Time Travel Inc. - Rewind (Die Zeitreise Chroniken) (German Edition)
Thema. »Ich lebe dort. Das ist richtig. Ich habe dort eine Wohnung. In der Nähe von Grenoble. Sie ist sehr schön. Ich fühle mich wohl dort.«
»Du lebst allein?«, fragte Abby etwas verwundert.
»Ja, du doch auch«, gab ich etwas zickiger als beabsichtigt zurück.
»Das stimmt allerdings«, gab John mir recht.
»Nun …«, setzte ich erneut an. »Dort, wo ich lebe, sehen es die Menschen nicht so eng. Es ist in Ordnung, wenn eine Frau alleine lebt. Die Leute sind da ohnehin sehr tolerant.«
»Das bedeutet, du hast keinen Mann an deiner Seite oder ist da vielleicht doch jemand Besonderes in deinem Leben?«, fragte Abby mit funkelnden Augen und einem Seitenblick zu John.
»Nun, da war mal jemand, sicher. Aber zurzeit bin ich völlig allein. Kein besonderer Mensch in Sicht.«
»Ja, das dachte ich mir. John bringt nie jemanden nach Hause, weißt du. Seine Bekanntschaften sind meist eher kurzlebiger Natur.«
Sie sah ihn mahnend an und richtete dann die nächste Frage an mich.
»Und wie verdienst du dein Geld? Hast du möglicherweise auch geerbt?«, konterte Abby meinen Angriff von vorhin.
»Nein, ich habe nicht geerbt. Ich arbeite in einem Labor. Einer meiner Professoren aus der Uni leitet es.«
»Oh! Du hast studiert?«, erfreut klatschte Abby in die Hände. »Das hört man nicht oft! Wie aufregend.«
Ich war etwas irritiert, dass sie mein Studium scheinbar spannender als Johns Begegnung mit dem Tiger, von der sie vor einigen Minuten theatralisch berichtet hatte, einstufte.
»Ja, ich habe Museologie und Restaurationswissenschaften studiert. Daher auch mein Interesse an Kultur und historischen Städten.«
»Und was genau tust du in diesem Labor, mit deinem Professor?«, fragte Abby interessiert.
Nun war Kreativität gefragt.
»Ich katalogisiere hauptsächlich. Also ich recherchiere und archiviere meine Funde anschließend. Oder ich kombiniere sie mit bereits existierenden Daten, die wir in unserer«, fast hätte ich Datenbank gesagt, »in unserem Archiv haben.«
»Nun, das klingt … langweilig«, stellte John fest und wir lachten herzlich.
Glücklicherweise schien die Frage- und Antwortstunde hiermit beendet und Abby gähnte ausgiebig.
»Ich werde noch mal kurz in der Küche vorbeischauen und dann wird es Zeit für mich«, sagte sie und entschuldigte sich leicht schwankend.
Auch ich konnte die fünf Gläser Wein spüren und genoss das angenehme Kribbeln in den Beinen.
»Nun sind wir also allein«, stellte John fest und sah mich durchdringend an.
»Das sind wir offensichtlich. Ich bin allerdings auch schon ganz müde. Das Essen war ja äußerst opulent.«
»Ja, wenn Abby etwas macht, dann richtig. Darum bleibe ich auch nie lange hier. Ich würde sicher zwanzig Kilo zunehmen!«, sagte er und lachte.
Plötzlich streckte er seine Hand aus und griff nach meiner. Nun waren meine Beine nicht mehr das Einzige, das kribbelte. Ich dachte schon, ich würde ohnmächtig vor Aufregung, machte aber keine Anstalten meine Hand zurückzuziehen.
»Leana?«, fragte er leise.
»Ja«, antwortete ich fiepsig.
»Ich mag dich. Ich mag dich sehr.«
»Oh John. Ich kann nicht. Ich meine, ich will schon. Es ist nur …, ich gehe zurück. Schon bald.«
»Ja, nach Europa, ich weiß. Aber was hältst du davon, solange es deine Pläne erlauben, erst mal hierzubleiben. Nur bis du aufbrechen musst, meine ich.«
»Ich kann doch nicht ewig hier wohnen. Ich meine, das Haus gehört Ihrer Schwester und …«
»Nicht ganz«, unterbrach er mich. »Zum einen wäre es nicht für die Ewigkeit, sondern nur für ein paar Wochen und zum anderen gehört das Haus offiziell einem Verwalter. Was auch der Grund ist, warum ich mich hier sicher fühle und beruhigt noch ein paar Wochen verweilen werde. Na los! Gib dir einen Ruck! Wenn du ohnehin erst im September zurückmusst, dann kannst du die Zeit doch ebenso gut mit mir verbringen. Ich könnte dir eine ganze Menge zeigen. Es wird sicher nicht langweilig, das verspreche ich.«
Er drückte meine Hand und ich war augenblicklich willenlos. Er hätte mich in diesem Moment genauso gut fragen können, ob ich für immer bleiben will, ich hätte ja gesagt.
»Einverstanden. Aber ich muss nochmals betonen, dass ich in jedem Fall zurückmuss. Verstehen Sie, worauf ich hinaus will?«
»Hey! Ich habe nicht vor, dich gleich morgen zu ehelichen, keine Sorge. Und bitte, hör endlich mit dem Gesieze auf! Wir sind gemeinsam vor der Polizei geflohen, Herrgott! Da können wir uns dieses förmliche Gehabe
Weitere Kostenlose Bücher