Time Travel Inc. - Fast Forward (Die Zeitreise Chroniken) (German Edition)
in denen die Polizei uns gänzlich aus den Ermittlungen ausgeschlossen hatte, begannen wir die Geschichte aufzuarbeiten. Jeder von uns berichtete über seine Erlebnisse. Wir saßen viele Abende im großen Konferenzsaal und brachten uns gegenseitig auf einen gemeinsamen Stand.
Tommy erzählte von seiner Begegnung mit Viktor im Jahr 1922. Von den Versprechungen, die er gemacht hatte, und von Tommys Angst, das Falsche zu tun. Professor Tyssot machte sich die ganze Zeit über Notizen. Offenbar hatte er sich fest vorgenommen, aus dem Fiasko Erkenntnisse zu ziehen und daraus zu lernen. Ich versuchte, so gut es ging, alles, was John mir bei seinem ersten Rückreiseversuch erzählt hatte, wiederzugeben. Offenbar war der erste Teil seiner Reise in beiden Versionen beinahe identisch verlaufen. Er war in Rio gelandet und hatte großes Glück gehabt, dort einen neuen Freund zu finden. Dank Miles gelang es ihm, nach Amerika einzureisen. Ich erzählte erneut, wie die Reise in der ersten Version laut John verlaufen war. Die anderen kannten die Geschichte schon, doch für John war sie völlig neu und gleichermaßen schockierend. Ich berichtete über seine monatelangen Versuche, Zugang zur Zeitreise-Technologie bei van Orten zu erlangen. Ich beschrieb die Todesumstände des Professors und zu guter Letzt auch das grauenvolle Video, welches John sich hatte ansehen müssen.
Wenn einem von uns bis hierhin der Mord an Viktor noch zu drastisch vorgekommen war, so änderte der Inhalt des Videos alles. Auch wenn ich es selbst nicht gesehen und zum Glück nicht erlebt hatte, konnte ich mir jedes einzelne, blutige Detail lebhaft vorstellen. Für John musste es die Hölle gewesen sein. Schließlich erzählte ich von dem Kontaktmann, mit dessen Hilfe John es geschafft hatte, in unsere Zeit zurückzugelangen. Wie er mich gewarnt hatte und gleichzeitig einen Teil seines Plans verschwiegen hatte. Ich erzählte von dem Brief, welcher uns letztendlich als eine Art Anleitung zu Johns Rettung dienen sollte. Und dann erzählte ich von Viktors letzten Minuten, die Tommy und ich nur teilweise und durch eine halb verschlossene Tür miterlebt hatten.
Obwohl alle außer John mit diesen grotesken Fakten vertraut waren, brauchte das gesamte Team eine lange Pause, nachdem ich geendet hatte. Wir vertraten uns die Füße, gingen einen Kaffee trinken. Es wurde nicht viel geredet und jeder ließ die Dinge für sich Revue passieren.
John hatte mir sehr leidgetan. Es war leicht, über seine Tat zu urteilen. Immerhin hatte er sozusagen die Drecksarbeit für uns erledigt. Niemand von uns wollte nun in seiner Haut stecken. Die ganze Geschichte war völlig absonderlich. Tatsächlich hatte der John, welcher nun mit uns im Labor war, keinen Mord begangen. Und doch war es Teil seiner Geschichte. In den Tagen nach meinen Ausführungen war er sehr still gewesen und hatte sich merklich zurückgezogen. Wir konnten ihm nicht helfen. Es war nun einmal geschehen und es hatte uns allen das Leben gerettet.
Mit der Zeit kehrte mein John, glücklicherweise, Stück für Stück zu mir zurück. Der leidende Gesichtsausdruck schwand und machte Platz für Erleichterung und Tatendrang. Es war, als hätte er eine schwere Krankheit auskurieren müssen und hatte nun erkannt, dass er sein Leben, mit allem, was dazugehörte, zurückerobert hatte.
Im Gegensatz zu meiner Version von Johns unfreiwilligem Zeitsprung wirkte seine geradezu harmlos. Zwar war er, genau wie beim ersten Mal, gemeinsam mit Miles nach Amerika gereist, hatte aber schon in Rio feststellen können, dass die Time Travel Inc. auch in dieser Zukunft noch existierte. Beinahe direkt nach seiner Ankunft in San Francisco war er auf unsere Todesanzeigen gestoßen und hatte tatsächlich meine verschlüsselte Nachricht erhalten und korrekt interpretiert. Durch diese neuen Informationen in seinem Vorhaben bestätigt, war er geradewegs in die Firma einmarschiert und stieß dort keineswegs auf taube Ohren. Die vom Professor verfassten Anweisungen hatten die Zeit überdauert und waren von Team zu Team weitergereicht worden. Somit war es kein Problem für John gewesen, natürlich mithilfe der Forscher, zu uns zurückzugelangen. Obwohl das alles einen Sinn ergab, erschien es mir immer noch völlig unglaublich. Es hätte so viel schiefgehen können. Die Nachricht hätte verloren gehen oder einfach nur nicht beachtet werden können. John hätte etwas zustoßen können. Unzählige Faktoren hätten den Verlauf beeinflussen können. Dass wir
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