Tim und Charlie (Tim: Teil 2) (German Edition)
springen kann«, antwortete Tim. »Ich freue mich darauf, dich besser kennen zu lernen.«
»Ich bin mir nicht sicher, ob ich bereit bin, meine Nummer-1-Position aufzugeben«, gab Harry zu.
Tim dachte einen Moment nach und sein Gesicht nahm einen verletzten Ausdruck an.
»Ist es den Jungs an der UND gegenüber unfair von mir, dort hinzugehen und ihr Team zu dominieren?«
Das brachte Harry zum nachdenken.
»Ich bin mir nicht sicher. Ich glaube, ich war unfair. Es wird es sicher wert sein, meine Position im Team gegen die Erfahrung einzutauschen, ein Jahr lang mit dir springen zu dürfen. Alles ist nur ein Kompromiss. Aber entschuldige dich nie dafür, dass du an die UND kommst und da die Nummer 1 bist. Ich habe mich auch nicht dafür entschuldigt, dass ich in den letzten beiden Jahren die Nummer 1 war. Ich habe es genossen, aber auch nicht jedem vorgehalten. Wie war es bei dir an der High School ?«, fragte er Tim. »Haben es dir die anderen verübelt, dass du so gut bist oder haben sie Freude daran gehabt? Ich wette, dass es unterm Strich keiner hätte eintauschen wollen, in deinem Team zu sein.«
»Du weißt, dass es wahr ist, Tim«, mischte ich mich ein. »Und du weißt, das alle bessere Springer geworden sind, durch die Erfahrung, die sie mit dir hatten.«
»Tim, es war nicht dein Können, das deinen Beitrag zum Team so unbezahlbar gemacht hat«, ergänzte Coach Nelson. »Es war deine Einstellung. Nun, lass es uns schlicht ausdrücken: es war deine Liebe für alle, dein Enthusiasmus, deine Hingabe und deine Führung. Würdest du das Team fragen, würde jeder sagen, dass es deine Liebe und dein Respekt für jeden einzelnen waren.«
»Wäre Carl hier, würde er jetzt etwas sagen, bevor das Ganze zu rührselig wird«, warf ich ein.
»Es ist mir peinlich, das zu sagen«, wechselte Harry‘s Vater das Thema. »Aber ihr seid das erste schwule Paar, das ich kennengelernt habe. Ich bin neugierig, aber ich weiß nicht, welche Fragen man stellen darf. Ich bin mir auch nicht sicher, ob das beleidigend wäre. Ich hoffe es nicht, ich versuche jedenfalls nicht beleidigend zu sein.«
»Wir haben nichts gegen ehrliche Neugier«, antwortete ich. »Und wir haben sicher auch nichts gegen Fragen. Aber wir sind nicht viel anders als ein heterosexuelles Paar. Wir lieben uns, wir leben zusammen und wir unterstützen uns gegenseitig. Aber lassen Sie mich Ihnen eine Frage stellen. Hätten Sie anders auf uns reagiert, wenn Tim nur 59. geworden wäre?«
»Ehrlich gesagt: ich weiß es nicht. Und es ist mir wirklich peinlich, eine solche Antwort geben zu müssen.«
»Dann lassen Sie mich eine andere Frage stellen. Wie würden Sie reagieren, wenn Sie erfahren würden, dass ein schwuler Lehrer an der High School arbeitet?«
»Gestern oder Morgen?«
»Morgen.«
»Ich würde an Tim und Sie denken und es wäre in Ordnung. Ich weiß aber nicht, ob ich den Mut hätte, mich hinter ihn zu stellen.«
Tim‘s Gesicht nahm ein teuflisches Lächeln an und ich wusste, was kommen würde.
»Ihre eigentliche Frage, von der sie nicht wussten, wie Sie sie stellen sollten, ist aber eine andere, oder? Die Frage lautet: Was machen 2 schwule Jungs miteinander? Die Antwort ist einfach. Wenn Sie es sich vorstellen können, können wir das auch. Und wir tun es vermutlich.«
Mr. Jensen wurde feuerrot, während Harry erst zu kichern, dann lauthals zu lachen anfing.
»Gib es zu Dad, das war die Frage. Und ich liebe die Antwort.«
»Ich glaube, ich habe es verdient«, sagte Mr. Jensen. »Diese Runde geht an dich. Und du bekommst mit Sicherheit auch den Ehrlichkeitspreis.«
»Wenn Sie denken, dass das deutlich war, sollten Sie sich mal anhören, wie Charlie mit einigen Eltern von der Gang aus dem Camp spricht. Ich hab ihn schon dabei gehört, wie er über Anal- und Oralsex mit ihnen diskutiert hat.«
Mr. Jensen war völlig baff, Harry musste aufpassen, dass er nicht vor Lachen vom Stuhl fiel.
»Wann fahrt ihr eigentlich zurück nach North Dakota?«, fragte ich, um das Thema zu wechseln.
»Was für ein Übergang, Charlie«, brachte Harry irgendwie heraus. »Wie oft musst du Tim aus so einer Patsche holen?«
»Genauso oft, wie ich ihm aus der Patsche helfen muss«, sagte Tim.
»Wohin nach North Dakota müsst ihr denn?«, fragte Coach Nelson.
»Zumindest die Frage kann ich sicher beantworten: Fargo.«
Tim hatte aber noch nicht genug und musste noch einen draufsetzen.
»Charlie, es ist Zeit zum gehen. Unser Bett wartet. Was sollen wir darin heute
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