Time Travel Inc. - Fast Forward (Die Zeitreise Chroniken) (German Edition)
Seite und ging mit energischen Schritten auf Tom zu. Dem Professor klappte der Unterkiefer herunter, Jess schaute mich fragend an, aber ich brachte es nicht über mich, dazwischenzugehen. Diese Sache hatte Tom sich selbst eingebrockt und so primitiv es auch war, sie würden es wie Männer regeln müssen.
»John«, krächzte Tommy mit dünner Stimme, »bitte, ich … Es tut mir leid, was geschehen ist. Können wir nicht -«
Aber weiter kam er nicht. Kaum hatte John ihn auf eine Armeslänge erreicht, verpasste er ihm auch schon einen Kinnhaken, der es in sich hatte. Tommy ruderte mit den Armen, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren. Doch bevor er sich wieder fassen konnte, landete John auch schon den nächsten Treffer. Es fiel kein weiteres Wort. Tom steckte die Prügel beinahe dankbar ein. Und John verlieh seiner Gemütslage damit mehr Ausdruck, als es die schlimmsten Beschimpfungen hätten tun können. Als Tommy schließlich auf dem staubigen Boden landete, hielt John inne und trat schnaufend einen Schritt zurück. Scheinbar ging es ihm nun besser.
Tommy wischte sich mit dem Hemdsärmel über die blutende Lippe und sah John traurig an. Es war offensichtlich, dass er die Prügel einsteckte, um sich selbst besser zu fühlen. Er hatte jeden Hieb verdient.
Johns Haltung erschlaffte. Seine Schultern hingen müde herab und die eben noch zu Fäusten geballten Hände öffneten sich entwaffnet. Langsam drehte er sich um und sah mir direkt in die Augen. Vielleicht war es nur Einbildung, aber er sah aus, als ahnte er, dass nun nichts Erbauliches folgen würde.
Kapitel 23
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Oktober 2018
Curaçao/Karibik
»Bist du bereit?«, fragte André und sah mich forschend an.
»So bereit wie ich war zuvor noch nie ein Mensch«, erwiderte ich lächelnd und zupfte trotzdem noch einmal prüfend an meinem Kleid herum.
»Na dann, legen wir mal los.«
Er sah mich väterlich an und lächelte.
»Du siehst wunderschön aus, Leana.«
»Danke«, erwiderte ich, nicht ohne rot zu werden.
Ich hakte mich bei ihm unter und gemeinsam schritten wir durch die geöffnete Tür, um den anderen so den Blick auf uns freizugeben. Ein wenig nervös schaute ich in die Gesichter. Trotz des unglaublich heißen Wetters waren alle festlich gekleidet. Die Runde war klein und passte problemlos in das kleine, offene Gebäude, welches nun vor mir lag. Ich hörte das Meer rauschen. Es übertönte beinahe die Musik, die aus der kleinen Kapelle drang. Roberta, die mit ihrem Mann zusammen ganz vorne stand, winkte mir aufmunternd zu. Offenbar sah man mir meine Nervosität an. Allerdings drehte sich meine Unruhe mehr um die Tatsache, gerade zu laufen, als um die bevorstehende Vermählung. Um genau zu sein, war ich mir einer Sache noch nie so sicher gewesen. Es gab nicht den leisesten Zweifel. John und ich waren durch die Hölle gegangen. Jeder von uns hatte in "seiner Zeit" alles gegeben, damit wir am Ende zusammen sein konnten. Alle Bedenken und Sorgen waren wie weggewischt. Es wurde nicht mehr kokettiert oder herumlamentiert. Überhaupt gab es nichts mehr zu bereden oder zu analysieren. Wie gehörten zusammen. Selbst ein Blinder hätte das sofort erkannt.
Einen kurzen Moment lang war ich traurig, dass meine Eltern nicht dabei sein konnten. Ich hatte sie im vorletzten Jahr verloren. Der Gedanke an sie schmerzte. Dankbar drückte ich Andrés Arm. Er hatte sich sofort angeboten, mich zum Altar zu führen. Und eigentlich war er für mich ja auch so etwas wie eine Vaterfigur. Was hatten wir nicht alles gemeinsam erlebt? Unsere Bindung war stärker als jemals zuvor und ging inzwischen weit über die berufliche Beziehung hinaus.
Wir erklommen eine kleine Stufe und schritten den vor uns liegenden Mittelgang hinunter. Ein wenig beunruhigten mich die grob gezimmerten Holzdielen, welche eine ideale Stolperfalle abgaben. Ich versuchte mich auf den Weg, der vor mir lag, zu konzentrieren und dabei so elegant wie möglich zu wirken. Vorne lächelte Jess mir entgegen. Neben ihr stand Tommy, der ebenfalls äußerst gerührt wirkte. Es war ein schönes Gefühl, meine Freunde um mich zu haben.
Dabei hatte es eine ganze Zeit gedauert, bis wir uns einig waren, wie wir mit Tommy verfahren würden. Sogar er selber war sich nicht sicher, wie seine Zukunft aussehen sollte. Ihn quälten die Schuldgefühle und an Zusammenarbeit war in der ersten Zeit nicht zu denken. Nachdem wir John ein wenig Zeit gegeben hatten, um sich wieder einzuleben, und ein paar Wochen verstrichen waren,
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