Time-Travel-Triologie 01 - Die Prophetin von Luxor
»Sobald deine Aufgabe erfüllt ist, wird dies hier dir gehören«, sagte die Priesterin und überreichte Basha ein kleines Paket.
Basha öffnete die Schachtel. »Wie schön!« Im schwachen Licht funkelnd, drehte sich der goldene Skarabäus an einer dünnen Kette. »Wirst du ihn mir anlegen?« fragte sie und streckte ihn ihrer Geliebten hin.
Kurz verzogen sich die makellosen Züge der Frau zu einer Grimasse. »Nein. Das kann ich nicht. Du kannst ihn erst tragen, wenn …« Sie ließ Basha wie ein ungezogenes Kind die Kette zurück in die Schachtel legen. »Ich werde sogar noch ein ganz besonderes Gebet für dich eingravieren lassen«, versprach die Priesterin, während sie die Schachtel wegstellte.
»Bist du dankbar?«
Basha klammerte sich an die Schöne und stammelte vor Dankbarkeit: »Ich liebe dich mehr als das Leben selbst, Herrin!«
Die Frau lächelte, den Blick wieder nach innen gerichtet, und Basha spürte einen Schauer der Angst, ehe sie sich in der Leidenschaft eines Kusses verlor.
9. KAPITEL
Cheftu schlich hinter dem fremden Magier in den Audienzsaal. Er hatte am Morgen noch nach RaEm gesehen; infolgedessen kam er zu spät. Der lange, schmale Raum war bereits voller Soldaten und Höflinge, im Vorraum drängten sich die Bittsteller. Man munkelte, ein Stamm unter den Apiru würde Ägypten mit Plagen bedrohen, sollte ihnen nicht gestattet werden, ihrem Gott in der Wüste zu huldigen. Cheftu wußte, daß sich Hatschepsut für alle Einzelheiten interessieren würde.
Er kam gerade noch rechtzeitig.
Die Apiru sahen nicht gerade eindrucksvoll aus … Augen, Haut und Haare waren bei ihnen ebenso dunkel wie bei der übrigen ägyptischen Bevölkerung. Durch ihre unhygienischen Bärte, die Körperbehaarung und die einschultrigen Gewänder hoben sie sich ab. Sie durchquerten den gesamten Raum, und nur das Schwert eines Soldaten hielt sie davon ab, dem Prinzen zu nahe zu kommen.
Einer der Männer, dem der mit weißen Strähnen durchsetzte Bart fast bis auf den Bauch reichte, verbeugte sich. Er sprach mit melodiöser Stimme: »Horus-im-Nest, der Herr der Schöpfung spricht: ›Lasset mein Volk ziehen, so daß es mir dienen kann. Wenn du dich aber weigerst, sie ziehen zu lassen, werde ich euer ganzes Land mit Fröschen plagen …‹«
Cheftu wurde von dem hinterhereilenden Hofstaat mitgezogen. Die zwei Sklaven marschierten durch den bemalten und mit Säulen bestandenen Hof und von dort die Stufen zum Nil hinunter, immer dicht gefolgt von Thuts Entourage. Unten blieben die beiden Apiru an einem kleinen Nebenlauf stehen, einem der vielen Bewässerungskanäle, die zu Horus’ privaten Gärten führten.
Ramoses sagte etwas zu Aharon. Als er ihm seinen schön gearbeiteten, ungewöhnlichen Wanderstab reichte, stieg unruhiges Gemurmel aus der Menge auf. Cheftu drehte sich um und sah Thutmosis, der, umringt von seinen Leibwächtern, das Schauspiel verfolgte. Aharon streckte den Stab über das Wasser und wandte sich dann ab. Die Israeliten bahnten sich eilig einen Weg durch die Menge, die sich bereitwillig vor ihnen teilte.
Alle Augen blieben auf das Wasser gerichtet. Es wurde absolut still. Die Sekunden verstrichen, während Cheftu sein klopfendes Herz zu beruhigen versuchte. Konnte der Israelit wirklich vollbringen, was er behauptet hatte?
Plötzlich wurde die Stille von einem lauten »Quaaak!« durchbrochen, und ein riesiger, getüpfelter Frosch sprang hinter Thutmosis hervor; überrascht zog Thut den Dolch und spießte den Frosch damit auf, ehe er noch eine Elle weiterhüpfen konnte. Plötzlich zerriß lautes Gequake die Luft.
Cheftu drehte sich um. Ramoses und Aharon standen an einem der Zierteiche und beobachteten, wie eine braungrüne Flut aus dem Nil aufstieg. Hunderte von Fröschen in allen Größen und Farben hüpften übereinander hinweg und auf alles, was in ihrer Nähe war.
Die Ägypter waren zwar an Frösche gewöhnt, dennoch reagierten sie mit Verblüffung auf diese plötzliche Invasion. Es kam zum Chaos, die Soldaten versuchten, Thut zu beschützen, Frauen kreischten, alle anderen wichen ängstlich vor dieser lebenden Parodie auf die jährliche Überschwemmung zurück.
Thut wandte sich an die beiden Apiru und vergaß vor Wut seine prinzliche Würde. »Wir werden schon sehen, wer hier größer ist!« brüllte er. »Was euer lächerlicher Wüstengott zustande bringt, vermögen die edlen Götter Ägyptens schon lange!« Der Arzt in Cheftu bemerkte Thuts lila angelaufenes Gesicht und die pochende Ader
Weitere Kostenlose Bücher