Tim und Charlie (Tim: Teil 2) (German Edition)
die UND kommen möchte.«
»Kannst du jemals ernst sein?«, fragte er lachend.
»Ich meine es völlig ernst«, antwortete ich. »Die Reporter wollen eine Aussage, die sie zitieren können, keine Doktorarbeit darüber, wie ich ticke. Wenn Sie das sagen, werden Sie mit Sicherheit in allen Zeitungen zitiert. Was Sie darüber hinaus sagen? Die Wahrheit. Erzählen Sie, dass ich plötzlich vor Ihrer Tür stand und mich selbst eingeladen habe. Sagen Sie einfach, dass Sie es selbst nicht wissen oder was auch immer Sie in diesem Moment für richtig halten. Wichtig ist nur, dass es der Wahrheit entspricht. Ich habe nichts zu verbergen. Ich hoffe aber, dass Sie dann auf die Schwulen-Frage vorbereitet sind.«
»Die Schwulen-Frage?«
»Jop. Etwas wie ›erwarten Sie Schwierigkeiten an der UND aufgrund von Tim‘s Homosexualität und der Tatsache, dass er mit seinem Freund zusammen lebt?‹ , oder so ähnlich.«
»Du hast mit so etwas dauernd zu tun, oder?«
»Es gehört immer dazu. Seien Sie also vorbereitet. Wenn mir diese Frage gestellt wird, antworte ich, dass ich von der UND , meinem zukünftigen Team, den Studenten, der Fakultät und der Verwaltung herzlich begrüßt wurde und dass ich mich hier wohl fühlen werde.«
»Das ist wahr, oder? Ich schätze, es war der Hauptgrund für euren Besuch hier, nicht wahr?«
»Es war eine von drei Fragen, die wir bei unserem Besuch klären mussten«, gab ich zu. » Würden sie für den Start eines Turnprogramms offen sein , war die zweite Frage. Die dritte Frage war, ob ich mich mit dem Turmsprung-Coach identifizieren kann. Ich bin sehr glücklich mit den Antworten, die ich auf diese Fragen bekommen habe. Ich werde die vier Jahre hier an der UND genießen.«
Coach Knudsen bedankte sich und wir verabschiedeten uns. Dann machten wir uns auf den Weg, um uns ein bisschen nach einer Unterkunft umzusehen.
Charlie saß hinter dem Steuer und wir plauderten gerade — noch nicht weit von der Uni entfernt.
»Stopp«, rief ich plötzlich.
Charlie trat erschrocken auf die Bremse und schaute mich an.
»Was? Warum?«
»Schau dir das alte Haus an. Es steht zum Verkauf.«
Charlie‘s Blick folgte meinem Finger zu dem Haus, auf das ich zeigte.
Es war ein großes altes Fachwerkhaus, nicht mehr als vier Blocks vom Campus entfernt. Es sah aus, als hätte man es in Wohnungen aufgeteilt. Zudem war es in einem ziemlich schlechten Zustand. Aber es war groß und hatte einen großen Garten, der die Nachbarn fern hielt.
Auch die anderen Häuser in der Nachbarschaft sahen größtenteils so aus, als hätte man sie nachträglich in mehrere Wohnungen unterteilt — wenn auch nicht so heruntergekommen wie das, was nun zum Verkauf stand.
»Da ist jemand zuhause. Lass uns einfach mal an die Tür klopfen«, schlug ich vor.
Ich wartete nicht auf eine Antwort, sondern stieg einfach aus. Charlie blieb also nichts anderes übrig, als mir zu folgen. Ich klopfte und nach kurzer Zeit öffnete ein älterer Mann die Tür.
Ich erkundigte mich nach dem Haus und der Besitzer erzählte uns, dass er es nach dem Kauf in 4 kleinere und ein großes Apartment aufgeteilt hatte. In den 4 kleineren Apartments hatten eine Zeit lang Studenten gewohnt, während er selbst in dem großen Apartment lebte. Er gestand uns, dass er mittlerweile zu alt war, um das Haus instand halten zu können. Deshalb versuchte er, es zu verkaufen. Aufgrund des schlechten Zustandes hatte er aber kein Glück damit.
Während ich vor Begeisterung übersprudelte, blieb Charlie ruhig und rational.
»Tim, wir sind hier auf Wohnungssuche, nicht auf Haussuche«, erinnerte er mich.
»Nein, wir suchen nach einem Ort, an dem wir leben können«, korrigierte ich. »Und das hier ist genau der richtige Platz.«
»Und wie stellst du dir genau vor, für das Haus zu bezahlen? Mit Monopoly-Geld?«, fragte Charlie sarkastisch.
»Nein, Charlie. Wir leihen uns das Geld«, erklärte ich ihm.
»Oh, du kennst also einen grenzdebilen Banker? Ich bin ganz Ohr.«
»Lass es uns wenigstens erst einmal ansehen«, schlug ich vor.
Charlie seufzte und stimmte zu. Was blieb ihm auch anderes übrig?
Wir schauten uns um, und mit jeder Minute gefiel mir das Haus mehr. Ja, ich gebe zu, dass es unglaublich viel Arbeit brauchen würde, um es in Schuss zu bringen. Charlie stand der gleiche Gedanke ins Gesicht geschrieben. Ich versuchte ihm zu erklären, wie ich das Haus sah. Ich wollte den ursprünglichen Zustand wieder herstellen. Dafür müssten die Trennwände der Wohnungen
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