Tim (German Edition)
einfach ins Netz fallen.
Nach den Clowns war Tim wieder dran, mit seiner Sprung-Nummer. Er hatte ein Mikrofon und erklärte dem Publikum, was er vorführen würde. Dadurch war die Show wesentlich besser als ein Wettkampf, bei dem solche Erklärungen natürlich fehlten. Tim sprach mit den Publikum und scherzte mit ihnen. Die Show endete mit einer Arschbombe, die die Zuschauer bis in die zweite Reihe nass machte.
Tim‘s Gymnastik-Vorführung war gut, aber ehrlich gesagt nicht so großartig wie die anderen Teile. Nach der Show kamen alle Künstler noch einmal auf die Bühne, um sich ihren Applaus abzuholen. Während das Publikum begeistert klatschte, sagte mir Tim‘s Grinsen alles. Er liebte jede Minute und saugte jeden Moment in sich auf.
Noch im Hotel begann ich, meinen Brief zu schreiben. Da ich vermutete, dass er mich im Süden erwarten würde, wollte ihm ersparen, nach mir in der letzten Reihe zu suchen. Also schrieb ich ihm, dass ich seine Show gesehen hatte und wie sehr sie mir gefallen hat. Ich ergänzte den Brief mit einem Update zum Bogenschießen und meinem Buch, das kurz davor war, fertig zu werden. Ich ließ den Brief liegen, da ich auf seinen August-Brief warten musste.
Dieser kam sehr früh und hielt wieder eine kleine Überraschung für mich parat:
Brainerd! Ich habe dich in der letzten Reihe gesehen. Vom Trapez aus kann man wirklich alles und jeden sehen. Du siehst mit Basecap übrigens schrecklich aus. Du kannst dir nicht vorstellen, wie groß die Versuchung war, direkt nach dem Finale zu dir zu laufen. Aber ich dachte, dass du darüber nicht besonders glücklich sein würdest. Ich finde es ein bisschen albern, aber ich habe zugestimmt, nach deinen Regeln zu spielen. Es war aber wirklich schön, dich zu sehen. Du siehst gut aus.
Gott, Charlie! Ich liebe dich jeden Tag mehr. Nur noch 5 Monate. Ich kann es kaum erwarten. Ich werde bis dahin viel zu tun haben, aber ich kann nicht aufhören, an dich zu denken. Die Beschäftigung hält mich wenigstens davon ab, mir selbst leid zu tun.
Damit war mein Brief, den ich bereits geschrieben hatte, wirklich albern. Aber ich schickte ihn trotzdem ab. Ich fügte hinzu, dass dieser in Brainerd im Motel entstanden war.
Kapitel 66: Tim
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Dachte Charlie wirklich, er kann mich mit einem Basecap täuschen? Keine Chance! Ich habe ihn sofort gesehen, als ich am Trapez hing. Ich war zuerst so überrascht, dass ich fast losgelassen hätte. Nach der letzten Nummer nicht zu ihm laufen zu können, hat mir so weh getan. Sicher, der Applaus war toll und ich genoss jede Sekunde davon. Aber Charlie in den Arm zu nehmen wäre millionenfach schöner gewesen. Fünf Monate noch! Ich konnte es kaum aushalten, besonders nach Brainerd. Ich dachte den ganzen Abend an Charlie, während wir das Zelt abbauten. Die anderen spürten, dass irgendetwas mit mir los war und der eine oder andere fragte auch nach. Ich begründete meine schlechte Laune damit, dass ich ein bisschen müde war. Ich hasste es zu lügen, aber ich konnte ja schlecht sagen, dass der Mann meiner Träume im Publikum saß und ich ihn nicht in den Arm nehmen durfte. Ich weinte mich in dieser Nacht in den Schlaf, der lange auf sich warten ließ. Am nächsten Tag schrieb ich meinen Brief an Charlie. Dann versuchte ich mich wieder auf meine Auftritte zu konzentrieren.
Als nächstes standen die National Championships an. Ich gewann den Wettbewerb vom Turm, wurde vom Brett allerdings nur Zweiter. Über diesen zweiten Platz ärgerte ich mich, aber der Sieger hatte es verdient. Er war einfach ein bisschen besser als ich. Das zeigte mir, dass ich mehr Training vom Brett brauchte.
Die Zeitungen fragten mich, ob ich an den Weltmeisterschaften teilnehmen würde. Als ich verneinte, wollten sie natürlich die Gründe dafür wissen. Hier hatte ich wenigstens einen besseren parat als im Bezug auf Athen. Ich sagte ihnen, dass die Weltmeisterschaften zum einen mit den Schulplänen kollidierten und zum anderen müsste ich dafür fast komplett auf mein Turnen verzichten. Das wollte ich nicht. Wenigstens musste ich diese Antwort nicht hundert mal wiederholen.
Coach und ich beschlossen, dass ich künftig eine Zeit lang nur vom Turm oder vom Brett springen sollte. Ich brauchte keine Preise und die anderen sollten auch eine Chance haben.
Beim Turnen lief es ebenfalls gut, auch wenn ich dort nicht so überragend war wie beim Turmspringen. Das spielte für mich aber keine Rolle, denn ich liebte es einfach und würde es wahrscheinlich
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