Time Travel Inc. - Rewind (Die Zeitreise Chroniken) (German Edition)
Einzelgänger dazwischen. Aber kein Jim Tyson weit und breit.
Das Lied, auch wenn es diese Bezeichnung meiner Meinung nach nicht verdient hatte, war inzwischen zu Ende und eine Dreier-Combo betrat die Bühne. Ein Mann am Piano, ein weiterer am Saxofon und … war das möglich? Jim Tyson in Persona am Kontrabass.
Professor Tyssot hatte es noch nicht bemerkt. Er blickte peinlich berührt zu Boden, als ich ihn am Arm zwickte, um seine Aufmerksamkeit nach vorne zu lenken. Scheinbar hatte er eine der Kellnerinnen etwas zu genau betrachtet. Nun verstand er endlich, was ich von ihm wollte, und sah zur Bühne. Ich befürchtete, dass seine Augen aus ihren Höhlen springen würden, so sehr hatte er sie bei Tysons Anblick aufgerissen.
»Professor!«, zischte ich. »Starren Sie ihn nicht so an! Er wird uns noch bemerken und verdächtig finden.«
»Oh, ja. Natürlich.«
Er senkte den Blick und tat, als würde ihn irgendetwas in seiner Kaffeetasse ungemein faszinieren. Doch man konnte die angespannte Aura, die ihn umgab, praktisch mit den Händen greifen.
»Er ist es doch oder etwa nicht?« Unsicher trommelte Tyssot mit den Fingern auf dem Tisch herum.
»Leana!«, blaffte er mich leise an. »Ist er das?«
»Ja, Professor. Ich denke schon. Er sieht Ihnen verdammt ähnlich. Ihm fehlt ein Finger und das Alter scheint auch zu passen. Er muss es sein. Ganz sicher.«
Keiner von uns sagte ein weiteres Wort, bis die Musik verstummte und die drei zu einem neuen Song ansetzten. Entweder mochte ich Jazz noch weniger, als ich dachte, oder diese Band war wirklich furchtbar schlecht. Irgendwann gab der Professor mir ein Zeichen und wir verließen das Lokal. Nachdem wir uns ein paar Meter entfernt und in einem Hauseingang versteckt hatten, sprudelten unsere Gedanken nur so heraus. Was tun? Wieso spielte er Bass? Wussten wir das? Hatte Professor Tyssots Vater davon erzählt? Fragen über Fragen. Doch bevor wir einen sinnvollen Plan schmieden konnten, flog ein paar Häuser weiter die Tür auf und Tyson stand mitten auf der Straße. Er war gerade im Begriff, sich eine Zigarette anzuzünden, als er sich auch schon in die andere Richtung gedreht und auf den Weg, wer weiß wohin, machen wollte. Uns blieb keine Zeit. Wir warfen uns einen flüchtigen Blick zu und nahmen die Verfolgung auf. Nach einem oder zwei Blocks bog er in eine der Querstraßen ab und hätte uns beinahe bemerkt, als er kurz innehielt, um ein vorbeifahrendes Auto abzuwarten.
»Puh, das war knapp«, flüsterte der Professor.
»Ja, wir müssen besser aufpassen.« Ich konnte das Blut durch meine Ohren rauschen hören.
Etwa zehn Minuten später hatte Tyson sein Ziel erreicht. Es handelte sich dabei um ein recht baufällig wirkendes Haus im typisch französischen Stil der Kolonialzeit. Er verschwand darin und wenige Momente später ging im ersten Stock ein Licht an. Was nun? Sollten wir hier warten?
»Leana, Sie gehen am besten zurück ins Hotel. Ich werde hierbleiben, für den Fall, dass er wieder auftaucht. Ich vermute aber, dass dies hier seine Unterkunft ist, also wird er sicherlich den Rest der Nacht im Haus bleiben.«
»Aber Sie können doch nicht ewig hier verharren, Professor. Und was, wenn er doch noch woanders hingeht? Woher soll ich dann wissen, wo Sie sich befinden?«
»Das müssen wir hinnehmen. Gehen Sie zurück und ich bleibe hier. Morgen früh lösen Sie mich ab, dann kann ich ein paar Stunden schlafen und den Rest unserer Ausrüstung besorgen. Danach übernehme ich die nächste Beschattung.«
»In Ordnung, wenn Sie meinen.«
Widerwillig warf ich noch einen letzten Blick auf das Fenster im ersten Stock und machte dann kehrt, um zum Hotel zu laufen. Während ich die Straße entlangging, schaute ich mich immer wieder um, als könnte der Professor plötzlich vor meinen Augen verschwinden. Undenkbar, jetzt zu schlafen! Jegliche Müdigkeit war wie weggefegt. Aber ich musste fit sein, um den Professor abzulösen.
Im Hotel angekommen, warf ich mich in meinen Klamotten auf das Bett. Falls etwas Unvorhergesehenes geschehen würde, wäre ich jederzeit bereit zum Aufbruch. Es dauerte eine halbe Ewigkeit, bis meine Augenlider endlich schwer wurden. Und wie so oft in den letzten Wochen galt mein letzter Gedanke, bevor mich der Schlaf erfasste, keinem anderen als John Quinn …
Nachdem wir Tyson mehrere Tage auf Schritt und Tritt gefolgt waren, schien nun endlich Bewegung in die Sache zu kommen. Er war in den vergangenen Tagen immer wieder in diversen
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