Timeline: Eine Reise in die Mitte der Zeit
sein.«
»Hmhm ja, das könnte funktionieren«, sagte die junge Frau und nickte.
Doniger sagte: »Lincoln würde trotzdem zerknittert aussehen.«
»Die Falten können wir mit Photoshop rausholen —«
Doniger überlegte. »Vielleicht«, sagte er schließlich.
»Außerdem«, sagte Kramer, »solltest du ihnen nicht zu viel zeigen. Weniger ist mehr.«
»Na gut«, sagte Doniger. »Richten Sie die Standfotos her, und zeigen Sie sie mir in einer Stunde.«
Die Medienleute verließen das Büro. Doniger war allein mit Kramer. Er ging hinter seinen Schreibtisch und blätterte in seiner Präsentation. Dann sagte er: »Meinst du, es sollte ›Das Versprechen der Vergangenheit‹ heißen oder ›Die Zukunft der Vergangenheit?« »Das Versprechen der Vergangenheit«, sagte Kramer. »Auf jeden Fall ›Das Versprechen.‹«
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07:34:49
Begleitet von zwei Rittern trabte Marek durch den Staub der Transportkarren zur Spitze der Kolonne vor. Chris und Kate konnte er noch nicht sehen, aber seine kleine Gruppe bewegte sich sehr zügig. Bald würde er aufgeholt haben.
Er musterte die Ritter zu beiden Seiten. Raimondo links von ihm, aufrecht, in voller Rüstung, mit einem dünnen Lächeln auf den Lippen. Und rechts ein grauhaariger Kämpe, ebenfalls in Rüstung, ganz offensichtlich ein zäher und fähiger Mann. Keiner von beiden achtete sonderlich auf ihn, so sicher waren sie sich ihrer Kontrolle über ihn. Vor allem, da seine Hände so gefesselt waren, daß seine Handgelenke gerade einmal fünfzehn Zentimeter voneinander entfernt waren.
Hustend wegen des Staubes ritt er dahin. Schließlich schaffte er es, den Dolch unter seinem Überwurf hervorzuholen und ihn zwischen Handfläche und den hölzernen Knauf seines Sattels zu klemmen. Er versuchte, das Messer so zu drehen, daß die sanfte Auf-und Abbewegung des Reitens seine Fesseln mit der Zeit durchtrennen würde. Aber das war leichter gesagt als getan; das Messer schien immer in der falschen Position zu sein, und seine Fesseln blieben unbeschädigt. Marek warf einen verstohlenen Blick auf seinen Timer am Handgelenk: 07:31:02. Noch mehr als sieben Stunden also, bis die Batterien erschöpft waren.
Nun ritten sie die gewundene Straße zum Dorf von La Roque hoch. Das Dorf war in den Felshang über dem Fluß gebaut, die Häuser bestanden fast ausschließlich aus Stein und gaben dem Ort ein kompaktes, düsteres Aussehen, vor allem jetzt, da alle Fenster und Türen in Erwartung der Schlacht verrammelt waren.
Jetzt bewegten sie sich an den Kommandoeinheiten von Arnauts Armee vorbei, alles Ritter in voller Rüstung, jeder mit eigenem Gefolge. Männer und Pferde arbeiteten sich die steilen, gepflasterten Straßen hoch, die Pferde schnaubten, die Transportkarren rutschten immer wieder weg. Die Ritter an der Spitze schienen es eilig zu haben, und viele der Karren waren mit zerlegten Belagerungsmaschinen beladen. Offensichtlich war der erste Angriff noch vor Anbruch der Nacht geplant.
Sie waren noch immer innerhalb der Stadt, als Marek Chris und Kate, die nebeneinander auf alten Kleppern ritten, zum ersten Mal sah. Sie waren etwa hundert Meter entfernt und verschwanden immer wieder hinter Biegungen der Straße. Raimondo legte Marek die Hand auf den Arm. »Wir gehen nicht näher ran.«
Im Staub etwas weiter vorne flatterte ein Banner zu dicht vor dem Gesicht eines Pferds. Das Tier bäumte sich wiehernd auf, ein Karren kippte um, Kanonenkugeln kullerten heraus und rollten den Hügel hinunter. Das war der Augenblick der Verwirrung, auf den Marek gewartet hatte, und er reagierte sofort. Er spornte sein Pferd an, doch es bewegte sich nicht. Dann sah er, daß der grauhaarige Ritter die Zügel gepackt hatte.
»Mein Freund«, sagte Raimondo, der neben ihm ritt, seelenruhig. »Bringt mich nicht dazu, Euch zu töten. Zumindest jetzt noch nicht.« Er nickte in Richtung von Mareks Händen. »Und steckt diese törichte kleine Klinge weg, bevor Ihr Euch schneidet.«
Marek spürte, wie ihm die Röte in die Wangen stieg. Aber er tat, wie ihm geheißen, und steckte den Dolch wieder unter seinen Überwurf. Dann ritten sie schweigend weiter.
Hinter den Steinhäusern ertönte der Ruf eines Vogels, der noch zweimal wiederholt wurde. Raimondo riß sofort den Kopf herum, als er das hörte, sein Gefährte auf der anderen Seite ebenfalls. Offensichtlich war es kein Vogel, sondern ein Signal.
Die Männer horchten, und bald kam von weiter oben ein Antwortruf. Raimondo legte die Hand aufs Schwert, tat
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