Time Travel Inc. - Fast Forward (Die Zeitreise Chroniken) (German Edition)
John hatte? Immerhin hatte dieser allen Grund ihn umzubringen. Plötzlich riss Jess die Augen auf. Scheinbar hatte sie etwas entdeckt. Und tatsächlich, leicht durchscheinend und nur für das geübte Zeitreise-Auge wahrnehmbar, schwebte plötzlich eine Hand vor uns in der Luft. Kaum ein Dutzend Meter von mir entfernt. Vor Freude biss ich mir auf die Zunge und schmeckte augenblicklich den metallischen Geschmack meines Blutes. Doch das war völlig nebensächlich. Es klappte! Er kam wirklich zurück. Ich wollte schon auf die Erscheinung zustürzen, als mich der Professor am Arm zurückhielt.
»Nicht, Leana. Das ist zu gefährlich. Warten wir, bis der Prozess beendet ist.«
Er hatte natürlich recht. Doch die Aufregung ließ mich ungeduldig mit den Füßen scharren. Ich wollte John nur noch in den Armen halten, seinen Geruch einsaugen, seine Stimme hören. Die Materialisierung zog sich endlos hin, zumindest empfand ich das so. Einen Moment lang war ich mir nicht sicher, ob es sich wirklich um John handelte. Doch schließlich spürte ich, wie das Flimmern aus der Luft verschwand. Und vor uns stand er. Einfach so. Als wäre er nur kurz zum Pinkeln hinter einem Baum verschwunden. Ich fühlte mich, als hätte mir jemand eine Last, vom Umfang eines Planeten, abgenommen. Leicht und euphorisch. Schnell studierte ich sein Gesicht. Ging es ihm gut? War er noch der Alte? Wusste er, wo er war?
Er sah etwas ängstlich aus, was aber vermutlich lediglich an seiner Abneigung gegen Zeitsprünge lag. Als bräuchte ich eine Erlaubnis, warf ich dem Professor einen fragenden Blick zu. Doch dieser lächelte nur verzückt und so rannte ich freudestrahlend auf John zu. Beinahe hätte ich ihn durch die Wucht meiner Umarmung umgeworfen. Er musste sich mit seinem ganzen Körpergewicht gegen mich stemmen, um zu verhindern, dass wir beide auf dem Boden landeten.
»John!«
Er schob mich ein Stück von sich weg und hielt mein Gesicht in seinen Händen. Dann sah er mich eindringlich an, strich mir eine Strähne aus den Augen und schien es schlichtweg nicht glauben zu können. Er hatte Tränen in den Augen. Dank der Erzählungen des "ersten" John, konnte ich mir ein Bild davon machen, was er durchgemacht hatte. Doch davon wusste er nichts. In seiner Welt war er nie zurückgekommen, um uns zu warnen. Er hatte Viktor nicht umgebracht, nichts über meinen qualvollen Tod erfahren und es hatte keine Van Orten Enterprises gegeben. Das letzte Mal hatte er mich gesehen, als Tom ihn, in Viktors Auftrag, in die Zukunft geschickt hatte. Das war alles so verwirrend und ich hatte ihm noch so viel zu erzählen, genau wie er mir vermutlich. Doch für den Moment zählte nur dieses unbeschreibliche Glück.
»Ich bin so froh, dass es dir gut geht«, sagte er und seine Stimme zitterte, von Gefühlen überwältigt.
»Ich hatte solche Angst um dich. Wir waren nicht sicher, ob -«, ich brach ab, unsicher darüber, wie ich den Satz vollenden sollte.
»Unsere Leute in der Zukunft waren auf alles vorbereitet. Die wussten genau, was sie mit mir anstellen sollen. Es war so merkwürdig, Leana.«
Wieder fielen wir uns in die Arme und blieben einen Moment regungslos stehen, ohne etwas zu sagen, ohne zu denken. Alles war gut.
Schließlich konnte ich die anderen näherkommen hören. Auch sie wollten John begrüßen. Wir lösten uns widerstrebend voneinander und John kehrte zurück zu seinem alten Team.
Tyssot gab ihm erleichtert die Hand. Seine Freude über den Ausgang dieser Geschichte war unübersehbar.
»John, mein Junge. Schön, Sie wieder bei uns zu haben! Wir waren nicht sicher, ob alles klappen würde. Aber wie es scheint, sind Sie der ideale Zeitreisende. Respekt, mein Lieber. Respekt.«
John wusste offenbar nicht, was er darauf erwidern sollte, und nickte nur geschmeichelt. Ich konnte sehen, wie abgelenkt er von Toms Anwesenheit war. Dieser stand noch immer etwas abseits herum und versuchte sich bedeckt zu halten. Fast tat er mir leid. Fast.
Nun fiel Jess meinem Freund in die Arme und ich war kein bisschen eifersüchtig. Genau wie mir liefen ihr die Tränen ohne Unterlass über das Gesicht. John tätschelte ihr ein wenig ungeschickt die Schulter. Sein Blick ruhte weiterhin auf Tommy. Ich bekam ein ungutes Gefühl. John war erst wenige Minuten zurück. Die Erlebnisse seiner Reise und die damit einhergehende Wut auf meinen verräterischen Freund waren noch ganz frisch.
Wie zur Bestätigung meiner Befürchtungen schob John die schluchzende Jess nun umsichtig zur
Weitere Kostenlose Bücher