich ablenken und beschäftigen konnte. Das änderte aber nichts daran, dass ich unglaublich stolz auf ihn war.
Kapitel 67: Charlie
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Tim‘s Oktober-Brief brachte Neuigkeiten. Allerdings ausnahmsweise mal nicht über seinen Sport, sondern über die Pläne für die bevorstehenden Feiertage.
Charlie, das nächste Thanksgiving und Weihnachten wird mein letztes ohne dich sein — hoffentlich für den Rest meines Lebens. Ich will nicht nur Trübsal blasen, weil du nicht bei mir bist. Deswegen haben wir eher ungewöhnliche Pläne gemacht. Zu Thanksgiving gibt es bei uns ein riesiges Essen mit Tina, Carol, Hal und Sue, plus all ihren Eltern und Geschwistern. Das wird sicher großartig, aber du wirst uns allen fehlen!
Anschließend wollen Hal, Sue, Tina und ich nach International Falls fahren, wo wir das Wochenende in einem Hotel verbringen werden. Dort wollen wir den ganzen Tag mit Schneeschuhen wandern gehen. Wir werden uns ein großes Zimmer teilen. Das wird sicherlich auch nicht langweilig. Aber ich werde dich wahnsinnig vermissen, Charlie.
Für Weihnachten hat Dad uns alle überrascht. Eines Abends sagte er beim Essen, dass Carl und ich uns eine Karibikinsel aussuchen sollten, wo wir hin fliegen wollen. Sie wollen das Ende dieses Lebensabschnitts mit uns feiern, nur zu viert. Carol und auch Tina müssen zuhause bleiben. Zu mir sagte Dad: »Tim, ob es dir gefällt oder nicht, das wird ein Urlaub zum entspannen. Nicht so etwas wie London.«
Carl und ich haben uns natürlich sofort an die Arbeit gemacht. Es gibt wirklich viele winzige Inseln, aber bei den meisten muss man campen oder auf einem Boot leben. Deswegen haben wir uns für Nevis entschieden. Das ist eine wirklich kleine Insel mit 10.000 Einwohnern oder so und nicht größer als 100 Quadratkilometer. Eine Woche wandern, schwimmen, entspannen und von dir träumen. Carl wird von Carol träumen und unsere Eltern werden von einem ruhigen Haus träumen, in dem mein Wecker nicht alle um 5:30 Uhr aus dem Bett holt.
Ich freute mich für mich Tim. Allerdings brachte es mich auch zum nachdenken, was meine eigenen Pläne für die Feiertage anging. Thanksgiving wollte ich in Indianapolis bei meinen Eltern verbringen. Ich weiß nicht, wie ich darauf kam, aber ich entschied mich, Weihnachten nach Rockford zu fahren. Eigentlich kannte ich dort wahrscheinlich niemanden mehr, außer meinen Mentor, Gene. Außerdem könnte ich den einen oder
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