Time Travel Inc. - Rewind (Die Zeitreise Chroniken) (German Edition)
des Schlosses Sanssouci. Ich war bereits in der Zukunft ein oder zwei Mal im Park spazieren gegangen und hatte mir die üblichen Verdächtigen angeschaut. Das Orangerie-Schloss, das chinesische Teehaus und natürlich das beeindruckende Schloss Sanssouci selbst. Was die meisten nicht wussten, war aber, dass es im Park neben dem chinesischen Teehaus noch ein weiteres, im chinesischen Stil erbautes Gebäude gab. Das Drachenhaus. Am Südhang des Klausbergs gelegen, hatte der preußische König Friedrich der Große hier seiner Vorliebe für die chinesische Architektur freien Lauf gelassen. Erbaut zwischen 1770 und 1772 war es bis 1934 bewohnbar gewesen und danach zu einem Restaurant umfunktioniert worden. In der Zukunft schon beinahe ganz von den Auswüchsen der Stadt umrahmt, war es hier im Jahr 1921 umgeben von einer Wiese und einzelnen Baumgruppen. Umrundete man das Häuschen und ging einige Meter in den angrenzenden Wald hinein, erreichte man punktgenau meine Zielkoordinaten. Im Labor hatte ich Fotos von der Stelle gesehen, an der ich meinen Wiedereintritt erleben sollte. Doch in dieser Winterlandschaft konnte es schwierig werden, die richtige Stelle auszumachen. Ich konnte mir nicht noch einen Fehlschlag leisten, also wollte ich das Gelände schon mal sichten, um vorbereitet zu sein.
»Wollen wir hier halten und den Rest des Weges laufen?«, fragte ich John und er stimmte sofort zu. Es war zwar kalt, doch der Himmel war klar und die Sonne schien glitzernd auf die schneebedeckte Umgebung. Wir hielten in der Nähe des Orangerie-Schlosses und gingen den langen, rechts und links mit Bäumen gesäumten Weg zum Drachenhaus entlang. Kurz bevor wir es erreichten, entfernten wir uns vom üblichen Pfad, um eventuell anwesende Bewohner des Hauses nicht auf uns aufmerksam zu machen.
»Vorsicht, es ist glatt hier«, warnte mich John und bot mir seinen Arm an.
Eng aneinandergeschmiegt brachten wir den restlichen Weg hinter uns und erreichten schließlich das kleine Wäldchen. Es herrschte eine merkwürdig unwirkliche Stimmung hier zwischen den Bäumen. Die wenigen Bewohner des Waldes, die sich nicht zum Winterschlaf niedergelegt hatten, machten geheimnisvolle Geräusche. Ich untersuchte ein paar Stellen, die mir vielversprechend vorkamen, doch noch hatten wir den Wiedereintrittsort nicht entdeckt. Der Professor lachte mich zwar jedes Mal aus, wenn ich es behauptete, aber ich konnte die Energie manchmal spüren. Nicht jedes Mal, doch wenn sie da war, erfüllte sie mich mit einem angenehmen Surren. Gleichzeitig ein wenig bedrohlich, versprach die Nähe der unterirdischen Energie aber auch eine Art Sicherheit. Wenn alles gut ging, würde ich schon bald wieder Internet, Mikrowellen und nervige Werbespots um mich haben. Nur John wäre dann nicht mehr bei mir.
»Hey, hast du das hier gesucht?«, rief John etwas entfernt und deutete auf einen kleinen Graben, eine Art Riss in der gefrorenen Erde.
»Ja, das muss es sein«, sagte ich und ging zu ihm herüber.
Es war unverkennbar die richtige Stelle. Der Riss war etwa drei Meter tief und einen halben Meter breit. Ich erkannte ihn sofort an der fast rechtwinkligen Krümmung in der Mitte. Hier war es also. Eine Weile standen wir schweigend in der Kälte und niemand wusste, was nun zu tun war. Es gab nichts zu sagen. Die Zukunft war greifbar, auf die eine oder andere Weise.
»Es ist ganz schön kalt hier. Lass uns verschwinden, Liebes«, brach er schließlich das Schweigen und wir machten uns auf den Rückweg.
Auf der gesamten Fahrt zurück nach Berlin sagte keiner von uns etwas. Jeder ging seinen ganz eigenen Gedanken nach und versuchte, das Unausweichliche zu verdrängen.
Zurück im Hotel wärmten wir uns mit einem gemeinsamen Bad. Wir hatten uns im berühmten Adlon Kempinski eingemietet. Natürlich wusste nur ich, dass es eines der berühmtesten Hotels Deutschlands war, es wurde schließlich erst vor etwa 14 Jahren eröffnet. Unser Zimmer befand sich in dem Teil des Hauses, welcher im Zweiten Weltkrieg fast vollständig zerstört wurde. Nach wie vor war es ein komisches Gefühl für mich, zu wissen, dass dies alles erst noch passieren würde. Dank meines gut gehüteten Reichtums, in Form von Bargeld und den restlichen Diamanten, konnten wir uns ein bombastisches Zimmer, inklusive luxuriöser Badewanne leisten. Wir hatten auch einen Kamin und während das Feuer leise vor sich hinprasselte, ließen wir es uns im dampfenden Wasser gut gehen. Wir hatten uns Champagner auf das Zimmer
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