Time Travel Inc. - Fast Forward (Die Zeitreise Chroniken) (German Edition)
und merkwürdig gekleidet in verschiedenen mehr oder minder zwielichtigen Etablissements der Millionenmetropole verbrachte. John war Miles Jenkins sofort sympathisch gewesen und so hatte er es nicht mit ansehen können, wie hilflos sich John durch die Welt bewegte. John hatte ihm nie genau gesagt, wo er hergekommen war, und eigentlich war es Miles auch nicht so wichtig, mehr darüber zu erfahren. Es gab so viele Illegale und Heimatlose in dieser Zeit. Jeder hatte seine Geschichte und nicht alle waren stolz auf ihre Herkunft oder ihren Werdegang.
Miles hatte bei Masters vorgesprochen und John einen Job verschafft. Zum Glück war der seltsame, neue Freund geschickt im Umgang mit Werkzeugen und schwerem Gerät. Als ihr Auftrag schließlich erledigt war, hatte Masters dafür gesorgt, dass John mit nach Amerika reisen konnte. Doch die schwierigste Übung war die Beschaffung einer neuen Identität für John gewesen. Er hatte keinen ID-Chip und die Dinger ließen sich nur schwer beschaffen und noch schwerer implantieren. Doch Miles hatte Kontakte. Wie die meisten seines P-Levels kannte er viele Typen aus der Szene. Jeder in der Zukunft war einem sogenannten Performance-Level zugeordnet. Menschen ohne diese Kennzeichnung, welche über den ID-Chip unterhalb der Daumenwurzel am Handgelenk ausgelesen werden konnte, waren praktisch nicht existent. Sie hatten kein Anrecht auf Wohnraum, staatliche Zuschüsse oder gar Rechtsbeistand. Sie waren Verstoßene der Gesellschaft. John war so ein Mensch. Doch Miles half ihm gerne. Er veräußerte einen von Johns Diamanten und organisierte Material und einen fähigen Mann, der zwar keine Zulassung mehr hatte, aber den Chip dafür gerne gegen gute Bezahlung in Johns Handgelenk implantierte. Miles hatte sofort gemerkt, dass John diese Form der Klassifizierung eines Menschen zuwider war. Er selbst hatte sich längst daran gewöhnt. Er kannte es gar nicht anders. Die verschiedenen Level hatte es schon sein ganzes Leben gegeben. Die Chips hatte man vor zehn Jahren eingeführt. Es vereinfachte den unterschiedlichen Behörden die Organisation und der Regierung die Überwachung der Grenzen. Es störte ihn nicht mehr. Insgesamt gab es fünf Performance-Level. Er und John waren auf Level zwei. Es war das Level des durchschnittlichen Arbeiters, das von Kellnerinnen und Busfahrern. Level drei und vier waren den Besserverdienenden vorbehalten. Anwälte, Politiker, Unternehmer, eben alle, die aus gutem Hause kamen oder sich hochgearbeitet hatten. Level fünf betraf nur etwa ein Prozent der Weltbevölkerung. Wer dieses Level erreicht hatte, kam in den Genuss sämtlicher Vorteile des 22. Jahrhunderts und war praktisch unantastbar sowie praktisch unsterblich. Bessere medizinische Versorgung, mehr Wohneinheiten und ein Freifahrtsschein zur Fortpflanzung gehörten dazu. Und dann war da noch das erste Level. Sozusagen der Bodenbelag der Gesellschaft. Wer auf diesem Level geboren oder dorthin zurückgestuft wurde, hatte keine Freude im Leben. Immer am Rande des Existenzminimums lebten diese Menschen ihr Leben, ohne Aussicht auf Erfolg oder Eigentum. Man wohnte zu zehnt in kleinen Wohneinheiten und schuftete für einen Hungerlohn. Gleichzeitig wurde man von den Mitmenschen mit Verachtung gestraft. Selbst von denen, die nur ein Level höher waren.
Nachdem John seine Daseinsberechtigung erhalten hatte, war er offiziell bei Miles eingezogen. Der Kollege, der vor ihm in der Wohneinheit gewohnt hatte, war kurzfristig nach L. A. versetzt worden, und so nutzten John und Miles die Gelegenheit. Eigentlich hatte John schon die ganze Zeit auf dem Sofa genächtigt, aber das durfte natürlich niemand erfahren. Inzwischen waren die beiden sehr gute Freunde geworden und John hatte sich weitestgehend eingelebt. Es erstaunte Miles immer wieder, wie kindlich und neugierig John seine Umgebung erkundete. Irgendwann würde er ihn fragen, wo er herkam. Aber nicht so bald. Er hatte das Gefühl, dass John es ihm sagen würde, wenn er es für angebracht hielt.
Nachdem sie ihre Behausung verlassen und in den Aufzug gestiegen waren, überlegte John, wie er heute Abend vorgehen sollte. Eigentlich wollte er sich so unauffällig wie möglich verhalten, doch auch seine Geduld hatte Grenzen. Er war nun seit etwa einem halben Jahr hier und die Sehnsucht nach Leana hatte seine anfängliche Angst vor der neuen Umgebung abgelöst. Das Recherchieren war hier relativ einfach gewesen. Es gab kein Internet, wie es früher einmal war. Vielmehr war
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