Time Travel Inc. - Rewind (Die Zeitreise Chroniken) (German Edition)
um, während ich mich wieder einmal fragte, warum er den Monet eigentlich gestohlen hatte. Wir hatten nicht wieder darüber geredet und ich verbat mir jeden Gedanken daran, um die schöne Stimmung nicht zu ruinieren.
»Dann ist dort doch ein anderer Mann, richtig? Welchen dringenden Grund könnte es sonst geben? Bist du jemandem versprochen?«
»Versprochen?«, wiederholte ich amüsiert. »Seit wann benutzt du denn solch verstaubte Ausdrucksweisen?«
Ich fuhr ihm mit den Fingern durch sein dunkelbraunes, atemberaubend volles und glänzendes Haar. Ein angenehmes Kribbeln durchzog meinen Arm.
»Dann erkläre es mir, Leana. Ich will es ja verstehen. Doch so kann ich es nicht. Du machst aus allem, was dich betrifft, ein Geheimnis. Mein Leben lang dachte ich immer, die Frauen wären beeindruckt durch meine geheimnisvolle Art und nun muss ich feststellen, dass mich deine bei Weitem übertrifft. Wenn mich jemand fragen würde, ich könnte ihm nicht mal sagen, wie alt du bist. Ich weiß nichts über dich. Rein gar nichts!«
Plötzlich packte er mich im Nacken und zog mich zu sich heran. Den Bruchteil einer Sekunde zögerten wir. Er war so nah, dass ich seinen Atem spüren konnte. Und dann küsste er mich. Erst wütend und herrisch, dann immer zärtlicher und schließlich verweilten unsere Lippen regungslos aufeinander, darauf wartend, dass ein Wunder geschehen würde.
»Ich weiß, dass es nicht einfach zu verstehen ist«, sagte ich in die erotisch geladene Stille. »Doch du musst mir glauben,dass es so besser ist. Es gibt keine Zukunft für uns.«
Das klang zu hart. Ich würde verstehen, wenn er es falsch auffasste. Doch er antwortete nur: »Vielleicht weißt du es besser. Vielleicht hast du auch recht, eben weil du es besser weißt. Aber wer oder was berechtigt dich, mir diese Entscheidung aufzuzwingen. Sei ehrlich. Wenn du mir alles, wirklich alles erzählen würdest …, gäbe es eine Möglichkeit für mich, zu entscheiden? Ich meine, hätte ich die Macht und die Möglichkeiten, Teil deines Plans zu werden?«
Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Ich dachte darüber nach. Gab es eine Möglichkeit? Eigentlich waren es doch sogar zwei, oder etwa nicht? Ich könnte hierbleiben. Doch dann ließe ich den Professor im Stich. Das konnte ich nicht mit mir selbst vereinbaren. Die zweite Möglichkeit war noch verrückter. Was, wenn er mit mir käme? Ein Mann des 20. Jahrhunderts im Jahr 2015? War das überhaupt machbar? Sicher, ich war eine Frau des 21. Jahrhunderts im Jahr 1921. Jedoch hatte ich mich auf die Gegebenheiten einstellen können. Ich hatte viel gelesen, gesehen und recherchiert. In der Zukunft lernten wir schon in der Schule so vieles über die Vergangenheit. Eine Reise in die Zukunft würde ihn sicher überfordern. Man stelle sich nur vor, wir verlassen das Labor und er erschreckt sich zu Tode, weil eine Niederflur-Straßenbahn vorbeidonnert. Womöglich ginge er noch mit seinem Schießeisen darauf los. Nein, das konnte ich ihm nicht zumuten. Am Ende fühlte er sich noch in seiner Männlichkeit beschnitten, weil er nichts wusste und ich alles. Ich kam mir vor wie Alicia Silverstone in "Eve und der letzte Gentleman". Sie musste Adam, alias Brendan Fraser, alles erklären und beibringen. Und der war nur 35 Jahre unter der Erde gewesen.
»Ich weiß es nicht«, sagte ich letztendlich leise. »Vielleicht hättest du eine Art Mitspracherecht. Doch du wärst nicht in der Lage, es objektiv zu nutzen. Ich kann dir nicht beschreiben, was alles zu bedenken wäre. Es geht einfach nicht.«
»Ich liebe dich«, sagte er entschlossen und zugleich zaghaft.
Drei kleine Worte. Wie sehr sie eine Frau doch aus der Bahn werfen konnten. In meinem Kopf begannen sich die Gedanken augenblicklich zu überschlagen. Pro- und Contra-Listen mussten erstellt werden, das Gewicht einer möglichen Erwiderung abgewogen werden. Doch mein Herz hatte jegliche Verbindungen zu meinem Kopf längst gekappt und ich hörte mich selbst sagen: »Ich liebe dich auch, John.«
Auf einmal schien der sternenbehangene Himmel auf uns herunterfallen zu wollen und ich fühlte mich schwer und erschöpft. Er nahm meine Hand und küsste sie. Ich presste mein Gesicht an seine Brust und er knöpfte mir, mit besorgniserregender Geschicklichkeit, das Kleid auf. Ich tat dasselbe mit seinem Hemd und wir liebten uns dort oben auf dem Dach dieses Hauses. Einem Haus, das in Gainesville, Florida, stand. Ein Haus, das sich in einem anderen Land, in einer anderen Zeit
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