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Timeline: Eine Reise in die Mitte der Zeit

Timeline: Eine Reise in die Mitte der Zeit

Titel: Timeline: Eine Reise in die Mitte der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Crichton
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verziert.
    »Hier entlang«, sagte der Mönch und führte sie eine Treppe hinunter in einen kleinen, sonnenhellen Hof. Auf einer Seite sah Marek acht Soldaten in den Farben Arnauts in der Sonne stehen. Ihm fiel auf, daß sie ihre Schwerter trugen.
    Der Mönch geleitete sie zu einem kleinen Haus am Ende des Hofs und dann durch eine Tür. Sie hörten Wasser rieseln und sahen einen Brunnen mit einem großen Becken. Lateinische Gesänge erfüllten die Luft. In der Mitte des Raums wuschen zwei Mönche einen nackten, blassen Körper, der auf einem Tisch lag.
    »Frater Marcellus«, flüsterte der Mönch und verbeugte sich leicht.
    Marek starrte die Szene an. Es dauerte einen Augenblick, bis ihm bewußt wurde, was er da sah.
    Bruder Marcel war tot.
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14:52:07
    Ihre Reaktion verriet sie. Der Mönch sah deutlich, daß sie nicht gewußt hatten, daß Marcel tot war. Stirnrunzelnd faßte er  Marek am Arm und fragte: »Warum seid Ihr hier?«
    »Wir hatten gehofft, mit Bruder Marcel sprechen zu können.«
    »Er starb gestern nacht.«
    »Woran starb er?«
    »Das wissen wir nicht. Aber er war alt, wie Ihr sehen könnt.«
    »Was wir von ihm wollten, war sehr dringend«, sagte Marek.
    »Wenn wir vielleicht seine persönliche Habe sehen könnten —«
    »Er hatte keine persönliche Habe.«
    »Aber doch sicher ein paar private Dinge –«
    »Er lebte sehr einfach.«
    Marek fragte: »Darf ich seine Zelle sehen?«
    »Es tut mir leid, aber das ist nicht möglich.«
    »Aber ich wäre Euch sehr verbunden, wenn –«
    »Bruder Marcel lebte in der Mühle. Seine Zelle ist schon seit  vielen Jahren dort.« »Aha.« Die Mühle war jetzt unter der Kontrolle von Olivers Truppen. Dort konnten sie nicht hin, zumindest nicht im Augenblick. »Aber vielleicht kann ich Euch helfen. Sagt mir, was wolltet Ihr so Dringendes von ihm?«
    »Es ist eine private Angelegenheit«, erwiderte Marek. »Ich kann nicht darüber sprechen.«
    »Hier gibt es nichts Privates«, sagte der Mönch und bewegte sich langsam auf die Tür zu. Marek hatte den starken Eindruck, daß er gleich Alarm schlagen würde.
    »Es geht um eine Bitte von Magister Edwardus.«
    »Magister Edwardus!« Das Verhalten des Mönchs änderte sich völlig. »Warum habt Ihr das nicht gleich gesagt? Und wie steht Ihr zu Magister Edwardus?«
    »Fürwahr, wir sind seine Gehilfen.«
    »Certum?«
    »In der Tat, das ist so.«
    »Warum habt Ihr das nicht gleich gesagt? Magister Edwardus ist hier höchst willkommen, denn er hat dem Abt einen Dienst
    erwiesen, bevor er von Sir Oliver gefangengesetzt wurde.«
    »Oh.«
    »Kommt unverzüglich mit mir«, sagte der Mönch. »Der Abt  wird Euch zu sehen wünschen.«
    »Aber wir haben —«
    »Der Abt wird es wünschen. Kommt.«
    Wieder draußen im Sonnenlicht sah Marek, daß sich jetzt viele Soldaten in den Höfen des Klosters aufhielten. Und diese Soldaten lungerten nicht herum; sie waren wachsam und bereit zur Schlacht.
    Das Haus des Abts war ein kleines, reich mit Schnitzwerk verziertes Holzhaus in einem entfernten Winkel des Klosters. Sie wurden in ein kleines, holzgetäfeltes Vorzimmer geführt, in dem ein älterer Mönch, gebückt und schwer wie eine Kröte, vor einer geschlossenen Tür saß.
    »Ist Mylord der Abt anwesend?«
    »Fürwahr, er unterweist gerade eine Büßerin.«
    Aus dem angrenzenden Zimmer hörten sie ein rhythmisches knarzendes Geräusch.
    »Wie lange wird er mit ihr beten?«
    »Es kann noch eine gute Weile dauern«, sagte die Kröte. »Sie ist rückfällig. Sie frönt der Wiederholung ihrer Sünden.«
    »Wollt Ihr die Güte haben, diese würdigen Herren hier unserem ehrwürdigen Abt vorzustellen«, sagte der Mönch, »denn sie bringen Neuigkeiten von Edwardus de Johnes.«
    »Seid gewiß, daß ich es ihm sage«, erwiderte die Kröte gelangweilt. Aber Marek sah plötzliches Interesse in den Augen des alten Mannes aufblitzen. Die Mitteilung schien ihm wichtiger zu sein, als er sich anmerken ließ.
    »Es geht schon auf die Terz zu«, sagte die Kröte mit einem Blick auf die Sonne. »Werden Eure Gäste an unserem schlichten Morgenmahl teilnehmen?«
    »Vielen Dank, aber nein, wir —« sagte Marek. Chris hüstelte. Kate stieß Marek in den Rücken. Marek sagte: »Wir nehmen dankend an, wenn es keine zu große Mühe macht.«
    »Bei der Gnade Gottes, Ihr seid willkommen.«
    Sie wollten eben aufbrechen, als ein junger Mönch atemlos ins Zimmer stürzte. »Mylord Arnaut ist auf dem Weg. Er wünscht den Abt sofort zu sehen!«
    Die Kröte sprang auf

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