Time Travel Inc. - Fast Forward (Die Zeitreise Chroniken) (German Edition)
mit ihrem Beruf liiert gewesen. Irgendwie passte das. John musste lächeln.
Doch besonders beeindruckend war das Todesdatum des Professors. Er hatte stolze 104 Jahre gelebt. John wurde warm ums Herz, als er an den alten Mann dachte. Blieb nur noch eine Anzeige. Alles in ihm wehrte sich dagegen, sie zu betrachten. Er warf sogar einen Blick nach links und rechts, als hätte er Angst, dass ihn jemand dabei ertappen würde.
Leana. Sie war 93 Jahre alt geworden. Auch sie hatte offenbar niemals geheiratet, denn unter den Trauernden der Todesanzeige war kein Ehemann vermerkt. Einerseits war er froh darüber, doch gleichzeitig tat sie ihm leid. Er war aus ihrem Leben verschwunden und sie hatte über ein halbes Jahrhundert alleine gelebt. Kurz fragte er sich, ob sie zwischendurch Beziehungen mit anderen Männern eingegangen war, schüttelte die Vorstellung jedoch schnell wieder ab. Es war ohnehin schon schwierig genug. Unbewusst hatte er die Luft angehalten. Nun atmete er tief durch und begann, ihre Todesanzeige von Anfang an unter die Lupe zu nehmen. Sie war länger als die der anderen. Schnell stellte er fest, dass der Text, welcher sich neben ihrem Foto und oberhalb der Angehörigen befand, aus ihrer eigenen Feder stammen musste. Dies war nichts Ungewöhnliches. John hatte im 21. Jahrhundert viele solcher selbst geschriebenen Texte in den Todesanzeigen der Zeitungen entdeckt. Es war eigentlich eine schöne Idee. So konnte man die Worte, welche nach seinem eigenen Ableben erscheinen würden, selbst wählen und seinen Hinterbliebenen somit einen letzten Gruß senden. Ob sie wohl an ihn gedacht hatte, als sie den Text geschrieben hatte? Vorsichtig, fast ängstlich, las er weiter.
Meine Lieben,
ich blicke zurück auf ein Leben voller Höhen und Tiefen und bin dankbar für die aufregende Zeit, die mir auf Erden gewährt wurde. Von all den Erlebnissen, die mir das Schicksal beschert hat, bereue ich nur das eine: den Verlust meines geliebten John. Er war und wird immer ein Teil unseres Teams bleiben, genauso wie die Türen in meinem Herzen ewiglich für ihn geöffnet sein werden.
Anschließend folgten ein paar liebe Worte, welche offenbar an Freunde und Familie gerichtet waren. John stutzte. Was für ein seltsamer Text. Ob Leana am Ende eventuell nicht mehr ganz bei Verstand gewesen war? Er versuchte, sich ihr Gesicht vorzustellen, älter und wissender. War ihr Haar grau geworden? Hatte sie noch denselben, fröhlichen Ausdruck in den Augen? Er schaffte es nicht, sich eine neunzigjährige Version von Leana vorzustellen. Stattdessen ging er den Text erneut durch. Irgendetwas war merkwürdig daran. Ganz offensichtlich waren die Sätze, die ihn betrafen, seltsam geschrieben. Sie passten dort überhaupt nicht hin. Wirkten zusammenhanglos. Ganz anders als der Rest der Nachricht. Ja, eine Nachricht. So klang das Ganze. Wie eine Botschaft oder ein Hinweis. Schnell verstand er und versuchte, den Sinn darin zu entdecken. Die fremdartig formulierten Sätze waren direkt an ihn gerichtet. Er war sich ganz sicher. "Er war und wird immer ein Teil unseres Teams bleiben." Klingt wie eine nette Floskel, dachte John. Doch vielleicht war es mehr als das. Es könnte bedeuten, dass er auch heute noch Teil der Time Travel Inc. war. Und dann dieser zweite Satz. "Die Türen in ihrem Herzen." Das war so abgedroschen wie aus einem Groschenroman. Es musste mehr dahinterstecken. Geöffnete Türen. Für immer ein Teil des Teams. Es musste dabei um ihre Firma gehen. Sie versuchte, ihm mitzuteilen, dass man ihm Einlass gewähren würde. Dass die Firma, auch nach 100 Jahren, noch wissen würde, wer er war. Das er dazugehörte. Alles andere ergab keinen Sinn.
Er lächelte. Dies war der Beweis, dass Leana und die anderen Tommy auf die Schliche gekommen waren. Dass sie wussten, wo beziehungsweise wann er war. Plötzlich fiel ihm etwas ein. Viktor! Ihn hatte er völlig übergangen. Schnell gab er den Namen ein und durchforstete die Ergebnisse. Was er nun zu lesen bekam, schockierte ihn. Natürlich war klar gewesen, dass auch Viktor inzwischen gestorben sein musste, doch die Art, wie es geschehen war, verursachte in John ein ungutes Gefühl. Sein hartnäckiger Widersacher war ermordet worden. Von wem stand hier nicht, aber es war nur ganz kurz nach Johns unfreiwilliger Reise ins Exil geschehen. Das erklärte zumindest, warum es Van Orten Enterprises in dieser Zeit nicht mehr gab. Auch auf diese Tatsache war John relativ schnell nach seiner Ankunft
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