Time Travel Inc. - Fast Forward (Die Zeitreise Chroniken) (German Edition)
versuchte sich zu orientieren. Er wusste genau, wo er hin wollte, nur hatte er keine Ahnung, wo genau er sich in diesem Moment befand. Die beiden Männer kamen um vor Hunger und beschlossen erst einmal, etwas zu Essen zu organisieren. Da John keinen ID-Chip besaß, war er ausnahmslos auf Miles angewiesen. Sobald sich ihre Wege trennen würden, müsste er seinen Plan schnell in die Tat umsetzen. Ohne virtuelle, finanzielle Mittel würde er keine drei Tage in dieser Stadt überleben. Sie wählten ein Schnellrestaurant aus und Miles führte sein Handgelenk an einen der Scanner. Vor ihnen öffnete sich ein klinisch sauberer, metallisch glänzender Schacht und zwei ordentlich verpackte Mahlzeiten kamen zum Vorschein. Sie setzten sich an einen der Tische nahe am Fenster und aßen gierig. Die Reise war anstrengend gewesen. Trotzdem war John hellwach.
Nach dem Essen unterhielten sie sich noch eine Weile. Doch Miles schien zu bemerken, dass John die Ungeduld plagte. Er wollte endlich loslegen. Zu lange hatte er bereits auf diesen Tag warten müssen. Nun hielt er es keine Minute länger untätig aus.
Nachdem er sich von Miles verabschiedet hatte, versuchte John, sich mithilfe eines der öffentlichen Informationsterminals zu orientieren. An Informationen zu gelangen, war in dieser Zeit ein Kinderspiel. Er hatte sich schon so sehr daran gewöhnt, dass ihm ein Computer des 21. Jahrhunderts sicher wie ein gewöhnlicher Taschenrechner vorkommen würde. Nach wenigen Sekunden erschien eine Adresse auf dem transparenten Screen vor ihm. Mit einer schnellen Handbewegung blendete John eine Karte der Stadt ein und legte eine Route fest. So weit, so gut. Er wollte die Anwendung schon beenden, als ihm ein vertraut aufsässiger Gedanke kam. Er hatte es immer wieder vor sich her geschoben. Zwar hatte er sich, nachdem Miles ihn unter seine Fittiche genommen hatte, als Erstes darum gekümmert herauszufinden, ob es die Time Travel Inc. noch gab, war jedoch nicht tiefer vorgedrungen. Die Existenz des Unternehmens war alles, was er wissen musste, um hier wegzukommen. Er hatte nicht tiefer gegraben. Zum Teil deswegen, weil seine Möglichkeiten in Rio begrenzt gewesen waren, jedoch ebenso aus Angst vor dem, was ihn erwarten würde. Natürlich war ihm längst klar, dass alle Mitglieder seines Teams inzwischen tot waren. Immerhin waren über 100 Jahre vergangen. Dennoch fürchtete er sich davor, die Umstände ihres Todes und dabei insbesondere die von Leana zu erforschen. Doch vielleicht war dies ein Fehler? Möglicherweise würden sie ihm helfen, die Geschehnisse der Vergangenheit zu rekonstruieren. Besser zu verstehen, was eigentlich passiert war. Im Grunde hatte er nun ohnehin nichts mehr zu verlieren. Er war auf dem direkten Weg zu einer Firma, dessen Mitbegründer er einmal gewesen war. Viel verrückter konnte es kaum noch werden! Er riss sich zusammen und begann mit der Recherche. Seine Finger flogen über die hauchdünne Tastatur. Minimale Erhebungen markierten Buchstaben und Nummern. Eine normale Tastatur, mit ihren Rillen und Lücken, erschien ihm inzwischen wie ein Kinderspielzeug. Wie eine der alten Spielekonsolen, die bei Leana im Keller gelegen hatten. Grau und leicht vergilbt. Mit verstaubten Luftauslässen und klapprigen Bauteilen. Vielleicht würde er dem Professor einige dieser neuen Erfindungen beschreiben können, damit die Time Travel Inc. Vorreiter werden könnte? Schnell verwarf er diesen Gedanken. Genau so etwas verabscheute der Professor. Darum hatte er verboten, in die Zukunft zu reisen. Nichts durfte verändert werden!
Es dauerte nicht lange und er hatte sämtliche Todesanzeigen beisammen. Fein säuberlich sortierte er die Fensterchen auf dem Display, schob sie hin und her, ordnete sie nach "Wichtigkeit". Ihn beschlich ein Gefühl der Genugtuung, als er sah, dass Tommy relativ früh verstorben war. Augenblicklich schämte er sich dafür. Zwar hatte er es ihm zu verdanken, in dieser Zeit festzusitzen, konnte den jungen Mann dennoch nicht so sehr hassen. Außerdem konnte er sich noch immer nicht absolut sicher sein, dass Viktor ihn nicht gezwungen hatte.
Schnell ging er zur nächsten Todesanzeige über. Jess hatte ein langes und scheinbar erfolgreiches Leben geführt. Sie hatte einige Preise abgeräumt und war eine große Wissenschaftlerin geworden. Er konnte nicht umhin, noch etwas tiefer zu graben, und stellte verwundert fest, dass sie niemals geheiratet hatte. Diese umwerfend schöne Frau war ihr ganzes Leben lang
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