Time Travel Inc. - Fast Forward (Die Zeitreise Chroniken) (German Edition)
gerade hier war. Für ihn war es ideal gewesen. Tagsüber arbeitete er mit Miles und seinen Kollegen auf den Baustellen der Stadt und abends kümmerte er sich um seinen Plan, welcher allmählich Form annahm. Natürlich konnte er nicht jeden Abend in der Firmenzentrale auftauchen und herumschnüffeln, aber einmal die Woche ließ er sich blicken. Im Foyer des riesigen Wolkenkratzers gab es eine vornehme Bar. Der Barkeeper war schon ein wenig in die Jahre gekommen und hatte sein ganzes Leben lang in dem Gebäude gearbeitet. Und die ganze Zeit über hatte es Van Orten Enterprises gehört. Unzählige Mitarbeiter, Geschäftskunden und Besucher hatten dem alten Mann ihre Geschichten erzählt, denn an einer Tatsache hatte sich auch im 22. Jahrhundert nichts geändert: Der Mann hinter der Bar kennt alle Geheimnisse.
John hatte sich mit Emmet angefreundet, während er vorgab, ein großer Architekturfan zu sein, und kam einmal wöchentlich vorbei, um einen Whisky in der Bar zu trinken. Der liebenswerte Mann hatte ihm eine ganze Reihe Informationen gegeben, ohne zu merken, auf was John aus war. Wie hätte er auch können? Kein Mensch käme auf den Gedanken, dass John ein Mann aus der Vergangenheit war und verzweifelt versuchte, zurückzugelangen. Unauffällig dirigierte er die Unterhaltungen mit Emmet in jede Richtung, die das Puzzle weiter zusammensetzte. Dadurch hatte er wichtige Hintergrundinformationen erhalten. Informationen, wie man sie nicht in der Firmenhistorie hätte nachlesen können.
So erzählte Emmet John eines abends von dem Regierungsbeschluss, der van Orten beinahe den Garaus gemacht hätte. Die meisten wussten es nicht, aber die sogenannten Sinnesabenteuer waren nur ein Abfallprodukt dessen, was die Firma tatsächlich zu erforschen im Begriff war. Ursprünglich hatte es sich um echte Zeitreisen gedreht. Das damalige Firmenoberhaupt Viktor van Orten hatte es sich in den Kopf gesetzt, den Traum seines verstorbenen Vaters wahrzumachen und eine Technologie zu entwickeln, mit der man durch die Zeit reisen konnte. Doch noch bevor es richtig begonnen hatte, war es vorbei gewesen. Kaum einer wusste es, aber die Regierung hatte von Viktors Plänen Wind bekommen und ihm Einhalt geboten. Zu groß war die Angst, dass van Orten seine Erfindung nutzen würde, um die Geschichte zu seinen Gunsten zu beeinflussen. Die breite Öffentlichkeit hatte davon nichts mitbekommen. Außer ein paar Verschwörungstheoretikern hätte es ohnehin keiner geglaubt oder sich ernsthaft damit beschäftigt. Dann hatte Viktor schnell für Furore gesorgt, als er der Welt die virtuellen Zeitreisen vorstellte. Jeder wollte einen Blick in die Vergangenheit werfen. Van Orten startete weltweite Kampagnen und bot kleinere Trips zu Schleuderpreisen an. Unzählige nutzten die anfänglichen Aktionsangebote und gaben sich dem extrem real wirkenden Erlebnis hin. Doch dann erkannte das Unternehmen das Potenzial seiner Schöpfung und es dauerte nur ein paar Jahre, bis Sinnesabenteuer praktisch unbezahlbar wurden. Heute konnte sich kaum jemand den Luxus einer "Zeitreise" leisten. Gleichzeitig wies das Produkt die wesentlichen Merkmale einer Droge auf. Wer einmal damit begonnen hatte, war sofort abhängig. Das Abtauchen in die anderen Welten, das Erforschen der eigenen Vergangenheit, mochte sie auch noch so unwirklich sein, wurde zum Suchtfaktor. Darum florierte das Unternehmen und wuchs Jahr um Jahr. Es gab kaum einen Ort auf der Erde, an dem man van Orten nicht kannte. Wer einmal dort gearbeitet hatte, dem standen alle Türen offen. Auch ohne nennenswerten Universitätsabschluss reichten ein paar Jahre im Unternehmen, um fachlich anerkannt zu sein. Laut Emmet waren zahlreiche Politiker früher Angestellte bei Van Orten Enterprises gewesen. Er war davon überzeugt, dass sich in der obersten Etage Unfassbares abspielte und niemand wirklich sagen konnte, was das Ziel dieser Firma war. Vielmehr interessierte es John allerdings, was sich in den unteren Etagen abspielte. Er hatte inzwischen rausgefunden, dass dort die eigentliche Forschung betrieben wurde. Wenn die Zeitreisetechnologie noch existierte, und davon ging er unbeirrt aus, dann dort unten. Er musste es schaffen, dorthin zu gelangen. Aber allein konnte er nichts ausrichten. Er brauchte einen Verbündeten. Einen aus dem inneren Kern. Darum machte er sich Woche um Woche auf, um seine Zeit in der Bar zu verbringen. Die Leute zu beobachten und Emmets Geschichten zu lauschen. Irgendwann würde er diese eine
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