Time-Travel-Triologie 01 - Die Prophetin von Luxor
wie. Ich weiß nicht, ob das überhaupt möglich ist. Doch wenn sie der Schwesternschaft nicht entkommt, und zwar bald, dann wird es keine Chloe mehr geben und auch keine RaEm.«
Makab schob den Dolch in seinen Gürtel und setzte sich Cheftu gegenüber. »Weißt du, wo man sie gefangenhält?«
»Wirst du mir helfen?«
Makabs brauner, fester Blick verband sich mit seinem.
»Ja, mein Freund. Ich werde euch helfen, in eure Welt zurückzukehren, wenn ihr das wünscht. Wir brauchen einen Plan.«
Seufzend packte Cheftu Makabs Hand. Er spürte ein kurzes Zögern, dann wurde sein Griff erwidert. »Ich werde dir alles erzählen, was ich weiß.«
Hats Strafen und Drohungen immer noch in den Ohren, ließ sich Thut auf sein Ruhebett fallen. Sie würde nach Waset zurückkehren, aber mit dem nächsten Schiff wieder herkommen, sobald sie sich von den Fortschritten bei Senmuts Projekten überzeugt und sich als Erlöserin hatte feiern lassen, die der Welt Res Licht zurückgebracht hatte.
RaEm hatte Hat bei ihm gelassen. Die Schwesternschaft sandte eine Vertreterin, die RaEm in die westliche Wüste begleiten sollte, wo sie, wenn sie Glück hatte, auf der Stelle sterben würde. Wie das arme Mädchen, das ich umgebracht habe, dachte Thut bedrückt. Vollkommen sinnlos. Während mein Samen eben in ihr Wurzeln schlug und ihr jungfräuliches Blut noch auf meinen Lenden war. Vollkommen sinnlos. Es hatte nur ein Wort von Moshe an seinen Gott gebraucht, und schon waren Licht und Leben zurückgekehrt.
Moshe war also der Onkel, von dem er hatte flüstern hören. Den sein Vater zu hetzen gelobt hatte – vergeblich. In irgendeiner Nacht würden um Mitternacht die erstgeborenen Söhne sterben. Eine ganze Generation an Männern. Thut schloß die Augen und wünschte, er könnte die Gedanken abschütteln, die seinen Geist marterten. Jetzt würden er und jeder Ägypter, der etwas Verstand hatte, voller Entsetzen in die untergehende Sonne blicken und sich fragen, ob sie möglicherweise das letzte Mal ihr Licht gesehen hatten. Ob dies die Nacht des Todes sein würde.
Und ob sie ebensoviel Zerstörung bringen würde wie diese Dunkelheit. Innerhalb von drei Tagen war mehr als ein Fünftel der Stadtbevölkerung umgekommen, zumeist vor Angst. Alte Männer hatten in der Dunkelheit um sich gestochen und ihre Familien und Nachbarn getötet. Junge Frauen hatten ihre Kinder schützen wollen, doch ihnen nichts zu essen verschaffen können, weil sie solche Angst vor der Dunkelheit gehabt hatten. Ganze Familien hatten Selbstmord begangen, weil sie glaubten, daß Amun-Re gestorben war. Erschöpft fuhr er sich mit der Hand über das Gesicht. In den Straßen stand Blut. In der Luft lagen die Trauerschreie der Menschen, die von ihrer Schuld zerfleischt wurden. Sie hatten in Panik getötet, ohne zu wissen, wen sie trafen.
Gut, er konnte dieses Volk bestrafen – die Apiru, die Israeliten: sie schlagen, sie noch tiefer in die Sklaverei zwingen, sie sogar töten lassen. Doch welchen Preis würde ihr zorniger Gott dafür einfordern? Wenn ich die Konsequenzen nur auf meine Schultern nehmen könnte, dachte Thut. Um jene zu schützen, die den Thron und die Götter lieben und ihnen dienen.
Doch ein Gott stellte sich nicht mit den Menschen auf dieselbe Stufe. Inzwischen war Thut fest davon überzeugt, daß sie es mit einem Gott zu tun hatten. Es gab keinen Zweifel, daß er mächtig war; offenbar kannte sein Volk nicht einmal seinen Namen und nannte ihn deshalb Elohim, »ihren Gott«. Hieß der Sonnengott Amun-Re nicht »der Verborgene«? Zwei nicht erkennbare Gottheiten rangen um das Land Ägypten. Offenbar hatte Amun-Re zur Zeit anderes zu tun und kümmerte sich nur wenig um sein Volk. Thutmosis wagte nicht einmal zu glauben, der Gott könnte angegriffen oder tot sein. Mit aller Kraft setzte er sich auf und stellte beide Füße auf den Boden.
Dann war da noch Cheftu, sein jüngster Gefolgsmann, dem das Herz aus den Augen gesprochen hatte, als er mit ansehen mußte, wie RaEm aus dem Raum geschleift wurde. Immer noch bewachten Hats kushitische Leibwächter RaEms Zelle. Cheftu hatte Thut nicht in Gefahr gebracht, indem er ihn angefleht hatte, ein Wort für RaEm einzulegen. Diese Schuld würde Thutmosis ihm eines Tages vergüten.
Thut stand auf; er hatte das Gefühl, seine Frauen oder Kinder seit Wochen nicht mehr gesehen zu haben. Die Kinder, die er womöglich noch heute nacht verlieren würde. Die Angst verlieh seinen Füßen Flügel, und fast laufend erreichte der
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