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Time-Travel-Triologie 01 - Die Prophetin von Luxor

Time-Travel-Triologie 01 - Die Prophetin von Luxor

Titel: Time-Travel-Triologie 01 - Die Prophetin von Luxor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Frank
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Einsamkeit, in der sie sich befanden. Nirgendwo war ein Dorf, ein Feld oder auch nur ein antiker Souvenirstand zu sehen. Sie waren allein.
    Die Sklaven folgten in gebührendem Abstand, beladen mit Fackeln und einem großen Korb, in dem, wie Chloe hoffte, ihr Abendessen war. Nach einem fünfzehnminütigen Spaziergang waren sie auf der anderen Seite der Pyramide angekommen. Der Mond war aufgegangen, und am Himmel standen schon Sterne, die ihr Licht über die mondähnliche Oberfläche des verwehenden Sandes streuten.
    Cheftu hatte die Stufen entdeckt und führte sie hin.
    »Geh voran, aber sei vorsichtig. Diese Stufen sind Hunderte von Jahren alt und rutschig. Ich fange dich auf, falls du stolperst, du brauchst also keine Angst zu haben.« Und wer wird dich auffangen? dachte Chloe, doch sie machte sich an den Aufstieg. Obwohl die Stufen normal bemessen waren, waren sie in vielen Jahren und von unzähligen Füßen so weit abgetreten worden, daß jede Stufe in der Mitte durchsackte. Nach etwa einem Drittel des Weges begannen Chloes Lungen zu brennen. Cheftu merkte es und ordnete eine Pause an.
    Nebeneinander setzten sich die Pyramidenbesteiger mit dem Rücken gegen die großen Felsquader und blickten über die endlose Wüste, die unzähligen Kilometer voll wogendem, silbernem Sand. Als Chloe wieder zu Atem gekommen war, setzte sie ihren Weg fort, dicht gefolgt von Cheftu. Sie bekam Blasen in den Sandalen und sehnte sich nach einem Paar anständiger Wanderstiefel, doch als sie in den grenzenlosen, mit Sternen übersäten Nachthimmel aufsah, vergaß sie ihre Füße, ihre rätselhafte Zeitreise – einfach alles außer diesem erhabenen Anblick.
    Chloe war schweißgebadet, als sie schließlich den zitternden Fuß auf die Spitze der Pyramide stellte.
    Die Spitze der Welt!
    Der böige Wind zerrte an ihrem Kopfschmuck und kühlte den feuchten Film auf ihrem Gesicht. Als die Hyksos die goldüberzogene Pyramidenspitze abgetragen hatten, hatten sie eine ebene Fläche hinterlassen, die etwa so groß war wie Chloes Apartment in Dallas. Sie trat an die Ostkante, von der aus man auf den Nil sah. Der Fluß zog sich dahin, so weit das Auge reichte, ein Band aus schwarz-silbernem Licht, das Ober- und Unterägypten zu einer der größten Kulturen verwob, die die Welt je kennen sollte.
    Abgesehen von den nadelstichgroßen Fackeln auf ihrem Boot am Ufer war nirgendwo ein Licht zu sehen. Das Land wirkte gottverlassen. Sie waren vollkommen allein unter diesem unglaublich weiten, silberdurchwirkten Himmel. Der Wind trug Cheftus Stimme und sein Angebot von Essen und Wärme zu ihr her.
    Die Sklaven hatten einen Windschutz aufgestellt und Wein heiß gemacht. Chloe setzte sich in den Windschatten, direkt neben Cheftu, genoß die stille Luft und sah in den Himmel auf. Sie erkannte nur wenige Sternbilder wieder und konnte Cheftu auch nicht fragen, wie sie hießen. Er reichte ihr eine Schale mit warmem Wein und die antike Form eines Pitabrot-Sandwiches. Hungrig biß sie hinein, zermalmte den Ziegenkäse und die Gurken und ließ sich entspannt auf den uralten Stein zurücksinken.
    Durch den Windschutz waren sie auch vor den Blicken der Sklaven geschützt, und ihr wurde heiß angesichts der intimen Situation. Chloe nahm mit übernatürlicher Intensität wahr, wie tief Cheftu neben ihr atmete, wie seine Finger sich beim Reden bewegten, wie er in den Himmel deutete und Bilder in die Luft zeichnete, um seine Geschichten auszuschmücken. Silbernes Licht übergoß seinen Leib, vergoldete den festen, muskulösen Körper, und der würzige, warme Duft seiner Haut benebelte ihre Sinne. Sie war im Mondschein-Delirium, ganz eindeutig. Außerdem hatte sie keine Haare! Welcher Mann interessierte sich schon für eine Kahlköpfige?
    Dennoch bekam sie in diesem Augenblick eine Ahnung davon, was die beiden miteinander geteilt haben mochten … Cheftu und RaEm. Wobei nicht auszudenken war, für welchen Kheft er sie halten würde, wenn sie ihm die Wahrheit sagen würde. Hätte sie die Wahrheit überhaupt aussprechen können?
    Er deutete in den Himmel und legte seinen von einem Tuch bedeckten Kopf neben ihren. »Das da ist der Stern RaSheras.« Er zeigte auf die Venus. »Und dort ist das Sternbild von Apis’ Schenkel.« Chloe starrte angestrengt und ausgiebig nach oben, vermochte aber nicht zu sagen, wie die Ägypter in den zahllosen Sternen einen Stierschenkel erkennen wollten. Natürlich war das nicht abwegiger, als sich Cassiopeia in ihrem Stuhl am Himmel vorzustellen,

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