Time-Travel-Triologie 01 - Die Prophetin von Luxor
Zumindest hatte es Chloe nicht erwischt.
RaEm. Chloe. Tränen schnürten ihm die Kehle zu. Was er empfand, ging weit über bloße Liebe hinaus. Chloe war die Frau, der er vertraute, die Frau, die er respektierte, die Frau, die seinem eigenen Ka entsprungen war. Die jetzt weiß Gott wo war.
Er widmete sich wieder seinem Brief. Er mußte ihre gemeinsamen Besitztümer zusammensuchen und eine Schiffspassage buchen, und dann mußte er Chloe finden und retten.
Ehuru trat in den Raum. »Herr, du hast einen Besucher.« Cheftu sah ihn an. Ehuru war über Nacht gealtert. Nichts wünschte sich Cheftu im Moment weniger als Gesellschaft, doch es führte kein Weg daran vorbei. Er ließ ein geisterhaftes Lächeln aufscheinen. »Führ ihn herein.«
Makab trat in den Raum, in glänzendweißes Leinen gehüllt, doch mit abgezehrtem, verhärmtem Gesicht. Cheftu stand auf und streckte ihm beide Arme entgegen.
Makab umarmte ihn. »Leben, Gesundheit, Wohlergehen, mein Freund.«
»Dir ebenfalls. Bitte nimm Platz. Hast du gegessen?«
»Mir ist nicht nach …« Makabs Stimme war leise. »Wie geht es meiner Schwester, Cheftu? Welche schwarze Magie geht hier vor?« Ehuru erschien in der Tür, und Cheftu bat um Wein und irgend etwas Eßbares aus der Küche für seinen Freund.
»Du weißt es also?«
Makab ließ sich in einen Stuhl sinken. »Was?«
»Wieso bist du hier?« fragte Cheftu in dem Versuch, seinen Freund nicht zu verängstigen.
»Ich habe eine Depesche erhalten, daß RaEm Thut heiraten sollte, also habe ich mich auf die Reise gemacht. Erst sind uns auf dem Weg zum Fluß die Pferde gestorben. Wir mußten mehrere Tage lang zu Fuß gehen. Dann habe ich mehrere gute Gefolgsleute in einem Feuerhagel verloren. – Ich muß gestehen, so etwas habe ich noch nie gesehen! Wir haben von der Hand in den Mund gelebt, bis die Heuschrecken über uns herfielen. Sie haben alle Bäche verstopft und alles Grüne abgefressen. Nur weil wir sie gegessen haben, haben wir überlebt. Dann sind wir am Fluß angekommen und hätten nur noch wenige Tagesreisen vor uns gehabt, als sich eine schwarze Nacht über uns senkte und alle Leute in Panik gerieten. Es kam zu einer Meuterei, bei der wir den größten Teil der Mannschaft und den Kapitän verloren haben. Wir sind eben erst angekommen. Von meinen zwanzig Mann Begleitung sind nur noch fünf übrig.« Er seufzte und nahm Ehuru einen Weinkelch ab. »Die Schrecken an den Gestaden der Nacht können nicht schlimmer sein.«
»Bist du sofort zu mir gekommen?«
»Ganz recht, mein guter Freund. Ich weiß, daß man dir den Auftrag gegeben hat, auf sie aufzupassen, nachdem …«, er stockte. »Auf sie aufzupassen, nachdem sie hierher verbannt worden war. Ich habe gedacht, sie wollte Nesbek heiraten, aber nun soll sie statt dessen Thut heiraten … Ich weiß nicht, was hier gespielt wird.«
»Sie hat mich geheiratet.«
Makab lachte. »Sie haßt dich!«
Cheftu grinste und zog eine Braue hoch.
»So wie ich sie gehaßt habe!«
Makab schrubbte sich mit der Hand übers Gesicht, kippte dann den Rest des Weines hinunter und reichte Ehuru den Becher zum Nachfüllen.
»Wie?«
Cheftu seufzte. »Es würde Tage und dazu wesentlich mehr Wein brauchen, um das zu erklären. Beschränken wir uns darauf, daß sie eine Staatsgefangene ist, daß mir weniger als eine Woche bleibt, um Ägypten ein für allemal zu verlassen, und daß die schlimmste Plage von allen uns noch bevorsteht.«
Makabs Miene war haßerfüllt.
»Eine Staatsgefangene? Ein verbannter Erbprinz? Plagen? Das mußt du mir erklären, Cheftu. Nenn mir einfach die Fakten. Wieso ist sie eine Gefangene?«
»Sie hat versehentlich an ihrer Stelle eine andere Priesterin zu einem Tempelritual geschickt. Das andere Mädchen wurde als Opfer getötet.«
»Ein Opfer? Ein Menschenopfer? Das ist barbarisch! Seit dem Chaos haben wir Ägypter keine Menschenopfer mehr gebracht!«
»Seit dem Chaos ist auch die Sonne ohne Ausnahme jeden Morgen zum Himmel aufgestiegen. Im Gegensatz zu den vergangenen Tagen.«
Makab wandte den Blick ab. »Gut.«
Er blickte Cheftu über den Rand seines Bechers hinweg an.
»Also hat sie eine andere geschickt?«
»Ja. So sieht es aus.«
»Du klingst, als hättest du Zweifel.«
Cheftu kratzte sich an der Brust.
»Die habe ich auch. Irgendwie reimt sich das nicht zusammen. Hat hat ihr Urteil zu schnell gefällt. Sie ist Pharao, doch sie handelt nicht in Abstimmung mit den Hohepriestern. Sie hat RaEm sogar von Soldaten ihrer Priesterwürde
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