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Timeline: Eine Reise in die Mitte der Zeit

Timeline: Eine Reise in die Mitte der Zeit

Titel: Timeline: Eine Reise in die Mitte der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Crichton
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Roque noch vor Einbruch der Nacht erreichen wollte; wenn die Kanone nur ein Symbol war, gab es keinen Grund, warum man sie nicht später nachbringen konnte. Eine solche Anstrengung konnte nur bedeuten, daß die Kanone eine wichtige Rolle beim Angriff spielte.
    Aber auf welche Weise? fragte sich Chris. Die Mauern von La Roque waren über drei Meter dick. Eine Kanonenkugel konnte sie nicht durchdringen.
    Der gutaussehende Ritter grüßte knapp und sagte: »Gott gewähre Euch Barmherzigkeit und Sicherheit.«
    »Gott segne Euch und gewähre Euch Wohlstand«, erwiderte Chris. Der Ritter gab ihren Pferden einen Klaps aufs Hinterteil, und sie ritten in Richtung La Roque davon.
    Unterwegs erzählte Kate ihm, was sie in Marcels Zimmer entdeckt hatten, und von der grünen Kapelle.
    »Weißt du, wo die Kapelle ist?« fragte Chris.
    »Ja, ich habe sie auf einem der Lagepläne gesehen. Sie liegt ungefähr achthundert Meter nordöstlich von La Roque. Es gibt einen Pfad durch den Wald, der zu ihr führt.«
    Chris seufzte. »Jetzt wissen wir also, wo der Geheimgang ist«, sagte er, »aber André hatte den Marker, und jetzt ist er tot, was bedeutet, daß wir von hier sowieso nicht mehr wegkommen.«
    »Nein«, sagte sie. »Ich habe die Keramik.«
    »Du?«
    »André hat sie mir gegeben, auf der Brücke. Ich glaube, er wußte, daß er dort nicht mehr lebend herauskommen würde. Er hätte flüchten und sich retten können. Aber das tat er nicht. Er ist geblieben und hat statt dessen mich gerettet.«
    Sie fing leise an zu weinen.
    Chris ritt schweigend weiter. Er erinnerte sich daran, wie Mareks Versessenheit die anderen Doktoranden amüsiert hatte  — »Kannst du dir das vorstellen? Er glaubt an diesen Ritterlichkeitsscheiß!« — und daß sie sein Verhalten als eine Art kurioser Angeberei betrachtet hatten. Eine Rolle, die er spielte, ein affektierter Spleen. Denn im späten zwanzigsten Jahrhundert konnte man von Leuten nicht ernsthaft verlangen zu glauben, daß es einem wirklich ernst war mit Ehre und Wahrheit, der Reinheit des Körpers, dem Schutz der Frauen, der Heiligkeit wahrer Minne und mit dem ganzen Rest.
    Doch offensichtlich hatte André das alles wirklich ernstgemeint.
    Sie ritten durch eine Alptraumlandschaft. Die Sonne war hinter den Rauch-und Staubschwaden nur eine schwache, blasse Scheibe. Hier und dort gab es Weingärten, aber die Reben waren alle verbrannt, nur noch knotige, gespenstische Stümpfe, von denen Rauch aufstieg. Auch die Obstgärten bestanden nur noch aus schwarzen, tristen Baumskeletten. Alles war verkohlt.
    Überall hörten sie die erbärmlichen Schreie verwundeter Soldaten. Viele der sich zurückziehenden Soldaten waren einfach neben die Straße gestürzt. Einige atmeten noch, andere hatten bereits die grauen Gesichter des Todes.
    Chris hatte angehalten, um einem Toten die Waffen abzunehmen, als ein Verwundeter in der Nähe die Hand hob und kläglich um Hilfe rief: »Secours, secours!« Chris ging zu ihm. Ein Pfeil steckte tief in seinem Bauch, ein zweiter in der Brust. Der Soldat war Anfang Zwanzig, und er schien zu wissen, daß er sterben würde. Auf dem Rücken liegend, sah er Chris flehend an und sagte Worte, die Chris nicht verstand. Schließlich deutete der Soldat auf seinen Mund und sagte: »Aquam. Da mihi aquam.« Er hatte Durst, und er wollte Wasser. Chris zuckte hilflos die Achseln. Er hatte kein Wasser. Der Mann sah ihn wütend an, zuckte zusammen, schloß die Augen und wandte sich ab. Chris ging davon. Als sie etwas später wieder an Männern vorbeikamen, die um Hilfe riefen, ritt er weiter ohne anzuhalten. Er konnte nichts für sie tun.
    In der Ferne sahen sie La Roque, das hoch aufragend und uneinnehmbar auf seinem Felsen über der Dordogne stand. In weniger als einer Stunde würden sie die Festung erreichen.
    In einem dunklen Winkel der Kirche von Sainte-Mere half der gutaussehende Ritter André Marek auf die Beine. »Eure Freunde sind aufgebrochen«, sagte er.
    Marek hustete und klammerte sich an den Arm des Ritters, als ein heftiger Schmerz ihm ins Bein schoß. Der gutaussehende Ritter lächelte. Er hatte Marek gleich nach der Explosion der Mühle gefangengenommen.
    Als Marek aus dem Mühlenfenster geklettert war, hatte er das große Glück gehabt, in ein Becken zu fallen, das so tief war, daß er sich nicht verletzte. Und als er wieder an die Oberfläche kam, sah er, daß er sich noch immer unter der Brücke befand. Das Becken produzierte einen Strudel, so daß die Strömung ihn nicht

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