Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Timeline: Eine Reise in die Mitte der Zeit

Timeline: Eine Reise in die Mitte der Zeit

Titel: Timeline: Eine Reise in die Mitte der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Crichton
Vom Netzwerk:
nichts.
    Marek deutete noch einmal.
    Chris kniff die Augen zusammen und konnte gerade noch vier dünne Rauchsäulen erkennen, die in den Nachthimmel stiegen. Aber wenn der Rauch von Feuern kam, warum sahen sie dann kein Licht?
    Sie gingen am Wasser entlang flußaufwärts und kamen nach einer Weile zu einem am Ufer festgemachten Kahn. Er knirschte in der Strömung über die Steine. Marek schaute zum anderen Ufer. Sie waren jetzt ein ganzes Stück von den Rauchsäulen  entfernt.
    Er zeigte auf den Kahn. Sollten sie es riskieren?
    Die einzige Alternative war, das wußte Chris, durch den Fluß
    zu schwimmen. Aber die Nacht war kühl, und er wollte nicht naß werden. Er deutete ebenfalls auf den Kahn und nickte.
    Auch Kate nickte.
    Sie stiegen ein, und Marek ruderte sie leise über die Dordogne.
    Kate, die neben Chris saß, mußte an ihre Unterhaltung denken, als sie vor ein paar Tagen den Fluß überquerten. Wie viele Tage war das her? Nur zwei, erkannte sie. Aber ihr kam es vor wie Wochen.
    Mit zusammengekniffenen Augen suchte sie das andere Ufer nach Bewegungen ab. Ihr Boot war zwar nur ein dunkler Umriß auf dunklem Wasser vor einem dunklen Hügel, aber wenn jemand in ihre Richtung schaute, wären sie trotzdem sichtbar.
    Doch offensichtlich tat das niemand. Das Ufer war jetzt schon sehr nahe, und dann glitt der Kahn leise zischend über das Gras am Ufer und kam mit einem leichten Knirschen zum Stehen. Sie stiegen aus und entdeckten sofort einen schmalen Lehmpfad, der am Ufer entlangführte. Marek hielt sich den Finger an die Lippen und setzte sich auf dem Pfad in Bewegung. Er ging auf den Rauch zu.
    Sie folgten ihm vorsichtig.
    Ein paar Minuten später hatten sie die Antwort. Es waren vier Feuer, die in Abständen am Ufer brannten. Doch die Flammen waren umstellt mit kaputten Rüstungsteilen, die in einem  niederen Erdwall steckten, so daß nur der Rauch zu sehen war.
    Aber nirgendwo waren Soldaten.
    Marek flüsterte. »Ein alter Trick. Die Feuer geben die falsche Position an.«
    Kate begriff nicht so recht, was mit diesem »alten Trick« erreicht werden sollte. Vielleicht sollten sie eine größere Truppenstärke, als wirklich vorhanden war, vortäuschen. Marek führte sie an den unbewachten Feuern vorbei zu einigen anderen, die etwas weiter unten am Ufer brannten. Sie gingen dicht am Wasser und hörten das Plätschern des Flusses. Als sie zum letzten Feuer kamen, drehte Marek sich plötzlich auf dem Absatz um und ließ sich zu Boden fallen. Auch Kate und Chris gingen zu Boden, und dann hörten sie Stimmen, die ein eintöniges Trinklied grölten; der Text ging etwa so: »Wenn ein Mann am Feuer schnarcht, dann war's das Bier, das Bier, wenn ein Mann im Dreck sich suhlt, dann war's das Bier, das Bier…«
    Es ging endlos so weiter. Beim Zuhören fühlte Kate sich an die Sauflieder ihrer Collegezeit erinnert. Und als sie den Kopf hob, sah sie wirklich ein halbes Dutzend Soldaten in Grün und Schwarz, die um mehrere Feuer saßen, tranken und laut sangen. Vielleicht hatten sie den Befehl, genug Lärm zu machen, um die vielen Feuer zu rechtfertigen.
    Marek bedeutete ihnen umzukehren, und als sie ein Stück gegangen waren, führte er sie nach links, vom Fluß weg. Sie verließen den Schutz des Waldstreifens, der das Ufer säumte, und huschten nun wieder über offene Felder ohne jede Deckung. Kate erkannte, daß es dieselben Felder waren, über die sie an jenem Morgen gelaufen waren. Und wirklich sah sie auf der linken Seite schwache gelbe Lichter in den oberen Fenstern des Klosters. Offensichtlich arbeiteten einige Mönche bis spät in die Nacht. Direkt vor ihnen erkannte sie die dunklen Umrisse strohgedeckter Bauernhütten.
    Chris deutete zum Kloster. Warum gingen sie nicht dorthin?
    Marek formte mit seinen Händen ein Kissen am Ohr: Alle  schlafen.
    Chris zuckte die Achseln: Na und?
    Marek spielte ihnen ängstliches Hochschrecken vor. Er  schien zu meinen, daß sie beträchtliche Aufregung verursachen würden, wenn sie mitten in der Nacht dort auftauchten.
    Chris zuckte die Achseln: Na und?
    Marek wackelte mit dem Finger: Keine gute Idee. Mit den Lippen formte er lautlos: Morgen früh.
    Chris seufzte.
    Marek ging an den Hütten vorbei, bis er zu einem ausgebrannten Ba uernhaus kam – vier Wände und die schwarzen Überreste von Balken, die ein Strohdach getragen hatten. Durch eine Tür mit einem roten Streifen quer über dem Blatt traten sie ein. In der Dunkelheit konnte Kate kaum etwas erkennen.
    In der Hütte wuchs

Weitere Kostenlose Bücher