Time-Travel-Triologie 01 - Die Prophetin von Luxor
zurückgekehrt ist.«
Chloe gähnte und folgte ihm ins Nebenzimmer. Nachdem sie tagelang nur gelegen war, hatte sie der Spießrutenlauf durch die Frösche erschöpft. Sie war so müde, daß sich sogar die hölzerne Kopfstütze gemütlich anfühlte.
Cheftu betrat die kleine, von Fackeln erhellte Kammer. Die Wände waren mit der traditionellen Darstellung Pharaos beim Niederschlagen der Feinde bemalt, wobei Thut allerdings Hatschepsut, ewig möge sie leben!, durch seinen toten Vater ersetzt hatte. Eine kleine, aber vielsagende Abweichung, dachte Cheftu. Er verbeugte sich knapp vor den anderen Adligen, die sich im Raum versammelt hatten. Nachdem er einen Becher mit Dattelwein von einer mit Perlenschnur bekleideten Dienerin entgegengenommen hatte, die sich mit gesenkten Augen durch die versammelten Männer bewegte, gesellte er sich zu den übrigen, die alle auf Thutmosis warteten. Die sieben Tage der Froschplage waren grauenvoll gewesen. Zum Glück war niemand an irgendwelchen Giften gestorben, die manche Frösche besaßen. Die Plage war einfach nur lästig gewesen.
Noch nie in seinem Leben waren so viele Frösche aus dem Nil gestiegen, obwohl es durchaus vorgekommen war, daß sie sich ungehemmt vermehrten und dann kleinere Gebiete überrannten. Aber das geschah nur selten und war somit nicht von Bedeutung. Diese Frösche waren jedoch größer und aggressiver gewesen als alle, an die er sich erinnern konnte: eine mutwillige Verhöhnung Henhekets, der ägyptischen Göttin der Schöpfung und Fortpflanzung, die oft als Frosch dargestellt wurde.
Sie erhoben sich, als Thut in den Raum trat, mit all seinen Titeln angekündigt von einem jungen Soldaten, der ihm zugleich als Zeremonienmeister diente. Cheftu fand es bezeichnend, daß Thut im Nachtgewand war – eine weitere Demonstration seiner Geringschätzung gegenüber den Apiru –, auch wenn er um ihre Gnade bitten mußte.
»Prinz Thutmosis«, sagte Belhazar, »was soll geschehen?«
Thutmosis setzte sich und ließ sich Wein bringen. »Ich habe das Wort der Apiru, daß vom morgigen Tag an nur noch im Nil Frösche sein werden.«
Die Gesichter der Magier erhellten sich zu einem Grinsen. Einer von Thuts Vertrauten meinte: »Sie waren nicht erfreut, daß du sie nicht ziehen läßt, ihrem Gott zu opfern. Wie willst du weitere Flüche abwenden?«
Thut nahm einen tiefen Schluck aus seinem Becher und wischte sich mit dem Handrücken über die Lippen. »Ich werde mich weigern, sie zu sehen.«
Diese Ankündigung wurde mit zustimmendem Gemurmel aufgenommen.
»Immer wenn dieser Gott uns beschämt hat, hat er es in der Gestalt von Ramoses und Aharon getan. Also werde ich mich schlicht weigern, sie zu empfangen.« Es wurde still. »Das eigentliche Problem«, fuhr Thut fort, »werden die sterbenden Frösche sein. Wir müssen ein Mittel finden, sie zu beseitigen.«
Er winkte einem Schreiber mit einer Karte der Umgebung herbei. Die restliche Nacht wurden Pläne gemacht und Anweisungen an alle Adligen in dem umliegenden Gauen verschickt, wie sie vom morgigen Tag an Millionen toter Frösche zu beseitigen hätten.
WASET
Hatschepsut drehte sich in Senmuts Armen herum. Res Strahlen reisten bereits über den goldenen Boden, und vor den Türen konnte sie Hapuseneb und seine Priester beten hören, so wie jeden Morgen, seit sie sich zum Pharao gekrönt hatte.
»Erwache in Frieden, Gereinigter, in Frieden! Erwache in Frieden, du Wiedergeborener Horus, in Frieden! Erwache in Frieden, du Östliche Seele, in Frieden! Erwache in Frieden, Harachte, in Frieden! Du schläfst in der Barke des Abends, Du erwachst in der Barke des Morgens, Denn du bist der, der sich über die Götter erbebt. Kein anderer Gott erhebt sich über dich!«
Senmut schlug die dunklen Augen auf.
»Gottes Gruß entbiete ich dir, mein teurer Bruder«, sagte sie leise. Seine Lippen verzogen sich zu einem verschlafenen Lächeln, dann zog er ihr Gesicht an seines und erforschte genüßlich ihre Lippen. Einen Moment lang erwiderte sie halbherzig seinen Kuß. Dann setzte sie sich abrupt auf.
»Bruder! Was hörst du?«
Er konzentrierte sich einen Augenblick und sagte: »Nichts außer der Leidenschaft, die in meinen Adern braust. Komm auf die Liege.«
Sie sprang vom Bett und trat an die Tür zum Garten. Vorsichtig schob sie sie auf. Stille. »Die Frösche schweigen!« Nachdem sie die Dienerinnen gerufen hatte, klopfte sie an die Tür und teilte den wachhabenden Soldaten mit, daß sie und Senmut an diesem Morgen eine Fahrt im
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