Time Travel Inc. - Rewind (Die Zeitreise Chroniken) (German Edition)
zurückgekommen, ich meine in Gainesville?«
»Nun ja, es gab damals eine etwas prekäre Situation, welche mich zwang, spontan umzudenken«, erklärte ich und lehnte mich gegen John, während ich begann, den beiden die Geschichte zu erzählen.
Wir unterhielten uns die ganze Nacht. Es gab so viel zu berichten und aufzulösen. All die Fragen, die mich während meiner Reise gequält hatten, fanden nun ihre Antworten. Es war wie ein riesiges Puzzle. Ich lieferte ein Datum oder eine Situation und der Professor und Tommy erbrachten das passende Gegenstück. Wir hörten erst auf, als Tommy schon beinahe auf meinem bequemen Lesesessel eingeschlafen war. Es war ohnehin der reine Wahnsinn, dass er mit seiner Verletzung nicht direkt ins Krankenhaus gegangen war, aber er hatte sich nicht abbringen lassen.
Ich begleitete die beiden zur Tür, und als Tommy den Fahrstuhl holte, flüsterte der Professor mir zu: »Was ist mit … unserem Schatz?«
»Ich habe ihn an einen sicheren Ort gebracht«, beruhigte ich ihn. »Er ist in Berlin. Wir werden uns morgen darum kümmern.«
Ich drückte seine Hand und gab ihm einen kleinen Kuss auf die Wange zum Abschied. Mit euphorischer Miene drehte er sich um und stieg zu Tommy in den Fahrstuhl.
Nachdem der Professor und Tommy gegangen waren, ging ich schnell ins Bad und warf einen Blick in den Spiegel. Das, was ich vor mir sah, war nicht nur erschreckend, sondern irgendwie auch verändert. Meine Haare standen wild ab und mein Make-up, beziehungsweise das, was davon übrig war, sah aus wie ein Verkehrsunfall. Gleichzeitig sah ich aber eine neue, veränderte Leana vor mir. Ich betrachtete den Ring an meinem Finger. Sah so eine Ehefrau aus? Ich versuchte, mein Aussehen ein wenig zu optimieren, und kehrte dann zurück ins Wohnzimmer. Dort fand ich John friedlich schlafend vor. Er bot ebenfalls einen veränderten Anblick dar. Eigentlich war er noch derselbe wie vor 24 Stunden. Und doch, wie er so da lag, auf meinem Designersofa, in meiner Wohnung, im Jahr 2016. Ich legte eine Decke über ihn und räumte die Gläser weg. Dann verwarf ich den Gedanken, den Rest der Nacht allein in meinem Bett zu verbringen und kuschelte mich stattdessen an Johns Seite auf das Sofa. Noch bevor mein Kopf eines der Kissen berührt hatte, war ich bereits eingeschlafen.
Nachdem ich John am nächsten Tag die Vorteile eines Badezimmers des 21. Jahrhunderts erklärt hatte, bestellte ich bei meiner Lieblingsbaguetterie ein üppiges Frühstück. Zwar war es bereits früh am Nachmittag, aber ich hatte Lust darauf.
Wir saßen gemeinsam am Tisch und John konnte seine Augen nicht vom Fenster abwenden.
»Ich hätte nie gedacht, dass sich alles so verändert«, sagte er und kaute genüsslich auf seinem Croissant herum.
»Was genau meinst du?«, fragte ich.
»Na, die Häuser. Die Straßen. Und vor allem die Kleidung! Es ist alles so verrückt. Ich hatte immer gedacht, ich würde nie wieder höhere Gebäude als in New York sehen. Und ich dachte, Frauen, die Hosen tragen, wären nur eine Modeerscheinung und würden wieder verschwinden. Aber gerade eben lief da unten eine Frau vorbei, die etwas anhatte, das ich bestenfalls als Gürtel beschreiben würde. Ich fürchte aber, dass es ein Rock sein sollte.«
Ich lachte. Es musste sehr spannend sein, eine neue Welt zu erkunden. Bei meinen Reisen in die Vergangenheit hatte ich immer ungefähr gewusst, was mich erwartete. Die Städte und die Mode waren keine Überraschung für mich gewesen. John musste sich fühlen wie in einem Jules-Verne-Roman.
»Warte nur, bis wir uns richtig ins Getümmel stürzen. Ich fürchte, du wirst aus dem Staunen nicht mehr herauskommen«, prophezeite ich, obwohl mir klar war, dass John hierzu erst einmal eine anständige Identität benötigte.
Nachdem wir unser Mahl beendet hatten, kleidete ich John mit einigen Überbleibseln aus Viktors und meiner Beziehung ein. Ich hatte nach unserer Trennung immer wieder vergessen, ihm seine Klamotten zurückzugeben, und nun kamen sie gerade recht. Es war ein seltsames Gefühl, John in diesen Sachen zu sehen, zumal Viktor vermutlich gerade in einer äußerst unschönen Situation feststeckte oder möglicherweise nicht mehr am Leben war. Dennoch. In der gerade geschnittenen Jeans und einem dünnen, schwarzen Pullover mit V-Ausschnitt sah er aus, wie jeder andere erfolgreiche und dynamische Mann dieser Zeit.
Ich selbst war dankbar, mich endlich wieder in meine bequemen Klamotten werfen zu können. Ich trug meine
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