Time Travel Inc. - Rewind (Die Zeitreise Chroniken) (German Edition)
sich hinter einen massiven Aktenschrank geflüchtet und hielt sich wimmernd an einem Heizkörper fest. Wut keimte in Viktor auf und überschattete das ungute Gefühl, welches das immer bedrohlicher wirkende Energiefeld verursachte.
Währenddessen holte Tommy noch einmal kräftig aus und schlug seinem Gegner, welcher einfach nicht von ihm ablassen wollte, direkt auf die blutende Öffnung an seinem Kopf. Das gab ihm den Rest. Er sackte zusammen und begrub Tom unter sich.
»Los jetzt!«, brüllte der Professor von oben. »Kommen Sie, Mann!«
Tommy wuchtete den schweren Körper zur Seite und zog sich mit beiden Händen am Treppengeländer hoch. Ihm war schwindelig und sein Bein blutete wie verrückt. So gut es ging, beeilte er sich, die Treppe hinaufzuhumpeln, und erreichte die Tür, als es unter ihm schlagartig still wurde und alle Dinge im Raum plötzlich erstarrten. Aktenordner, Stühle und Mülleimer hingen einfach regungslos in der Luft. Ein leises Vibrieren erfüllte das Labor und Tommy machte einen letzten Schritt nach vorn. Tyssot griff nach seinem Arm und zog ihn in die Zentrale. Dann drehte er sich um und schleuderte die schwere Tür ins Schloss.
Im selben Moment gab es einen bebenden Ruck. Es war eine Art Implosion und Viktor verlor seinen Halt an der Säule. Er schlitterte über den Boden, vorbei an Schreibtischen und herumliegenden Gegenständen in die Mitte des Raumes.
Der Professor und Tommy hechteten unter die Schaltkonsole und schlossen die Augen. Unter ihnen rumpelte und vibrierte es noch einige Sekunden und dann war es plötzlich ganz still.
Kapitel 20
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Februar 1922
Potsdam, Deutschland
Es war noch sehr früh am Tag, aber die ersten Sonnenstrahlen bahnten sich bereits ihren Weg durch die dünne Wolkendecke. John und ich gingen erneut die lange Allee vom Orangerie-Schloss zum Drachenhaus entlang und hielten uns dabei an den Händen. In wenigen Augenblicken schon würde ich in die Zukunft zurückreisen und ihn vermutlich nie wiedersehen.
»Sag mal?«, unterbrach er die Stille des anbrechenden Tages. »Als du mich damals nach unserem Familiengrab gefragt hast, wolltest du da wissen, wo ich einmal begraben sein werde?«
»Ja«, erwiderte ich kleinlaut.
»Weißt du, ich glaube, ich werde mich woanders beisetzen lassen, dann hast du es etwas schwerer«, sagte er grinsend, doch seine flapsige Art war nur gespielt.
»Mach keine Scherze, John. Ich werde dich so sehr vermissen. In ein paar Minuten wirst du für mich bereits tot sein, begreifst du das nicht?«, wimmerte ich wütend.
Es stimmte. In dem Moment, in dem ich diese Zeit verlassen und in das Jahr 2016 zurückkehren würde, wäre er tot.
»Ist ja gut«, sagte er und nahm mich in den Arm. »Mach dir keine Sorgen. Das wird schon.«
Er versuchte, mich zu trösten, dabei war er selbst am Boden zerstört. Ich konnte mir vorstellen, dass er sich unglaublich hilflos fühlen musste. Vermutlich versuchte er, Stärke zu beweisen, indem er mich beruhigte, doch es war ihm deutlich anzumerken, dass seine Gefühle rotierten.
Wir erreichten das kleine Wäldchen und stampften durch den Schnee zu dem Ort, welcher uns für immer voneinander trennen würde. Unsere Fußspuren, vom letzten Mal als wir uns hier umgesehen hatten, waren fort. Alles sah friedlich und unberührt aus. Fast schon verräterisch schön. Ich weiß nicht, was ich mir vorgestellt hatte. Einen regnerischen, ungemütlichen Tag? Einen Abschied wie in Casablanca? Es war friedlich und klar. Die Luft roch nach Schnee und wenn ich nicht wüsste, was gleich auf mich zukommen würde, hätte ich mich pudelwohl gefühlt.
»Es fühlt sich so unwirklich an«, sagte ich und vergrub mein Gesicht an seinem Hals, um seinen wundervollen Geruch noch einmal in vollen Zügen zu genießen. Es würde das letzte Mal sein.
»Ja, ich weiß«, sagte er und hielt mich ganz fest.
So blieben wir, eng umschlungen, eine ganze Weile beieinander stehen und warteten auf ein Wunder. Doch es geschah nichts. John hatte darauf bestanden, dabei zu sein, wenn der Wiedereintritt stattfinden würde. Ich fand das in Ordnung. So konnte ich wenigstens bis zum letzten Moment sein Gesicht sehen. Allmählich wurde es Zeit. Wir küssten, streichelten, bedachten uns mit Liebesbekundungen. Wir taten alles, damit nichts ungesagt blieb. Schließlich gab John mir einen langen, verzweifelten Kuss und schob mich dann ein Stück von sich fort. Ich wischte mir die Tränen vom Gesicht und trat meinerseits einen Schritt zurück. Noch
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