Time-Travel-Triologie 01 - Die Prophetin von Luxor
Verbindung aufnehmen solltest, werde ich dafür sorgen, daß du gepfählt wirst!«
Sein Gesicht lief lila an, und er hatte die Hand zum Schlag erhoben. »Ach, RaEm! Du bist zu mir zurückgekehrt!«
Plötzlich war es ihr vollkommen egal, wer sie beobachtete oder was er von ihr halten würde. Sie schleuderte ihr Gewand von sich.
Chloe bog ihm das Handgelenk nach hinten und trat um ihn herum, ohne auf die Fliegen oder die zunehmende Dunkelheit zu achten. Ihre Hände schnellten in Verteidigungshaltung vor, als er sie ansprang. Sie wich ihm geschickt aus, und Nesbek landete hart auf dem fliegenbedeckten Boden. Leicht irritiert erhob er sich. »Dein neues Spiel gefällt mir, RaEm. Ist auch hier der Verlierer der Gewinner?«
»Was?« Seine Worte ergaben keinen Sinn.
Er drehte sich wieder zu ihr um, und sie stellte mit leiser Beunruhigung fest, daß er jetzt einen Dolch mit juwelenbesetztem Heft in der Hand hielt. »Du setzt sehr viel aufs Spiel, Lotos.«
Sie kniff die Augen zusammen. Er stürzte mit erhobenem Dolch auf sie zu. Sie duckte sich unter dem Messer weg, packte ihn am Arm und warf ihn über ihre Schulter. Er landete flach auf dem Rücken, vollkommen außer Atem und mit dem Messer außerhalb seiner Reichweite. Während Nesbek keuchend Luft zu holen versuchte, schnappte sie sich die Waffe.
»Das werde ich behalten«, sagte sie. »Falls du jemals wieder in meine Nähe kommen solltest, stoße ich es dir in dein …«
Chloe ließ den Satz unvollendet, blickte aber vielsagend auf Nesbeks Schurz. »Und ganz egal, was du gegen mich in der Hand zu halten glaubst, du wirst es vergessen. Die RaEm, die du heiraten wolltest, gibt es nicht mehr.«
Seine Augen wurden groß. »RaEm? Was willst du damit –«
»Unsere Verlobung ist aufgelöst. Gib mir dein Einverständnis, sonst gehe ich zum Prinzregenten persönlich und vertraue ihm an, was du für Feste veranstaltest. Ich bin sicher, deine Vorlieben werden ihn schaudern lassen. Ich weiß, daß Pharao dir dafür den Kopf von den Schultern trennen würde.« Sie ging neben ihm in die Hocke und zielte mit dem Messer auf sein Gesicht, das ein kränkliches Graugelb angenommen hatte und aus dem im Halbdunkel Augen wie schwarze, spiegelnde Teiche zu ihr aufsahen. Mit giftigem Lächeln sagte sie: »Haben wir uns verstanden?«
Nesbek grunzte zustimmend, denn er hatte Angst, den Kopf zu bewegen, falls es ihr einfiel, Hatschepsuts Strafe sofort auszuführen. Was war geschehen? Wo war seine abenteuerlustige, für alles aufgeschlossene Verlobte geblieben? RaEm erhob sich, steckte den Dolch in die Schärpe um ihre Taille, schnappte sich ihren Umhang und spazierte davon zu ihrem Gartentor.
Er blieb auf dem Boden liegen und versuchte, wieder zu Atem zu kommen, gleichermaßen verwirrt wie zornig. Ein Schatten legte sich über ihn, und er sah zu Cheftu auf. Das Gesicht des Hemu neter war überschattet, doch sein zischelndes Flüstern war ebenso unmißverständlich wie das Schwert, mit dem Cheftu auf Nesbeks Intimbereich zielte.
Nesbek wappnete sich und spürte, wie ihm am ganzen Leib kalter Schweiß ausbrach. RaEms Verhalten hatte ihn überrascht und durchaus erregt.
Vielleicht war das ein völlig neues Spiel? … Sie hatten schon mit Messern, Gerten, Peitschen und Sklaven gespielt, und doch konnte er sich nicht vorstellen, wie das hier ins Bild passen sollte. Sie hatte absolut unnachgiebig geklungen. Wollte sie ihn necken? Ihn anheizen? Vielleicht hatte sie es gar nicht so gemeint?
Cheftu hingegen war ein ausgezeichneter Sportler und einst mit RaEm verlobt gewesen. Inzwischen war er ihr Leibarzt und ihr, soweit Nesbek das sehen konnte, immer noch verbunden.
»Ich glaube, unsere Herrin RaEmhetepet ist dein Werben leid, Herr«, sagte Cheftu gelassen. »Ich meine, daß die Bestrafungen, die sie dir für die Zukunft angedroht hat, durchaus angemessen sind, und ich würde mich daran weiden, sie persönlich durchzuführen.«
Er kauerte neben Nesbek nieder, der die Augen vor Furcht fest zugekniffen hatte. Cheftus kühle Arroganz machte nun einem bis ins Mark gehenden Gift Platz. »Wenn du es auch nur wagst, die Herrin anzusehen, solange du lebst, werde ich dich persönlich auf einer Barke durch die Unterwelt schicken.«
Nesbek wich vor Cheftu zurück. Er hätte ihm gern etwas erwidert, doch er fürchtete, Cheftu damit einen willkommenen Vorwand zu liefern.
Als könnte er Nesbeks Gedanken lesen, erklärte Cheftu: »Bei den Göttern! Ich hoffe, ich sehe dich heute nacht an der
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