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Time Travel Inc. - Rewind (Die Zeitreise Chroniken) (German Edition)

Time Travel Inc. - Rewind (Die Zeitreise Chroniken) (German Edition)

Titel: Time Travel Inc. - Rewind (Die Zeitreise Chroniken) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Newman
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halb zerstört war und neben dem sie Anfang der Sechziger einen in meinen Augen grotesk wirkenden Turm hochgezogen hatten, der an einen Legostein erinnerte. 1921 war die Kirche jedoch unbeschädigt und erstrahlte durch die helle Morgensonne in voller Pracht. Von außen wirkte sie durch ihre fünf großen Türme wie ein riesiges Märchenschloss. Im Inneren waren die hohen Decken mit prachtvollen Mosaiken gestaltet. Es war der perfekte Ort für eine Heirat. Auch wenn sie überstürzt und ohne Gäste stattfinden musste. Es war eine kurze und gleichzeitig passende Zeremonie. John wusste, dass ich nicht religiös war, und er selbst war auch kein Heiliger. Es ging hier um so viel mehr als einen Bund vor Gott. Es ging darum, eine Spur zu hinterlassen. Einen Beweis für unsere Liebe.
    Nachdem John und ich uns feierlich geküsst hatten und die Trauung vollzogen war, verabschiedeten wir uns vom Pfarrer, der für seinen spontanen Einsatz ganz weltliche dreißig Reichsmark entgegennahm, und gingen zu dritt im Adlon essen. Am Nachmittag wollte Mary aufbrechen, um zu ihrer Tante nach Hamburg zu fahren. Allmählich machte ihr die Schwangerschaft zu schaffen und es wurde Zeit, dass sie sich etwas Ruhe gönnte und umsorgt wurde. Es war der 21.12.1921. Unser Hochzeitstag. Wir hatten keinen besonderen Einfluss auf das Datum gehabt, weil wir uns nach den Terminen des Pfarrers richten mussten. Doch das Datum gefiel mir. Es war, genau wie unsere Verbindung, etwas Besonderes.
    »Und, was habt ihr zwei nun vor? Flitterwochen?«, fragte Mary lächelnd und strich sich über ihren immer deutlicher hervorstechenden Bauch.
    »Ja, so etwas in der Art«, erwiderte ich bedrückt.
    Das alles kam mir wie ein schlechter Traum vor. All die Vorfälle, Viktor, John, unsere Heirat. So kurz vor meiner Abreise lag die Last der bevorstehenden Trennung schwerer als in all den Wochen zuvor auf meiner Seele. Immer und immer wieder hatte ich mir überlegt, ob ich John bitten sollte, mit mir zu kommen, nur um den Gedanken sofort wieder zu verwerfen. Er gehörte nicht ins 21. Jahrhundert. Was, wenn unsere Beziehung, nein, unsere Ehe, in die Brüche gehen sollte? Vielleicht gäbe es für ihn keine Möglichkeit zurückzukehren. Vielleicht würde er in der Zukunft unglücklich sein? Ich konnte mir kein Bild von dem machen, was dort gerade los war. Vielleicht waren Tommy und der Professor schon längst gefeuert und ich wurde von Viktors unfreundlichen Leuten empfangen werden. Oder schlimmer, niemand machte sich die Mühe, mich zurückzuholen. Dann könnte ich wenigstens bei John bleiben. Auf jeden Fall hatte ich beschlossen, dass er keinesfalls mit mir gehen konnte. Es war einfach nicht richtig.
    »Ich freue mich jedenfalls, dass ihr nun den Bund fürs Leben geschlossen habt, wenn es auch etwas überfallartig ablief«, fuhr Mary fort.
    »Ich werde dich schrecklich vermissen«, sagte ich und drückte ihre Hand über den Tisch hinweg.
    »Ach, mach dir keine Gedanken. Wenn das Baby erst mal da ist, kommt ihr mich besuchen. Dann zeigt meine Tante euch Hamburg. Es ist zwar nicht Berlin, aber auch nicht zu verachten«, plapperte sie voller Vorfreude.
    Es versetzte mir einen Stich, dass ich sie nie wiedersehen würde. Andererseits hatte ich das bereits zwei Mal angenommen, seitdem ich hier war. Und doch kreuzten sich unsere Wege immer wieder. Es war allerdings zu bezweifeln, dass Mary es schaffen würde, mir im Jahr 2016 über den Weg zu laufen.
    »Ja, wir besuchen dich«, versprach ich und blinzelte eine Träne weg.
    John legte mir unter dem Tisch eine Hand auf mein Knie und drückte es zärtlich. Er wusste, wie schwer diese ganze Sache für mich war. Warum hatte ich auch gegen alle erdenklichen Zeitreiseregeln verstoßen müssen? Ich hatte eine tiefe Freundschaft mit Mary begonnen und mich in einen draufgängerischen Mann verliebt. Wie dumm konnte Frau sein?
     
    Etwas später brachten wir Mary zum Bahnhof und standen am Bahnsteig, bis der Zug in der Ferne immer kleiner wurde und schließlich ganz verschwand. Sie war fort. John umarmte mich und eng aneinandergekuschelt gingen wir zurück zum Hotel. Wenn mir dieser Abschied bereits so schwerfiel, wie würde es dann erst bei meiner geplanten Rückreise werden? Ich schüttelte den unerfreulichen Gedanken hinfort und schmiegte mich noch näher an John.

Kapitel 19
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    Juni 2016
    Alpes-du-Sud, Frankreich
     
    Es war, als hätte das Schicksal seine schützende Hand über sie gehalten. Tagelang hatten Tom und der Professor hin

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