Time Travel Inc. - Rewind (Die Zeitreise Chroniken) (German Edition)
schluckte.
»Weißt du noch?«, stocherte sie weiter. »Ich habe übrigens gehört, dass sie die Täter beinahe gefasst hätten. Die Zeitungen schrieben, dass es wohl auch eine weibliche Komplizin gegeben haben soll. Und dann hätten sie sie in Gainesville beinahe erwischt. Es gab eine Schießerei und das alles. Aber am Ende sind sie davongekommen. Jedenfalls habe ich nichts Gegenteiliges mehr gelesen. Du vielleicht?«
»Nein. Aber, um ehrlich zu sein, habe ich mich damit auch nicht mehr beschäftigt. Ich hatte so viel zu tun auf der Reise«, erwiderte ich und registrierte aus dem Augenwinkel, dass John sich die Hand auf die Seite gelegt hatte. Die Erwähnung der Schießerei brachte die Erinnerung an die Schmerzen.
»Ja, wenn man mit ihr unterwegs ist, wird es nie langweilig«, sagte er dann grinsend und legte mir einen Arm um.
»Oh ja, da hast du recht, mein Lieber!«, stimmte Mary zu und holte tief Luft. »Ich denke dabei nicht nur an die Sache mit dem Diebstahl, da wäre ja auch noch die Panne mit dem Zug und dieser Vorfall in Tulsa. Man kann ja froh sein, wenn sie ohne Blessuren und Knochenbrüche heimkommt!«
»Tulsa?«, fragte John mit hochgezogener Augenbraue.
»Na, diese Unruhen dort, in Greenwood. Unsere liebe Mai dachte, sie spaziert da mitten rein und schaut sich das Ganze mal aus der Nähe an. Zack! Da hatte sie schon einer von diesen Verrückten am Wickel und hat ihr ordentlich eins übergezogen. Ein Glück, dass dein Professor so plötzlich zur Stelle war damals. Das hätte mächtig ins Auge gehen können.«
»Dein Professor?«, sagte John und warf mir einen fragenden Blick zu, so als wolle er wissen, was genau Mary über mich und meine Reise eigentlich wusste.
»Ja, er hat sie damals aufgegabelt oder zumindest das, was von ihr übrig war, und sie zurück ins Hotel gebracht. Wie geht es ihm eigentlich?«
»Oh, ich glaube, er wollte auch wieder nach Europa, so wie ich«, sagte ich und hoffte, dass ich damit recht hatte und André heil in Frankreich angekommen war.
Es wurde allmählich Zeit, sich auf den Weg zum vereinbarten Treffpunkt zu machen, und John bezahlte die Rechnung.
Als wir mit den anderen Teilnehmern der Tour zusammentrafen, nahm er mich zur Seite und fragte: »Ich nehme an, dass dir der Übergriff während irgendwelcher Massenunruhen bei all deinen Geschichten, die du mir in letzter Zeit erzählt hast, entfallen ist?«
Erst jetzt fiel mir auf, dass ich ihm bloß gesagt hatte, dass der Professor hergekommen war, nicht aber, warum.
»Nun, um ehrlich zu sein, ja. Ich wollte nicht so weit ausholen. Außerdem ist ja auch nichts passiert.«
»Aber der Mann ist scheinbar deswegen in der Zeit zurückgereist. Das macht man doch nicht einfach so«, beharrte er.
»Es gab da wohl eine Todesanzeige in der Zeitung …«, nuschelte ich.
»Du wärst gestorben? Also wenn er nicht dazugestoßen wäre, wärst du jetzt tot?«, sagte er aufgebracht.
»Schsch!«, ermahnte ich ihn, als ich bemerkte, dass sich Mary und ihr Nebenmann bereits zu uns umdrehten.
»Wie ich schon sagte, es ist ja alles gut gegangen.«
»Aber es ist doch verrückt. Stell dir vor, du könntest alles ändern, was geschehen ist. Ich meine, man könnte so vieles verhindern, so vieles beschleunigen.«
»Genau das ist es, was Professor Tyssot Sorgen macht«, klärte ich ihn auf. »In den falschen Händen wäre so eine Zeitmaschine gefährlich. Jemand könnte sich selbst an die Macht bringen. Alles kontrollieren, verstehst du? Oder er könnte den Lauf der Dinge so verändern, dass es verheerende Konsequenzen für uns alle hätte. Zeitreisen sind kein Spaziergang. Ein falsches Wort oder ein falscher Schritt und schon bist du Schuld, dass Hitler den Krieg gewinnt.«
»Wer?«, fragte John verdutzt.
»Ach, niemand. Vergiss es! Komm, sehen wir uns meine Heimat an«, wechselte ich das Thema und wir schlossen zu den anderen auf.
Die Tour umfasste einige der bekanntesten Sehenswürdigkeiten Berlins, doch am besten gefiel mir schon immer das Brandenburger Tor. In der Zukunft verband ich damit vorrangig die Zeit des Kalten Krieges, die Teilung Deutschlands. Doch hier war das noch kein Thema. Der Führer erklärte uns, dass das Bauwerk zwischen 1788 und 1791 errichtet worden sei und dass hoch oben die Quadriga mit der Siegesgöttin Victoria zu sehen sei. Wieder musste ich an einen Fernsehbericht denken, den ich in der Zukunft einmal gesehen hatte. Um die Siegesgöttin zu reinigen, musste sie unter schwersten Bedingungen
Weitere Kostenlose Bücher