Time-Travel-Triologie 01 - Die Prophetin von Luxor
mucken, weder gegen Mensch noch Vieh, auf daß ihr erkennet, daß der Herr einen Unterschied macht zwischen Ägypten und Israel‹«, sagte Moshe. »Dann werden zu mir herabkommen alle deine Großen und mir zu Füßen fallen und sagen: ›Zieh aus, du und alles Volk, das dir nachgeht!‹ Und daraufhin werde ich ausziehen.«
Er kehrte ihnen den Rücken zu und durchschritt den lichtdurchfluteten und doch so düsteren Raum.
Mit tränenüberströmtem Gesicht hörte Cheftu, wie Moshes Schritte verhallten.
Das Schlimmste stand ihnen noch bevor.
Chloe wurde in einen dunklen Raum geworfen. Es stank nach Urin, und sie bibberte, als sie das leise Rascheln der Ratten und Mäuse hörte. Wieder einmal saß sie im Dunkeln, nur daß es diesmal ein feuchtes Dunkel und um so schrecklicher war, da sie wußte, daß irgendwo über ihr die Sonne schien und ganz Ägypten wieder in ihren Strahlen badete. Cheftu … Sie schluckte ihre Tränen hinunter und zog die Schärpe um ihre Taille enger. Der Gedanke an die Angst in seinen bernsteinhellen Augen setzte ihr zu. War er verletzt? Wenn er Hats Günstling war, wie sie geglaubt hatte, wieso war Pharao dann so grausam zu ihm? Was war vorgefallen?
Jetzt war sie der Schwesternschaft ausgeliefert.
Sie bezweifelte daß Hat ihren Neffen zwingen würde, sie zu heiraten, und damit hatte sie mindestens neun Monate ihres Lebens verloren. Und außerdem hatte sie ReShera getötet – ohne es zu wissen, aber sie war dennoch tot.
Chloe wischte die Tränen ab, die ihr über die Wangen flossen. Sie dachte an die schicksalhaften Minuten zurück. Als Ankhem-Nesrt sie gebeten hatte, in die Weiße Kammer zu gehen, und Chloe die »andere« zu Rate gezogen hatte, da hatte sie nur erfahren, daß in dieser Kammer staatlich sanktionierter Sex stattfinden würde. Nichts von Tod und Opfer. Zweifellos befand sich dieses Wissen dort, wo immer sich die wahre RaEm eben befinden mochte.
Hatten sie Plätze getauscht? Hatte RaEm jetzt Chloes Faktengedächtnis? Würde es ausreichen, um durchs zwanzigste Jahrhundert zu kommen? Nicht daß das einen Unterschied gemacht hätte. Chloe hatte keine Ahnung, wie sie in die Zukunft zurückkehren konnte, und sie war nicht einmal sicher, ob sie das überhaupt wollte. O Cheftu, weinte sie. Was hatten sie mit ihm gemacht?
Würde sie ihn je wiedersehen?
Sie sank auf den Boden und faßte nach ihrer Halskette. Doch die war nicht mehr da, die lag zerrissen und zerschlagen vor den Soldaten auf dem Boden des Audienzsaales. Ach Cheftu, dachte sie. Bitte vergib mir! Ihretwegen würde man ihn verbannen. Dieses Land, das er so liebte und in das er eben erst zurückgekehrt war, für immer verlassen zu müssen!
Wieso hatte Thut ihn nicht in Schutz genommen? Weil es wahrscheinlich alle beide den Kopf gekostet hätte, wenn er zugegeben hätte, daß Cheftu ihm Treue gelobt hatte. Chloe vergrub den Kopf in den Händen und ließ ihren Tränen freien Lauf.
13. KAPITEL
Cheftu legte den Pinsel beiseite, mit dem er eben sein Gesinde und seine Besitztümer an Graf Makab überschrieben hatte. Makab wäre entsetzt über diese Wendung der Ereignisse. Er war nicht besonders klug in Gelddingen, doch er war gerecht und würde dafür sorgen, daß die Sklaven freigelassen würden und einen Lohn für ihre treuen Dienste erhielten.
Die Sonne fiel in einem breiten Streifen durch die offene Tür zum Garten. Das Licht strömte durch einen gläsernen Weinkrug neben Cheftu und überzog das Zimmer mit einem Honigwabenprisma an Rottönen. Wie Blut, dachte Cheftu trübsinnig.
Am Morgen hatte man den dünnen Leichnam einer Ägypterin bei ihm abgeliefert. Im Austausch für seine Frau, wie der Gardist erklärt hatte. Man hatte ihr das Gesicht bedeckt, doch ihr Anblick hatte Cheftu zutiefst getroffen. Er war ReShera nur wenige Male begegnet, soweit er wußte – die Frau hatte nicht den Eindruck erweckt, als würde sie sich etwas aus ihm machen. Der Leichnam hatte einen silbernen Ankh-Anhänger mit ReSheras Namen getragen, es mußte also sie gewesen sein, doch er war nicht völlig sicher. Ohne Chloes grüne Augen sah eine schwarzhaarige, braunhäutige Frau fast aus wie die andere.
Cheftu und Ehuru hatten sie in das örtliche Haus der Toten gebracht, um sicherzustellen, daß sie ein anständiges Begräbnis bekam.
Thut hatte gute Arbeit geleistet, sie schnell getötet und sie dann ausbluten lassen. Insgeheim erleichtert, daß es nicht Chloe getroffen hatte, hatte Cheftu den zierlichen Leib in ein Leinengewand gehüllt.
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