Time Travel Inc. - Rewind (Die Zeitreise Chroniken) (German Edition)
traute er sich nicht, Kontakt zur Außenwelt aufzunehmen. Er war sich sicher, dass die Computer überwacht wurden. Und die Telefone waren alle bloß an das interne Netz gekoppelt. Keine Chance, nach draußen zu telefonieren. Er konnte nur hoffen, dass der Professor, wie immer, alles unter Kontrolle hatte und dass sie es zum Wiedereintrittsort schaffen würden.
Kapitel 8
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Juni 1921
New Orleans, Louisiana
Es war frustrierend. Seit Tagen durchkämmten der Professor und ich die Stadt und es fehlte noch immer jede Spur von Jim Tyson. Wir waren in sämtlichen Spelunken und fragwürdigen Etablissements gewesen. Er war einfach nirgendwo zu entdecken. Möglicherweise war er nie in New Orleans angekommen. Das würde allerdings all unsere Recherchen Lügen strafen. Er musste einfach hier sein. Irgendwo in dieser wahnsinnigen Stadt, die voller Leben war. Ich verbot mir jeden Zweifel an Professor Tyssots Erinnerungen. Ich wollte nicht akzeptieren, dass alles umsonst gewesen sein könnte.
»Wir sollten es für heute gut sein lassen«, meinte der Professor und legte etwas Geld auf den Tresen vor sich. »Es ist spät und hier scheinen sie gleich die Bürgersteige hochzuklappen.«
»Ja, gehen wir«, erwiderte ich und gähnte ausgiebig.
Wir schlenderten die Church Street entlang und keiner sagte ein Wort. Es gab nichts zu besprechen. Wenn wir Tyson nicht ausfindig machen konnten, wäre die ganze Reise sinnlos. Hinter uns brüllte jemand laut "Tom!". Wir drehten uns automatisch um und gleichzeitig ging uns auf, wie dumm diese Aktion eigentlich war. Natürlich handelte es sich bei dem Mann auf der anderen Straßenseite nicht um Tom Peterson. Schweigend sahen wir uns an und setzten unseren Weg fort.
Nun plagte mich das Heimweh. Ob es Tom gut ging? Tyssot hatte ihn allein zurückgelassen und nach allem, was er mir erzählt hatte, ging es dort heiß her. Mein lieber Ex-Freund und sein Erzeuger würden sicher keine Gelegenheit auslassen, um Tommy auf den Zahn zu fühlen. Er musste die beiden nun ganz alleine hinhalten und das war, meiner Einschätzung nach, nicht seine Stärke. Er war eher der kameradschaftliche, nette Typ von nebenan. Niemand in den man sich verliebte. Eher der Mann, den man anruft, wenn der Freund mit einem Schluss gemacht hat. Jedenfalls hatte ich das so gehandhabt.
Wir überquerten die Poydras Street und sahen einige junge Pärchen in den Häusereingängen herumturteln. Es war eine milde Nacht. Ideal, um verliebt zu sein und sich, um nichts Sorgen machen zu müssen. Unsere Stimmung war im Keller, als wir die Canal überquerten und schon fast beim Hotel angekommen waren.
»Leana, schauen Sie, da«, sagte der Professor plötzlich in die Stille hinein.
Er hatte einen kleinen Eingang ausgemacht. Scheinbar ein weiterer Jazzklub. Ich hatte inzwischen genug von diesen Klubs. Dank der Prohibition waren entweder keine Drinks vorhanden oder sie waren grauenvoll. Überall wimmelten diese aufgetakelten Mädchen herum. Sie schäkerten mit den Männern, betranken sich und trugen viel zu viel Make-up. Unwillkürlich musste ich an Mary denken. Ich vermisste sie. Obwohl wir uns nur kurze Zeit gekannt hatten, war sie mir eine liebe Freundin geworden. Diese ganze Reise brachte bisher nur trübe Gedanken und Erlebnisse mit sich.
»Ein letzter Versuch für heute? Was meinen Sie?«
»In Ordnung, Professor. Aber dann nichts wie ab ins Bett. Mir tut schon alles weh vor Müdigkeit«, erwiderte ich lustlos.
»Ja, versprochen. Los, gehen Sie vor.«
Wir betraten den großen, schummrig beleuchteten Raum und setzten uns an einen der Tische. Auf der Bühne spielte gerade ein einzelner Saxofonist ein verwirrend klingendes Lied. Ich hatte Jazz noch nie gemocht. Man konnte nicht dazu tanzen und entspannend fand ich es auch nicht. Es war einfach nur wirres Zeug. Nichtssagende Töne, die, meiner Meinung nach, vollkommen willkürlich aneinandergereiht wurden. Leider war es der Musikstil dieser Zeit. In diesem Jahrzehnt war der Chicago-Jazz schwer angesagt. Es handelte sich hierbei um eine ganz neue Stilrichtung des Genres. Doch ich war nicht in der Lage, den einen vom anderen Jazz zu unterscheiden. Ich versuchte, mich auf die Menschen im Raum zu konzentrieren und die Musik zu ignorieren. Wir bestellten uns zwei Kaffee und schauten uns abwechselnd im Klub um. Scheinbar handelte es sich erneut um eine Pleite. Ein paar Damen in Abendkleidern und die dazugehörigen Herren besetzten die Tische um uns herum. Hier und da war ein
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