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Tim (German Edition)

Tim (German Edition)

Titel: Tim (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias Jäger
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abfangen können, wenn er wieder mal entkommt.« Bevor ich antworten konnte, hörten wir einen lauten Pfiff.
    Paul, einer der anderen Betreuer, zog die Aufmerksamkeit auf sich. »Was haltet ihr davon, eine Runde zu schwimmen?«, fragte er die Gruppe, die im Chor zustimmte. Damit war die Jagd auf Tim vorerst beendet und unsere Gruppe trottete zum Umziehen in unsere Hütte zurück.

    In der Hütte warf Tim sein T-Shirt auf sein Bett und zog die Schuhe aus. Danach hüpfte er auf das Bett und zog die Aufmerksamkeit der ganzen Gruppe auf sich.
    »Wer glaubt, dass ich überall braun bin?« Fünf von sieben meldeten sich, mich mit gerechnet. »Und wer von euch glaubt, weiße Streifen zu sehen?« Die anderen beiden meldeten sich. Tim steckte die Finger in den Hosenbund und drehte sich einmal im Kreis, bis er mit den Rücken zu den anderen und mit dem Gesicht zu mir stand. Ich fand dieses Tänzchen ziemlich sexy und versuchte, ihn nicht zu offen anzustarren. Tim zwinkerte mir zu und zog sich zu den Jubelrufen der anderen Jungs die Hose samt Boxershorts runter.
    »Nicht ein weißer Fleck«, bemerkte Andy mit einem Lachen.
    »Krass«, warf Ronnie bewundernd ein.
    »Ich schwimme den ganzen Sommer und sonne mich an einem kleinen Fluss, wo mich nie jemand stört. Ich hasse die hellen Streifen. Deswegen trage ich so wenig wie möglich eine Badehose«, erklärte Tim gelassen, verneigte sich vor seinem Publikum und hüpfte vom Bett. Erst dann durchwühlte er in Ruhe seine Tasche nach einer Badehose. Während er diese hoch zog, grinste er mich an und zwinkerte mir noch einmal zu. Seine Badehose verdiente diesen Namen kaum, denn sie überließ nicht wirklich viel der Fantasie und bedeckte nur das nötigste. Das werden anstrengende zwei Wochen , dachte ich. Als alle fertig waren, gingen wir zum See. Tim hielt sich immer in meiner Nähe auf, wodurch ich mich eine Zeit lang etwas unwohl fühlte. Ich hatte den Eindruck, dass er meine Gedanken lesen könnte und das machte mir Angst.

    Die Betreuer sind eigentlich dafür zuständig, die Rettungsschwimmer zu spielen und an Land zu bleiben. Da wir aber zu dritt waren, konnte einer von uns mit den Jungs ins Wasser und heute war ich an der Reihe. Aus schwimmen wurde schnell ›ertränkt den Betreuer‹ und ich hatte alle Hände voll zu tun, über Wasser zu bleiben. Ich versuchte mein Bestes, zumindest bis Franklin sich einmischte. Bei seiner Größe hatte er leichtes Spiel. Wenn Franklin den Betreuer ertränken wollte, würde er genau das tun. Ich hatte keine Chance. Als ich unterging, spürte ich eine Hand in meinem Schritt. Ich wusste zwar nicht, wer der Übeltäter war, aber ich war mir sicher, dass es kein Unfall war. Es dauerte aber nicht lange, bis ich einen Verdacht hatte. Als ich wieder auftauchte, kletterte Tim auf meine Schulter und versuchte mir zu helfen. Nicht nur gegen Franklin, sondern die ganze Gruppe, die inzwischen auch Jungs aus ein paar anderen Gruppen beinhaltete, die auch zum See gekommen waren. Franklin wechselte die Seiten, als er merkte, dass wir keine Chance hatten. So verging der erste Tag in diesen 2 Wochen, der mit einem Lagerfeuer endete, an dem alle Gruppen teilnahmen. Als dieses abgebrannt war, verschwanden wir in unsere Hütte. Kurz vor dem Schlafen setzte ich mich zu jedem Jungen aus meiner Gruppe ans Bett und fragte ihn nach der Schule, Hobbys und was er im Camp gerne machen würde.
    Von Tim erfuhr ich, dass er das erste Jahr in der High School vor sich hatte und Turmspringen und Gymnastik mag. Im Camp wollte er schwimmen, segeln, Trampolin springen und mich besser kennen lernen. Besonders der letzte Teil überraschte mich und ich bin mir sicher, dass ich einen witzigen Ausdruck auf dem Gesicht gehabt haben musste. Ich weiß jedenfalls nicht mehr, was ich ihm antwortete. Besonders intelligent kann es aber nicht gewesen sein.

Kapitel 2: Tim
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    Als unsere Eltern Carl und mir vorschlugen, den Sommer im Camp White Elk zu verbringen, war ich von der Idee zuerst nicht sonderlich begeistert. Es war nicht das Camp, sondern die Tatsache, dass ich zwei Wochen mit einem Haufen Jungs in einem Haus verbringen sollte. Wie zum Teufel sollte ich das aushalten? Meine Eltern wussten, dass ich schwul bin. Als ich 11 war, fragte ich sie zum ersten Mal, warum ich mich für Jungs interessiere anstatt den Mädchen hinterher zu rennen, wie es die meisten meiner Freunde taten. Wir hatten viele lange Gespräche und meine Eltern waren wirklich klasse. Auch mein Bruder hatte kein

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