Time-Travel-Triologie 01 - Die Prophetin von Luxor
Prinzregent die Türen zu seinem Harem.
Dunkelheit senkte sich über Cheftu, Makab, Meneptah und den Kommandanten Ameni, der Cheftu seit einer Schlacht in Kush sein Leben schuldete. Cheftu spürte nassen Schweiß auf seiner Hand, als er sie um das Heft seines Dolches schloß. Heute nacht würde er töten, wenn es sein mußte, und niemand konnte ihm dafür die Absolution erteilen oder ihm vergeben, denn er würde es mit voller Absicht tun. Er betete nur, daß Gott ihm Chloe zurückgeben würde. Verglichen damit, sie zu verlieren, war der Verlust seines ägyptischen Erbes nur eine Kleinigkeit. Der Mond stand im zweiten Viertel; morgen wäre er voll. Meneptah warnte sie, daß morgen die Nacht des Todes käme. Er hatte ihnen beschrieben, wie sie sich schützen konnten, doch zu Cheftus Enttäuschung hatten weder Makab noch Ameni so aufmerksam zugehört, wie es angebracht war. Sie glaubten es immer noch nicht.
Diese düsteren Gedanken würden ihn heute nacht nicht weiterbringen. Heute nacht – wo es in seiner Verantwortung lag, diese Männer sicher vor der Morgendämmerung nach Hause zu bringen, bevor der Alarm ausgelöst würde und er und Chloe auf einem schnellen Boot in Richtung des Großen Grüns unterwegs wären. Er hatte Gold, Juwelen, Essen und etwas anzuziehen dabei. Eine kostbare Ladung Gewürze hatte er bereits vorausgeschickt. Finanziell wären sie auf jeden Fall abgesichert.
Leise schlichen sie durch das Laub und kamen im Schatten des großen verlassenen Tempels wieder zusammen. Gestern nacht hatte sich Ankhem-Nesrt in seinen Garten gestohlen und ihm erzählt, was sie von RaEms Wachen im Tempel erlauscht hatte. Sie hatte ihm einen Plan der Tempelanlage skizziert und verschiedene Stellen gekennzeichnet, an denen es unterirdische Kammern und Räume geben mochte. Cheftu hatte sich die Skizze sofort eingeprägt und gebetet, daß sie korrekt war.
Der Mond legte schwarz-silberne Umrisse um alles. Aus dem Gebäude heraus hörte man die Stimmen der verbliebenen Priesterinnen. Nirgendwo war ein Wachtposten zu sehen. Hatschepsut würde damit rechnen, daß er etwas unternahm, und Vorbereitungen treffen, das wußte er. Daß er nicht in der Lage war, ihre Maßnahmen zu erkennen, ließ seinen Magen rebellieren; doch er hatte keine Wahl. Er kroch vorwärts.
Sie trugen keine Sandalen, denn sie wollten lautlos durch die steinernen Kammern gelangen. Cheftu zuckte zurück, als sie an einen Quergang kamen und er die unverkennbaren Umrisse eines kushitischen Wachpostens ausmachte. Um ihn herum loderten mehrere Fackeln, und sein Schwert war bereits gezückt. Das Licht spiegelte sich auf seiner ebenholzschwarzen Haut, die im Kontrast zu seinem weißen Schurz und Lederkragen noch dunkler wirkte. Zusätzlich trug er ein Messer in seinem Schienbeinschutz, eine weitere Klinge außen am Oberarm und einen Köcher um die Brust. Der dazugehörige Bogen lag auf einem Tisch hinter ihm.
Cheftu fluchte still in sich hinein. Der Mann war bewaffnet wie ein Straßenräuber. Was sollten sie tun? Er spürte einen Druck auf seinem Arm und sah sich um. Ameni stand hinter ihm, einen kleinen Dolch in der Hand wiegend, den er in den richtigen Winkel zu bringen versuchte. Sie hatten nur einen einzigen Versuch. Cheftu wich in den Schatten zurück. Ameni verfehlte sein Ziel nicht, und der glücklose Wachposten sank langsam in die Knie, bevor er vornüber kippte und den Dolch damit noch tiefer in seine Brust trieb.
Sie warteten unendlich lange Sekunden ab. Der Wachposten war ganz leise umgekippt, doch Cheftu wurde fast wahnsinnig vor Angst. Wie Geier den Leichnam umkreisend, stellten sie seinen Tod fest und nahmen ihm seine Waffen ab. Er hatte vor einer Gabelung im Gang Wache gestanden, deren einer Zweig zu einer Falltür wurde, während sich der andere im Dunkel verlor. Diesen Gang hatte Ankhem-Nesrt nicht auf ihrem Plan eingezeichnet. Sie teilten sich auf; Meneptah ging mit Cheftu, Makab mit Ameni.
Als sie die Leiter unter der Falltür hinabstiegen, mußte sich Cheftu beherrschen, um Meneptah nicht fortzuschicken. Es war möglich, daß er heute nacht sterben würde, der nächste Tote, der auf Cheftus Schultern lastete. Seine Gedanken verpufften, als er leise, verstohlene Schritte hinter sich hörte. Er sprang von der Leiter und wirbelte zu seinem Gegner herum. Ihm stockte der Atem, als die ausgestreckte Klinge in den Unterleib des Wachpostens fuhr, doch danach nahm er nichts mehr wahr, während er den Kushiten niederrang, ihm die Luft abdrückte
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