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Timeline: Eine Reise in die Mitte der Zeit

Timeline: Eine Reise in die Mitte der Zeit

Titel: Timeline: Eine Reise in die Mitte der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Crichton
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Medienleute, die Kramer angestellt hatte. Aber Doniger fiel auf, daß Kramer ihnen gegenüber saß, wie um sich diskret von ihnen zu distanzieren. Er fragte sich, ob sie ihr Material bereits gesehen hatte. Das Ganze machte Doniger gereizt. Er mochte Medienleute sowieso nicht. Und das war heute schon sein zweites Treffen mit dieser Meute. Am Vormittag hatte er die PR-Trottel hier gehabt, und jetzt diese Trottel. »Das Problem«, sagte er, »ist, daß morgen dreißig Topmanager zu meiner Präsentation kommen. Der Titel meiner Präsentation ist: ›Das Verspreche n der Vergangenheit, aber ich habe kein überzeugendes Bildmaterial, das ich ihnen zeigen kann.‹« »Verstanden«, sagte einer der jungen Männer forsch. »Das war genau unser Ausgangspunkt, Mr. Doniger. Der Kunde will
    die Vergangenheit zum Leben erwecken. Und das wollten wir umsetzen. Mit Ms. Kramers Unterstützung haben wir Ihre  eigenen Beobachter gebeten, Demo-Videos für uns zusammenzustellen —«
    »Lassen Sie sehen«, sagte Doniger.
    »Ja, Sir. Wenn wir vielleicht das Licht etwas dimmen könnten —«
    »Lassen Sie das Licht so, wie es ist.«
    »Ja, Mr. Doniger.« Der Großbildschirm an der Wand leuchtete blau auf, als das Gerät eingeschaltet wurde. Während sie auf die ersten Bilder warteten, sagte der junge Mann: »Der Grund, warum wir diese erste Szene ausgewählt haben, ist der, daß es sich um ein historisches Ereignis handelt, das von Anfang bis Ende nur zwei Minuten dauert. Wie Sie wissen, laufen viele historische Ereignisse sehr langsam ab, vor allem für moderne Sehgewohnheiten. Das war ein schnelles. Leider passierte es an einem etwas regnerischen Tag.«
    Der Monitor zeigte ein graues, düsteres Bild, tiefhängende Wolken. Die Kamera schwenkte und fuhr über die Köpfe einer großen Menschenmenge hinweg. Ein hagerer Mann stieg eben auf eine schlichte, unlackierte Holzbühne.
    »Was ist das? Eine Hinrichtung?«
    »Nein«, sagte der Medienmensch. »Das ist Abraham Lincoln, der jetzt gleich seine Gettysburg-Ansprache halten wird.«
    »Das soll er sein? Gott, der sieht ja übel aus. Wie eine Leiche. Sein Anzug ist ganz zerknittert. Und seine Ärmel sind  zu kurz.«
    »Ja, Sir, aber —«
    »Und das soll seine Stimme sein? Die quiekst ja.«
    »Ja, Mr. Doniger, kein Mensch hat je Lincolns Stimme
    gehört, aber das ist seine Original —«
    »Haben Sie denn alle den Verstand verloren?«
    »Nein, Mr. Doniger —«
    »O Mann, das kann ich doch nicht verwenden«, sagte Doniger. »Kein Mensch will einen Abraham Lincoln sehen, der klingt wie Betty Boob. Was haben Sie sonst noch?«
    »Kommt sofort, Mr. Doniger.« Ungerührt legte der junge Mann eine andere Kassette ein und sagte: »Beim zweiten Video sind wir von einer anderen Prämisse ausgegangen. Wir wollten eine gute Action-Sequenz, aber wiederum ein berühmtes Ereignis, das jeder kennt. Hier also der Weihnachtstag 1778, auf dem Delaware River, wo —«
    »Ich sehe überhaupt nichts«, sagte Doniger.
    »Ja, ich fürchte, es ist ein bißchen dunkel. Es ist eine nächtliche Überfahrt. Aber wir dachten, daß George  Washington, wie er gerade den Delaware überquert, ein guter –«
    »George Washington? Wo ist George Washington?«
    »Genau hier«, sagte der Mann und deutete auf den Monitor.
    »Wo?«
    »Dort.«
    »Der Kerl, der da hinten im Boot kauert?«
    »Genau, und —«
    »Nein, nein, nein«, sagte Doniger. »Er muß im Bug stehen,  wie ein General.«
    »Ich weiß, daß er auf Porträts so dargestellt wird. Aber so war es nicht. Hier sehen sie den echten George Washington, wie er wirklich den –«
    »Er sieht seekrank aus«, sagte Doniger. »Sie wollen, daß ich  ein Video von einem seekranken George Washington zeige?«
    »Aber das ist die Wirklichkeit.«
    »Scheiß-Wirklichkeit«, sagte Doniger und warf eine ihrer Videokassetten durchs Zimmer. »Was ist denn los mit Ihnen? Mir ist die Realität scheißegal. Ich will was Interessantes, was
    Aufreizendes. Und Sie zeigen mir eine lebende Leiche und einen begossenen Pudel.«
    »Na ja, wir können ja noch mal ganz von vorne anfangen –«
    »Das Gespräch ist morgen«, sagte Doniger. »Ich habe drei wichtige Konzernchefs hier. Und ich habe ihnen bereits versprochen, daß sie was sehr Spezielles zu sehen bekommen.« Er warf die Hände in die Luft. »O Gott.«
    Kramer räusperte sich. »Wie wär's mit Standfotos?«
    »Standfotos?«
    »Ja, Bob. Wir könnten einzelne Bilder aus diesen Videos  nehmen, und die könnten ziemlich eindrucksvoll

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