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Time-Travel-Triologie 01 - Die Prophetin von Luxor

Time-Travel-Triologie 01 - Die Prophetin von Luxor

Titel: Time-Travel-Triologie 01 - Die Prophetin von Luxor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Frank
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dein erstes.« Denn er wußte, wenn sie später einmal zwei erwachsene Kinder haben wollte, dann wäre dies hier nur die erste von zehn oder mehr Schwangerschaften. Das Leben war hart zu den Schwachen und Schutzlosen.
    So hielt er sie, eine in Schande gefallene, entstellte Priesterin, und fragte sich, wofür sie sich wohl entscheiden würde, wenn sie eine einzige Sache in ihrem Leben ändern könnte. Sie hätten dieses Kind gemeinsam zeugen können, dann wäre ihre Trauer nicht ganz so tief, denn er würde sie mit ihr teilen. Ihr Haar war völlig verfilzt, dennoch streichelte er es, über ihre Wechselhaftigkeit staunend. Stark und doch verletzlich.
    Hatte er RaEm je wirklich kennengelernt? Konnte er sie jetzt kennenlernen? Oder war es dafür zu spät?
    Später knabberte Cheftu an dem gebratenen Geflügel auf seinem Teller, in Gedanken immer noch bei der Wärme und Leidenschaft, die RaEm so unerwartet gezeigt hatte. Ehuru trat ein, doch Cheftu winkte ihn fort, denn er wollte mit seinen Gedanken allein sein. Ehuru rührte sich nicht vom Fleck.
    »Herr«, sagte er mit bebender Stimme.
    »Ja?« wollte Cheftu unwirsch wissen.
    »Er ist weg, Herr«, platzte Ehuru heraus. Cheftu sah, wie verkrampft die Miene des Alten war, wie beklommen er die Augen gesenkt hielt.
    Langsam und leise fragte Cheftu nach: »Wer ist weg?« »Der Köcher, Herr.«
    Sein Bauch krampfte sich zusammen und begann zu brennen.
    Die Papyri. Die Notizbücher. Das Wissen. »Seit wann?« »Ich weiß nicht, Herr. Ich habe ihn nicht mehr gesehen, seit du nach Pi-Ramessa gereist bist.«
    »Fehlt sonst noch etwas?«
    »Nein! Nein, Herr. Deine Juwelen, dein Gold, deine Zaubermittel, alles ist noch da.«
    »Bis auf den Köcher?«
    »Wieso sollte jemand deinen Köcher stehlen, Herr?« Cheftu ballte die Fäuste und zwang sich zur Ruhe. Eine gute Frage – wieso?
    Doch nur, um ihn zu vernichten.
    Basha bibberte in der Morgenluft. »Es ist vollbracht, Herrin«, sagte sie leise zu der sitzenden Gestalt. »Ich weiß auch, daß der edle Herr Nesbek eine Feier veranstaltet hat, auf der sich RaEm wieder einmal ihren lasterhaften Vergnügungen hingegeben hat.« Die Frau lachte. »Nesbek ist ein Musterbeispiel für die Schwäche und Roheit der Männer. Er kann sich nur dadurch erregen, daß er anderen Schmerzen zufügt oder welche zugefügt bekommt.« Basha legte einen Köcher und einen Stapel zusammengerollter Papyri auf den kleinen, mit Einlegearbeiten verzierten Tisch.
    »Wie RaEm? Auch sie fügt anderen gern Schaden zu.« »Nein, meine Teure, RaEm ist anders. Sie kämpft gegen ihre inneren Dämonen, aber nicht nur gegen jene, die durch Schmerzen an Macht gewinnen. Sie fürchtet sich davor, allein zu sein, und wird jeden Preis für Gesellschaft zahlen. Sie sollte die Göttin suchen oder die Priesterinnen, die man ihr zur Seite gestellt hat, doch sie sucht nur Männer, die keine Ahnung von der Kraft Sechmets haben. Toren, die glauben, die Welt zu regieren.«
    Basha setzte sich auf einen Hocker zu Füßen ihrer Geliebten und spürte, wie die beringten Finger durch ihr Haar fuhren, genauso trostspendend wie früher, als sie noch ein Kind gewesen war. »Wenn sie mit Nesbek verlobt ist, wieso hat RaEm dann mit Phaemon geschl-?« Zu spät begriff Basha, daß sie ihre Geliebte damit erzürnt hatte. Allerdings würde die Priesterin sie nicht schlagen, sondern Basha statt dessen ignorieren und ihr das Gefühl geben, das unbedeutendste Sandkorn in ganz Ägypten zu sein. »Geliebte, es tut mit so leid!« Sie drehte sich um und sah Phaemons wunderschöne Zwillingsschwester flehend an.
    »Dafür wird sie bezahlen«, schwor die in Silber gekleidete Frau leise. »Er ist verschwunden, sie hat ihn durch ihre Bosheit ausgelöscht, und dafür wird sie sehr, sehr teuer bezahlen.« Wenn ihre Geliebte so sprach, bekam Basha jedesmal Angst. Dann zogen sich die Lippen der anderen Frau zurück, und ihr Blick richtete sich nach innen, während sie geheimnisvolle, gifttriefende Worte flüsterte. Stundenlang konnte ihre Herrin so sitzen, und das machte Basha Todesangst. Da waren ihr RaEms Wutausbrüche noch lieber, selbst wenn Basha bisweilen gebrochene Knochen und Narben davontrug.
    Basha stand auf, um zu verschwinden, und schlich leise aus dem Zimmer, als würde ihre Herrin beten.
    »Du mußt hierbleiben und dich verstecken; du kannst nicht zurück. Ich werde dich beschützen.« Basha wirbelte herum und sah sie an. Die Farbe war in ihr Gesicht zurückgekehrt, und sie sah völlig normal aus.

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