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Timeless: Roman (German Edition)

Timeless: Roman (German Edition)

Titel: Timeless: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Monir
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zurück.
    »O Gott!« , schrie Michele. Sie wirbelte zum Publikum herum. Zu ihrer Verblüffung sang das Publikum mit. Sie kannten den Song.
    Sie rannte nach vorn in die erste Reihe. Als sie die Worte mit den Lippen formte und Lilys Blick sie streifte, füllten sich ihre Augen mit Tränen. Diese musste zwei mal hinschauen, doch dann strahlte sie Michele an, ohne aus dem Takt zu geraten. Als der Song zu Ende war, eilte Michele die Treppe hinauf und hinter die Bühne. Sie rannte an den langbeinigen Chorus Girls vorbei, bis sie Lily entdeckte.
    »Lily«, rief Michele.
    »Komm mit«, flüsterte Lily, und zusammen liefen sie zu einer Garderobe, an deren Tür ein goldener Stern befestigt war.
    Sie warfen die Tür hinter sich zu, fielen sich in die Arme und hüpften auf und ab.
    »Lily, du hast es geschafft! Du hast deine Eltern überzeugt; hast es bis an den Broadway geschafft!«
    »Du aber auch. ›Bring die Farben zurück‹ ist ein Hit geworden. Die Platten gehen weg wie warme Semmeln. Und ich werde ›Chasing Time‹ in die nächste Revue aufnehmen. Ziggy, so nennen wir Ziegfeld, mag beide Songs, findet sie innovativ und herzerfrischend«, erzählte Lily aufgeregt.
    »Wahnsinn! Danke!« So also fühlt sich Erfolg an , dachte Michele, und ein Glücksgefühl durchströmte sie.
    »Ah, damit ich es nicht vergesse. Ein gut aussehender Kerl namens Dan kam vor zwei Wochen hier vorbei und hat mich gefragt, ob ich eine Michele kenne – die niemand außer mir sehen könne.«
    Michele blieb das Herz vor Schreck stehen. Philip.
    »Ich habe mir Sorgen gemacht, dass er vielleicht unser Geheimnis kennt, und ihn gefragt, was er meint. Er hat gesagt, er wolle dich sehen«, fuhr Lily fort. »Ich habe ihm erklärt, dass du nicht hier wärst. Dann hat er mir ein kleines Päckchen überreicht und bat mich, es dir zu geben – und schon war er wieder verschwunden. Ich habe es hier in der Schublade meiner Frisierkommode aufbewahrt, für alle Fälle. Möchtest du es sehen?«
    Michele versagte die Stimme. »Ja«, flüsterte sie.
    Lily öffnete eine Schublade und holte ein kleines Päckchen heraus. Als sie es ihr reichte, war Michele zu überwältigt, um etwas sagen zu können.
    »Wer ist er?«, fragte Lily, als Michele das Päckchen anstarrte, ohne es zu öffnen.
    »Er ist …« Michele schluckte. »Er ist der Mann, über den ich den Song geschrieben habe.«
    »Das habe ich vermutet«, erwiderte Lily und grinste. »Ist er … ein Geist wie du?«
    Michele schüttelte den Kopf. Sprachlos setzte sich Lily an ihren Frisiertisch, während Michele das Päckchen betrachtete. Mit wild klopfendem Herzen öffnete sie es, und ein Brief flatterte zu Boden.
    16. Juni 1926
    Meine liebste Michele,
    wie unerträglich lang ist es her, seit ich dich in den Armen gehalten habe, seit ich deine liebe Stimme gehört und deine vollkommenen Lippen geküsst habe. Seit du gegangen bist, schien ein Tag so bedeutungslos wie der andere zu verlaufen. Und so war es fünfzehn lange Jahre. Ich ging, wie geplant, von zu Hause weg, doch die Leere folgte mir nach London, sogar, als ich im Londoner Symphonieorchester Klavier spielte.
    Und dann änderte sich vor zwei Wochen alles. Ich war bei einer Dinnerparty zu Ehren der Songschreiber George und Ira Gershwin, die hier eine neue Show vorbereiten. George saß am Klavier, was er immer tut, wenn eine Party stattfindet. Doch überraschenderweise spielte er nicht seine eigene Musik, sondern unsere. Unser »Bring die Farben zurück«. Du kannst dir vorstellen, wie erstaunt und schockiert ich war und welche Freude über deine Rückkehr ich empfand. Ich erfuhr alles von den Gershwins, dass deine Verwandte Lily Windsor in ihrer Broadway-Revue den Song zu einem Hit gemacht hat, und kündigte auf der Stelle beim Londoner Symphonieorchester und buchte eine Passage nach New York. Ich schreibe dir gerade vom Schiff aus.
    Könnte es sein, dass du nach all den Jahren deine Haltung neu überdacht hast? Ich kann nicht anders, als darauf zu hoffen, auch wenn ich Angst habe. Aber ich vermute, dass du in diesem Fall zu mir statt zu Lily gekommen wärst. Selbst wenn ich dich nicht wiedersehen sollte, empfinde ich deine Rückkehr und was du für unser Lied getan hast, als Wunder. Das ist das Zeichen, nach dem ich mich gesehnt habe, das Zeichen, dass du mich immer noch liebst, so wie ich nie aufgehört habe, dich zu lieben.
    Ich muss gestehen, dass ich mich in London nicht in dem Maße meinen Kompositionen widmete, wie wir es erwartet hatten. Du hast

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