Tim (German Edition)
Carl auf einem der Boote verbracht hatte.
»Hattet ihr Spaß?«, fragte ich.
»Jop«, bestätigte Andy. »Während Carl und ich die ganze Arbeit gemacht haben, hat sich Tim gesonnt. Natürlich nackt«, fügte er mit gespieltem Entsetzen hinzu.
»Ein kleiner Nudist?«, fragte ich und musste lachen.
»Wahrscheinlich«, antwortete Andy grinsend. »Ich habe noch nie jemanden gesehen, der sich nackt so wohl fühlt, wenn andere dabei sind. Mir wäre das peinlich.« Es lag eine gewisse Bewunderung in seiner Stimme, die ich nicht so recht einordnen konnte. Bevor ich weiter nachfragen konnte, tauchte jedoch Jim auf und fragte, ob Andy beim Baseball mitspielen wollte. Ich wünschte den beiden viel Spaß und machte mich wieder auf den Weg zur Bogenschießanlage, für die ich die meiste Zeit verantwortlich war.
Da Tim seinen Tag hauptsächlich im oder am Wasser verbrachte, rechnete ich nicht damit, ihn besonders häufig beim Bogenschießen anzutreffen. Darüber war ich nicht unglücklich, denn es war schwer, sich auf etwas anderes zu konzentrieren, wenn Tim in der Nähe war. Wie sehr ich mich damit irrte, zeigte sich jedoch schnell, denn in den kommenden Tagen schaute er immer in der letzten Stunde vor dem Abendessen bei mir vorbei. Tim schien ein Talent für so ziemlich alles zu haben. Auch das Bogenschießen war dabei keine Ausnahme. Sicherlich war er weit davon entfernt ein Profi zu werden, aber er traf genauso gut wie die anderen, die aber größtenteils wesentlich mehr Zeit beim Üben verbrachten.
Um ihm den einen oder anderen Hinweis beim Zielen und Schießen zu geben, musste ich mich hinter ihn stellen und die Arme um ihn legen. So konnte ich ihm besser zeigen, wie er den Bogen halten sollte. Aufgrund meiner verwirrenden Gefühle für Tim war es für mich etwas unangenehm, aber es wäre ihm gegenüber unfair gewesen, ihn anders zu behandeln.
Jedes Mal, wenn ich mich hinter ihn stellte, schmiegte er sich an mich und drückte seinen Hintern in meine Leistengegend. Das fühlte sich zwar gut an, ging aber eindeutig zu weit. Beim ersten Mal dachte ich noch an ein Versehen, beim zweiten Mal ignorierte ich es einfach. Nachdem Tim es erneut wiederholte, nahm ich ihn ein Stück zur Seite und bat ihn, das zu lassen.
»Warum?«, fragte er und setzte einen unschuldigen Gesichtsausdruck auf. Beinahe hätte ich laut los gelacht, aber ich musste mich zusammenreißen.
»Solche sexuellen Spielchen zwischen Campern und Betreuern sind einfach inakzeptabel«, versuchte ich zu erklären.
»Da bin ich ja froh, dass du nicht gesagt hast: ›solche sexuellen Spielchen zwischen zwei Jungs sind inakzeptabel‹.« Er grinste mich herausfordernd an. Was sollte ich darauf sagen?
»Tim, wenn ihr unter euch miteinander experimentiert, geht mich das nichts an, solange niemand zu irgendetwas gezwungen wird. Aber mit mir geht das zu weit. Wenn du damit nicht aufhören kannst, haben wir ein Problem, denn dann kann ich nicht länger dein Betreuer sein.«
»Okay, ich höre auf. Tut mir leid«, lenkte Tim überraschend schnell ein. Ich schaute ihn einen Moment lang nachdenklich an, beschloss dann aber, dass die Geschichte für mich damit erledigt war.
»Entschuldigung angenommen«, sagte ich und lächelte. »Ich sehe das einfach mal als Kompliment an, dass du so an mir interessiert zu sein scheinst.«
» Scheinen ist nicht der Ausdruck, den ich verwenden würde,« antwortete er mit einem seltsamen Grinsen und einem Funkeln in den Augen.
»Tim, dieses Gespräch geht fast genauso zu weit wie dein Handeln vorhin.«
»Können wir später noch einmal darüber reden? Ich würde vor dem Essen gerne noch ein bisschen schwimmen«, wechselte er das Thema.
»Natürlich. Reden können wir immer.« Tim grinste, umarmte mich kurz und machte sich auf den Weg. Ich blieb mit einem großen Fragezeichen im Gesicht und meinen Gedanken zurück. Was wollte Tim damit erreichen? Ich hatte keine Ahnung, aber ich war mir ziemlich sicher, dass er etwas im Schilde führte.
Erst am nächsten Abend konnten wir das Gespräch vom Vortag fortsetzen. Nach dem Abendessen war nichts bestimmtes geplant, also fragte ich Tim, ob er einen Spaziergang machen wollte. Tim nickte und wir gingen ein Stück, hinunter zum See. Weit genug, um außer Hörweite der anderen zu sein, aber immer in Sichtweite der Gruppen. Da ich nicht wusste, was Tim im Sinn hatte, wollte ich nicht alleine mit ihm irgendwo hin verschwinden. Ich wollte unbedingt vermeiden, dass irgendwelche Gerüchte, ganz
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