Time Travel Inc. - Rewind (Die Zeitreise Chroniken) (German Edition)
wohl schenken, oder?«, erwiderte er grinsend und ließ meine Hand los. Er schenkte uns beiden noch ein Glas Wein ein und wir ließen die Gläser mit einem leisen "Pling" aneinanderklingen.
»Auf unsere gemeinsame Zeit, und dass wir sie gut zu nutzen wissen!«, rief er aus.
»Ja, auf die Zeit«, erwiderte ich nachdenklich.
Kapitel 14
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August 1921
Gainesville, Florida
»Manchmal kann ich es nicht glauben, dass wir uns erst so kurze Zeit kennen.«
Er sagte die Worte seltsam melancholisch und ich wusste genau, was er meinte. Entgegen aller Erwartungen war John in den letzten drei Wochen der perfekte Gentleman gewesen. Im Jahr 2014 wäre es kaum denkbar gewesen, sich wochenlang fast jeden Tag zu sehen und doch nicht mal einen verstohlenen Kuss oder Ähnliches zu forcieren. Wir hatten alles Mögliche gemeinsam unternommen. Wir waren mit dem Boot seiner Schwester auf den See hinausgefahren, hatten unzählige Picknicks gemacht, waren im Theater gewesen, wir hatten uns gegenseitig, wie in kitschigen Liebesgeschichten, Gedichte vorgelesen. Und doch war nichts weiter geschehen. Einerseits genoss ich diese unschuldige Beziehung in vollen Zügen, andererseits lief uns die Zeit davon. In nicht einmal fünf Wochen würde ich für immer aus seinem Leben verschwinden. Ich fühlte mich wie damals, nach der Klassenreise mit der Schule. Wir waren zehn Tage in einer Jugendherberge in Lyon gewesen. Dort traf ich diesen unglaublich gut aussehenden Jungen. Wir verbrachten zwei Abende miteinander und bevor ich abfuhr, gab er mir einen Kuss. Wir versprachen uns, dass wir uns schreiben würden. Dass er mich besuchen würde und wir uns wiedersehen würden. Ich weinte tagelang jeden Abend, nachdem ich wieder zu Hause war. Er hatte mir nie geschrieben und ich wusste irgendwann nicht einmal mehr, wie er ausgesehen hatte. Nur das Gefühl war geblieben. Dieses aufregende Gefühl. Jeder von uns wusste, dass es bald enden würde und jede Sekunde war kostbar. Im Gegensatz zu mir wusste John allerdings nicht, dass ich nicht nur über den Ozean, sondern durch die Zeit reisen musste, um nach Hause zu kommen. Unvorstellbar ihm das zu sagen. Und auch gefährlich. Dieses Wissen in den Händen eines Mannes, der im Jahr 1921 lebte. Es könnte so vieles verändern. Ich konnte es ihm nicht sagen. Ich sah momentan durch eine rosarote Brille. Kein Gedanke war mehr logisch. Alles drehte sich nur noch um ihn.
Zu allem Überfluss vergötterte ich seine Schwester. Wir hatten so viel Zeit gemeinsam verbracht. Sie war aufgeschlossen, wissensdurstig und modebewusst. Wenn ich nicht mit John zusammen war, verbrachte ich meine Zeit mit ihr oder auch gerne mit beiden zusammen. Ich hatte mich selbst in eine absolut grauenhafte Situation gebracht. Und obwohl ich mir dessen bewusst war, ignorierte ich meine Bedenken konsequent.
»Ich weiß, was du meinst«, erwiderte ich nach einer langen Pause. »Es ist, als wenn wir uns schon ewig kennen würden.«
»Schlimmer«, sagte er. »Es fühlt sich an, als wenn wir uns begegnen sollten. Als wäre es Bestimmung, verstehst du? Und doch … wirst du gehen. Ich kann es in deinen Augen sehen, Leana. Ich weiß, dass du bei mir sein willst. Aber du kannst nicht, oder? Was ist so wichtig, dass du deine Reise nicht verlängern kannst. Was zwingt dich, so sehr an deiner Rückreise festzuhalten?«
Ich rückte unbehaglich hin und her. Wir lagen auf dem Dach des Hauses seiner Schwester und betrachteten die Sterne. Wir hatten Wein und Trauben dabei. Es war ekelhaft romantisch.
»Ich finde, es passt nicht zusammen«, fuhr er fort. »Du reist um die halbe Welt. Du hältst dich dabei an keinen besonderen Zeitplan. Besuchst Städte und Orte aus purem Interesse. Wieso dann diese Fixierung auf den September? Ist es wegen meiner Schwester? Fühlst du dich unwohl dabei, so lange hier zu wohnen? Wir können woanders hingehen. Nach New York, wenn du möchtest, oder nach Miami, Las Vegas oder sogar nach Mexiko. Ja genau, wir könnten nach Mexiko fahren. Da kleiden die Frauen sich ganz bunt. Willst du nach Mexiko?«
Ich musste lachen. Er legte sich ganz schön ins Zeug. Kaum zu glauben, dass dieser ergebene Mann, der da neben mir lag und zu mir aufsah, einmal mit wilden Tieren gerungen und wertvolle Kunstwerke gestohlen haben sollte.
»Ja, John. Ich würde gerne nach Mexiko fahren. Und nach New York und nach Miami. Aber ich kann nicht. Es ist kompliziert. Ich weiß nicht, wie ich es besser ausdrücken soll.«
Frustriert drehte er sich
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