Tim (German Edition)
vor?«, fragte Charlie.
»Als erstes müssen wir etwas an seinem Aussehen ändern. Er braucht neue Klamotten, einen vernünftigen Haarschnitt und ein paar Muskeln würden ihm auch gut tun. Er ist ein totaler Tollpatsch, er braucht ein bisschen Koordination. Dafür verschreibe ich Trampolin, was Tim‘s Job sein wird. Und Baseball, das wird deine Aufgabe, Franklin.« Franklin nickte zustimmend. »Und er muss laufen, schwimmen und ein bisschen Sonne kann auch nicht schaden. Auch seine Schüchternheit ist ein Problem. Dabei müssen wir alle helfen.«
»Da habt ihr euch einiges vorgenommen«, warf Charlie ein.
»Das wissen wir«, antwortete ich. »Aber er braucht dringend Hilfe. Wer weiß? Wenn es hier gut läuft, arbeitet er zuhause vielleicht weiter an sich.«
»Weiß einer von euch, wo er wohnt?«, fragte Tom.
Charlie antwortete. »St. Paul.«
»Das ist bei mir in der Nähe«, sagte ich. »Wenn es hier gut läuft, kann ich ihm auch nach dem Camp weiter helfen.« Wir schwiegen einen Moment und sahen uns alle an.
»Warum macht ihr das?«, fragte Charlie. Er war noch immer verblüfft. »Ihr habt euer eigenes Leben. Ihm zu helfen klingt für mich nach einem Vollzeit-Job. Seid ihr euch sicher, dass ihr das wirklich wollt?«
»Es ist eine Herausforderung«, sagte Tom. Das Lächeln, das er immer mit sich herum trug, verschwand auf einmal aus seinem Gesicht und er wurde ernst. »Ich kann ein bisschen nachvollziehen, wie es Hal geht, denn mein älterer Bruder hat das gleiche durchgemacht. Er war ein totaler Außenseiter und unsere Eltern hatten keinen Plan, wie sie ihm helfen sollten. Das haben dann ein paar Kids aus der Nachbarschaft übernommen. Sie haben ihn fast gefangen genommen und aus ihm einen völlig neuen Menschen gemacht.« Sein Lächeln kehrte zurück. »Warum sollte das bei Hal nicht auch klappen?«
»Okay, ich bin dabei«, sagte Franklin.
»Ich habe zwar mein eigenes Projekt für die beiden Wochen, aber ich denke, dass Hal dabei nicht stört«, sagte ich und grinste Charlie an. Er hatte ein dickes Fragezeichen auf der Stirn und ich war mir sicher, dass er gerade versuchte, mein Grinsen zu deuten.
»Los, hol ihn her«, sagte Tom zu Franklin und klopfte ihm auf die Schulter. Dieser trottete davon, um Hal zu holen, der einer Gruppe Jungs beim Basketball spielen zusah. Franklin sprach einen Moment mit ihm, hob Hal hoch und warf ihn sich wie einen Sack Kartoffeln über die Schulter. Dann schlenderte er langsam zu uns zurück. Schon aus der Ferne konnte ich Hal lachen hören, zum ersten Mal, seitdem er im Camp angekommen war. Das Lachen verschwand jedoch, als Franklin ihn in unserer Mitte absetzte. Hal sah sich um, unsicher, was ihn hier erwartete.
Kapitel 5: Charlie
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Ich hatte nicht viel Zeit, um über meine Unterhaltung mit Tim nachzudenken. Tom und Franklin fingen uns direkt ab. Sie wollten mit Tim und mir über Hal reden, den sie sich als ihr Projekt ausgesucht hatten. Ich war wirklich fasziniert von diesen Jungs. Normalerweise erwartet man, dass jemand wie Hal einfach links liegen gelassen und ignoriert wird. So aber nicht mit Tom, Tim und Franklin. Hal‘s Alltag konnte ich mir ohne Probleme bildlich vorstellen. Im besten Fall wurde er von seinen Mitschülern nur ignoriert. Im schlimmsten Fall würde er gemobbt werden, was ich durchaus für wahrscheinlicher hielt. Nun waren da aber drei selbstbewusste und auch bei anderen Gruppen beliebte Jungs, die all das ändern und, wie Tom es ausdrückte, aus Hal einen neuen Menschen machen wollten.
Hal machte einen ängstlichen Eindruck, unsicher was da wohl auf ihn zukommen würde. Dass ich zu dieser kleinen Gruppe gehörte, beruhigte ihn scheinbar. Was sollten sie schon mit ihm anstellen, wenn einer der Betreuer unmittelbar daneben stand?
»So«, begann Tom und legte sofort los. »Hal, du bist eine Null, deine Klamotten sind scheiße, deine Frisur ist lächerlich, du bist tollpatschig und traust dich deswegen nicht, bei irgendetwas mitzumachen. Und du hast keine Freunde. Habe ich recht?«
Ich wollte etwas sagen und Tom bremsen, entschied mich aber dagegen. Ich hoffte nur, er wusste, was er tat. An Hal‘s Gesichtsausdruck konnte man ablesen, wie sehr ihn jedes einzelne Wort traf. Mit einem Baseball-Schläger auf ihn einzuschlagen hätte ihm wahrscheinlich weniger ausgemacht.
Hal senkte den Kopf und seufzte. »Ja«, antwortete er so leise, dass es kaum zu verstehen war.
»Was hältst du davon, daran etwas zu ändern?« fragte Tom.
»Kann ich
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