Time-Travel-Triologie 01 - Die Prophetin von Luxor
Schattierungen hinzuzufügen. Sie fand sogar etwas Schlaf. Die Pyramide vermochte sie nicht auf Papyrus zu bannen, und Chloe bezweifelte, daß irgend etwas außer dem Weitwinkelobjektiv auf einer Hasselblad diesem Bauwerk gerecht würde. Außerdem kehrte ihre Übelkeit wieder. Zwei Tage lag sie im Bett und nahm nur Suppe und Brot zu sich.
Ihr Leibarzt besuchte sie kein einziges Mal.
6. KAPITEL
Thutmosis III. wurde, genau wie jeden Morgen, von den Priestern geweckt, die Amun-Re den Willkommensgruß entboten. Er zerrte die Leinendecke beiseite, setzte sich auf und fuhr sich mit der Hand über den rasierten Kopf. Arbah, sein Sklave, trat ein und kniete nieder.
»Spute dich!« befahl Thut. »Ich bin heute morgen spät dran für das Opfer, außerdem erwarten wir heute abend ganz besondere Gäste, die mir Hatschepsut, ewig möge sie leben!, schickt. Ganz zu schweigen von den merkwürdigen Omen, die eine Katastrophe im Großen Grün ankündigen. Was immer dort geschehen mag, könnte sich auch auf Ägypten auswirken!« Noch während er sprach, ließ Arbah sein Bad einlaufen, dämpfte die Handtücher für Thuts Gesicht und gab Anweisung, daß der weißumrahmte Schurz des Prinzen geplättet werden sollte.
Bevor Re den Himmel viel weiter erklommen hatte, fuhr Thut zum Tempel, um ein weiteres Mal für eine ertragreiche Ernte zu opfern. Er sprang von seinem Streitwagen und gesellte sich zu den safrangelb gekleideten Priestern, die auf ihrem Weg die Treppe hinab zum Fluß sangen: »Gelobt seist du, Vater-Mutter Nil, der du der Unterwelt entspringst und den Bewohnern im roten und schwarzen Land Kemt Atem spendest. Verborgen in der Bewegung, eine Dunkelheit im Licht. Du wässerst die Ebenen und Täler, die Re erschaffen hat, um alles Lebende zu nähren. Du gibst den Wüsteneien zu trinken, die keinen Tau von deiner Braue ernten. Geliebter Gebs, Beherrscher Tepu Tshatshaius, der du jedes Werk Ptahs zum Erblühen bringst. Er, der die Gerste macht und den Dinkel …«
Ein Tumult zu seiner Rechten ließ Thut innehalten. »Was gibt es für Probleme, daß wir nicht erst beten können?« rief er seinem Kommandanten Ameni zu, der zwei Männer festhielt. Thut ballte die Fäuste, als er die beiden Unruhestifter wiedererkannte. Wütend stapfte er auf sie zu: »Kommt ihr schon wieder mit euren lächerlichen Bitten und müßigen Drohungen, Apiru?«
»Wir sind gekommen, weil wir Eure Majestät um die Erlaubnis bitten möchten, in die Wüste zu gehen.«
»Wieso?«
»Wir haben dir bereits gesagt, daß wir unserem Gott opfern und dienen wollen.«
Der Prinz marschierte davon, um zu zeigen, daß er sie und ihren Gott für keine Gefahr und bedeutungslos hielt. Er stieg die Stufen zum Fluß hinab, wo sich Ramoses vor ihm aufbaute. Der Apiru hob den Stab mit dem Bronzeknauf in die Luft und ließ ihn auf die Oberfläche des Nils krachen. Thut blieb mit verschränkten Armen neben ihm stehen und sah sich das Schauspiel an. Eigenartigerweise gab es keinerlei Wellen. Das Wasser blieb still.
»Er der da ist, der Gott der Israeliten, Elohim, hat mich erneut zu dir gesandt«, verkündete Ramoses. »Er hat dir befohlen, sein Volk ziehen zu lassen, damit es ihm in der Wüste dienen kann. Doch«, stellte Ramoses mit grimmigem Lächeln fest, »du hast ihn nicht gehört. Darum spricht er: »Damit ihr wißt, daß ich der Herr über alles bin, wird sich das Wasser in Blut verwandeln. Die Fische werden sterben, und der Strom soll stinken. Ihr werdet dieses Wasser nicht trinken oder zum Waschen nehmen können.«« Er fixierte Thut mit einem glühenden Blick.
»Alles was euer unzivilisierter ›El‹ kann, bringen die großen Magier Ägyptens mit Leichtigkeit zustande. Den Fluß, die Quelle alles Lebens in Ägypten, in Blut verwandeln? Das werden die Götter nicht zulassen!« Er erbleichte, als er sah, wie der Fluß hinter Ramoses zu brodeln begann, als hätte ihn etwas verwundet.
Plötzlich trieben Fische mit dem Bauch nach oben an die Wasseroberfläche und verfingen sich im Schilf am Flußufer. Seine Höflinge glotzten mit großen Augen und tuschelten aufgeregt untereinander. Er drehte sich zu seinen Priestern und der Phalanx von Magiern um.
»Ihr unfähigen Tölpel«, zischte er. »Wollt ihr warten, bis der Nil aufhört zu fließen, oder werdet ihr etwas unternehmen? Macht diesem Spuk augenblicklich ein Ende!« Auf seiner breiten Stirne stand der Schweiß, und plötzlich schien ihn sein schwerer Kopfputz zu erdrücken. Er klatschte in die Hände und sah
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