Time-Travel-Triologie 01 - Die Prophetin von Luxor
Spiel?
Er verfluchte sich als blinden Toren und begann zu überlegen, wie er sie von hier fortbringen konnte. Sie mußten miteinander sprechen. Alles, was über ein Gespräch hinausging, war zu abwegig, als daß er es sich wünschen könnte. Jedenfalls durfte sie Thutmosis nicht heiraten, das stand fest.
Cheftus Verstand arbeitete fieberhaft, während die Pferde sie dem Tempel näher brachten, in dem diese Frau in die Annalen der Geschichte eingehen würde. Mit aller Kraft klammerte sie sich an der Seitenverkleidung des Streitwagens fest, bis das Silber ihrer Ringe tief in ihre Finger schnitt. Er überlegte, wie er die Fassade durchbrechen konnte, wie er ihr mitteilen konnte, daß sie beide dasselbe Schicksal teilten.
Plötzlich schrien die Pferde auf, Cheftu und RaEm wurden zur Seite geworfen, der Streitwagen schlitterte über den unebenen Boden, und sie wurden gemeinsam auf die sandige, steinpockige Straße geschleudert. Instinktiv streckte Cheftu den Arm nach ihr aus und versuchte, sie noch im Fallen vor dem Aufprall abzuschirmen. Als sie mit Wucht auf ihm landete, stellte er fest, daß diese Frau auch mehr wog als RaEm. Während sie sich aufrappelten, blickte er sich um, und in seinem Kopf arbeitete es wie verrückt. Der Streitwagen des Standartenträgers schloß schnell auf.
Der Lenker kam nach vorne, eine verdutzte Miene auf dem rundlichen Gesicht. »Herr, ich kann es mir nicht erklären, aber das Pferd scheint zu sterben.« In seiner Stimme schwang tiefe Bestürzung, doch Cheftu jubilierte insgeheim.
Der andere Streitwagen hielt an, und Cheftu ging hinüber, den Arm um die widerstandslose Priesterin gelegt. Inzwischen war es fast vollkommen dunkel; kein Mond, nur die Sterne würden in dieser Nacht am Himmel stehen. Er verkündete, es sei unerläßlich, die »Herrin des Silbers« vor dem Gottesdienst zum Tempel zu bringen. Es sei von größter Wichtigkeit, daß sie sich vorbereite, bevor sie ihren Dienst an Hathor beendete und in die Schwesternschaft Sechmets eintrat, so wie es alle diese hohen Priesterinnen taten.
Mit einem stillen Dankgebet an Amun-Re, daß in diesem Streitwagen nur zwei Leute Platz hatten, ließ er den Lenker wie auch den Standartenträger aussteigen und erklärte, er werde persönlich RaEm dem Prinzen überbringen.
Heimlich flehend, daß diese Pferde von allem verschont bleiben mochten, was die anderen Tiere befallen hatte, peitschte er sie durch die dunklen Straßen, doch nicht in Richtung Flußufer, wo der von Fackeln erhellte Tempel und der Prinz warteten, sondern zu einem Apiru-Dorf, das versteckt in einem kleinen Hain lag.
Cheftu zog die Tür hinter sich zu und drehte sich bedächtig zu Chloe um, die halb schlafend auf der Liege saß. »Wir können bei den Apiru bleiben, sie werden uns verstecken. Wenn sie fortziehen, können wir mitkommen.«
Chloe ließ erleichtert den Kopf hängen. »Den Göttern sei Dank!«
Cheftu fuhr sich nervös mit der Zunge über die Lippen. »Es gibt allerdings ein paar Bedingungen.« Er brachte nicht den Mut auf, sich ihrem trüben Blick zu stellen. »Du darfst mit niemandem über die Göttin Hathor sprechen. Der Wüstengott ist ihr einziger Gott und äußerst eifersüchtig. Darauf legen sie besonderen Wert, weil viele der Israeliten sich zu Hathor bekannt haben, was Probleme verursachen könnte. Selbst jetzt, wo ihr unbekannter Gott die Ägypter straft, drängen sich die Apiru vor Hathors Tempeln und kaufen ihre Amulette und Statuen.«
Chloe zuckte mit den Achseln. Es wäre eine Erlösung, nicht mehr so tun zu müssen, als fühle sie sich einer leblosen Silberstatue verpflichtet.
Cheftu setzte sich auf den Klappstuhl ihr gegenüber und faßte nach ihren Händen. Ihren hitzigen Wortwechsel von vorhin schien er völlig vergessen zu haben, statt dessen gab er sich alle Mühe, ihr zu helfen. Beklommen sah er sie an. »Zweitens und vor allem anderen müssen wir heiraten.«
Chloe riß ihre Hände aus seinem Griff und sprang von der Liege. »Heiraten? Wieso denn?« Sie tobte innerlich, daß sie in diesem Leben offenbar nicht um die Fesseln der Ehe herumkommen sollte. Zumindest war Cheftu eine deutliche Verbesserung gegenüber den ersten beiden Angeboten, auch wenn er sie für eine Hure hielt. Schließlich habe ich mich wie eine aufgeführt, sagte sie sich im stillen, während sie mit einem Schauder an die pochende Lanze dachte, die sie in der Hand gehalten hatte.
Cheftu hob seine Hände zu einer beinahe europäischen Geste der Resignation. »Das ist
Weitere Kostenlose Bücher