Time Travel Inc. - Rewind (Die Zeitreise Chroniken) (German Edition)
heil aus der Vergangenheit zurückgekehrt war, kontaktieren würde, um an die Berichte zu gelangen.
Den Rest des Tages verbrachte ich mit den paar Sehenswürdigkeiten, die Gainesville zu bieten hatte, und ließ es mir gut gehen.
Als ich am frühen Abend zurückkehrte, begegnete ich Abigale, die gerade aus der Küche kam. Es duftete bereits herrlich nach gebratener Ente.
»Oh Leana, gut, dass du kommst. Ich dachte, wir essen heute alle drei ganz gemütlich zusammen und unterhalten uns ein wenig. Hast du Lust?«
Jeder andere hätte es seltsam gefunden, von ihr geduzt zu werden. Wir hatten bisher kaum Zeit gehabt, uns kennenzulernen, und ich hatte sie in den ganzen vier Tagen einfach nicht direkt angesprochen. Ich wusste nicht, ob ich sie Miss Quinn, Abigale oder Abby nennen sollte, wie John es tat. Mir gefiel es allerdings sehr gut, dass sie mich direkt mit dem Vornamen ansprach. Es nahm mir das Gefühl, ein Hausbesetzer zu sein.
»Oh ja, das fände ich schön. Ich freue mich«, erwiderte ich und umschiffte ein weiteres Mal die direkte Anrede.
Wenig später saßen wir zu dritt an dem großen, mit antiken Schnitzereien verzierten Tisch und aßen. Es schmeckte wahnsinnig gut und ich genoss jeden Bissen. Zum Essen gab es den guten Rotwein aus Onkel Quinns Keller, und zwar gleich flaschenweise. So kam es auch, dass Johns Schwester kein Blatt vor den Mund nahm und mir alles Mögliche über ihn erzählte. Offenbar war er ein rauer Bursche mit einer ausgeprägten Abenteuerlust. Sie berichtete von Expeditionen in Afrika, Wanderungen durch Wüsten und lebensmüder Kletterei in Tibet. Er schien, jung, wie er war, schon fast alles gesehen zu haben. Ich war ehrlich beeindruckt. Selbst meine unvergleichliche Zeitreise-Mission kam mir dagegen klein und unscheinbar vor. Fasziniert lauschte ich all ihren Erzählungen und merkte gar nicht, dass es bereits Nacht wurde. Die Zeit verging wie im Flug. Irgendwann beendete Abby, ich hatte inzwischen die offizielle Erlaubnis, sie so zu nennen, ihren Vortrag und drehte sich zu mir.
»Mein Gott, wie töricht ich doch bin«, kicherte sie und nahm noch einen Schluck Wein. »Da erzähle ich Stunden über Stunden von diesem Flegel hier und wir haben noch rein gar nichts über dich erfahren, Leana. Komm schon. Was hat es mit deiner Person auf sich? Besuchst du jemanden in Florida? Oder bist du vielleicht auf der Flucht, so wie unser Johnny hier?«
Wie immer wurde ich nervös, als die Aufmerksamkeit sich plötzlich auf meine Person richtete. Vor allem die Tatsache, dass John, der den ganzen Abend reumütig auf seinen Teller gestarrt hatte, nun gespannt in meine Richtung starrte, ließ mich unruhig werden.
»Ich ähm …, also ich bin eine Weile durch das Land gereist. John hat ja sicher schon erwähnt, dass ich aus Europa stamme. Aus Deutschland, genauer gesagt. Es ist eine Art Studienreise«, log ich und drehte mein Weinglas hin und her. »Ich dachte, es würde mir guttun, mal ein bisschen was von der Welt zu sehen.«
Vorsichtig blickte ich auf und versuchte abzuschätzen, ob die beiden meine Story schluckten. Es schien sie zu interessieren und so fuhr ich fort.
»Nun, ich war bis vor Kurzem in Pensacola und von hier aus habe ich vor, alsbald wieder nach Europa zurückzukehren. Das war’s im Grunde schon.«
Diese Umschreibung lag nahe an der Wahrheit, also fühlte ich mich nicht ganz so schlecht. Ich mochte die beiden sehr und es tat mir leid, sie anlügen zu müssen.
»Hmmm«, brummte John. »Ich finde, das klingt ein wenig auswendig gelernt. So, als hätten Sie es schon einige Male auf genau dieselbe Weise erzählt.«
Ich begann rot zu werden, und starrte auf meinen Kuchen, der vor mir auf dem Teller darauf wartete, dass ich ihn aufaß. Wieso siezen John und ich uns eigentlich noch, während ich bei Abby schon zum Du übergegangen war?
»Es tut mir leid, dass Sie das so empfinden, John«, sagte ich so würdevoll wie möglich und versuchte, nicht nervös zu klingen. »Aber das ist nun mal meine Geschichte.«
»Nein, das ist nicht deine Geschichte«, warf Abby ein. »Das ist nur, was du jetzt gerade tust. Erzähl uns etwas von dir. Von deinem Leben in Europa. Lebst du in Berlin? Ist es da schön?«
»Abby!«, unterbrach John ihre Fragekanonade. »Eins nach dem anderen, in Ordnung? Leana, erzähl uns von Frankreich. Du sagtest mir, dass du jetzt dort leben würdest.«
»Ja, richtig, Frankreich«, flötete ich erleichtert, denn Frankreich war ein relativ ungefährliches
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