Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Timeline: Eine Reise in die Mitte der Zeit

Timeline: Eine Reise in die Mitte der Zeit

Titel: Timeline: Eine Reise in die Mitte der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Crichton
Vom Netzwerk:
Männer aus dem Schatten zu beiden Seiten des Pfads gelaufen, und sie erkannte, daß es godins waren, räuberische Bauern. Kate saß noch im Sattel, aber lange würde sie es nicht mehr aushalten. Sie trat ihrem Pferd in die Flanken, aber es war offenbar müde und reagierte nicht. Der ältere Mann zerrte weiter an ihrem Arm und murmelte dabei die ganze Zeit: »Törichter Junge! Du dummer Junge!«
    Kate fiel nichts anderes mehr ein, als um Hilfe zu rufen, sie schrie so laut sie konnte, und das schien die Männer zu erschrecken, denn sie hielten einen Augenblick inne, bevor sie weiter auf sie eindrangen. Plötzlich das Donnern eines galoppierenden Pferdes und der Schlachtruf eines Kriegers, und die godins sahen einander an und liefen davon. Alle bis auf den älteren, der Kates Hand nicht loslassen wollte und sie jetzt mit der Axt bedrohte, die er mit seiner freien Hand schwang.
    In diesem Augenblick kam – gleich einer Erscheinung – ein blutroter Ritter auf dem Pfad herangestürmt, auf einem schnaubenden, schlammbespritzten Pferd, und der Ritter selbst so grimmig und blutig, daß auch dieser letzte Mann um sein Leben rannte und in der Dunkelheit des Waldes verschwand.
    Chris zog die Zügel an und umkreiste sie. Sie spürte eine riesige Erleichterung in sich aufsteigen, denn sie hatte große Angst gehabt. Chris lächelte, er war ganz offensichtlich sehr zufrieden mit sich.
    »Seid Ihr wohlauf, Ma'am?« fragte er.
    »Bist du es?« fragte Kate erstaunt. Chris war buchstäblich mit Blut getränkt; es war auf seinem Gesicht und seinem Körper festgetrocknet, und wenn er lächelte, brach die Kruste an seinen Mundwinkeln auf und zeigte die rosige Haut darunter. Er sah aus, als wäre er in ein Faß mit roter Farbe gefallen.
    »Mir geht's gut«, sagte Chris. »Irgend jemand hat mit seinem Schwert das Pferd neben mir getroffen und eine Arterie oder
    sonst was aufgeschlitzt. Ich war sofort pitschnaß. Blut ist wirklich heiß, hast du das gewußt?«
    Kate starrte ihn immer noch an, sie staunte, daß jemand, der so aussah wie er, noch Witze reißen konnte, doch er nahm ihre Zügel und führte sie schnell davon. »Ich glaube«, sagte er, »wir sollten nicht warten, bis sie sich neu formieren. Hat deine Mutter dir denn nicht gesagt, daß du nicht mit Fremden reden darfst, Kate? Vor allem nicht im Wald?«
    »Eigentlich habe ich immer geglaubt, man muß ihnen was zu essen geben, und dann helfen sie einem.«
    »Nur in Märchen«, sagte er. »In der wirklichen Welt bleibst du nicht stehen, um einem armen Mann im Wald zu helfen, weil er und seine Freunde dir sonst das Pferd stehlen und dich umbringen. Deshalb tut es niemand.«
    Chris grinste immer noch, er wirkte so selbstsicher und vergnügt, und ihr wurde zum ersten Mal bewußt, daß er eigentlich ein ziemlich attraktiver Mann war, ein Mann mit einem gewissen, ganz eigenen Reiz. Aber natürlich hat er mir auch das Leben gerettet, dachte sie. Ich bin einfach dankbar.
    »Was treibst du hier überhaupt?« fragte sie.

Er lachte. »Dich einholen. Ich dachte, du bist ein ganzes Stück vor mir.«
    Der Pfad teilte sich. Rechts ging ein breiterer ab, der sanft nach unten zu fuhren schien. Der linke war viel schmaler und  verlief eben. Aber er schien auch viel weniger benutzt zu sein.
    »Was meinst du?« fragte Kate.
    »Bleiben wir auf der Hauptstraße«, erwiderte Chris. Er ritt voraus, und Kate folgte ihm gerne. Der Wald um sie herum wurde üppiger, die Farne, die ein wenig aussahen wie riesige Elefantenohren, wuchsen beinahe zwei Meter hoch und nahmen ihnen die Sicht. In der Entfernung hörte sie das Brausen von Wasser. Das Gelände neigte sich nun stärker, und wegen der Farne konnte sie nicht sehen, wohin ihr Pferd trat. Sie stiegen beide ab und banden ihre Pferde an einen Baum. Dann gingen sie zu Fuß weiter.
    Der Abhang wurde sehr steil, der Pfad war die reinste Schlammbahn. Chris rutschte aus und griff nach Ästen und Buschwerk, um seinen Sturz zu bremsen. Kate sah zu, wie er immer weiter rutschte, und plötzlich war er, mit einem Aufschrei, verschwunden.
    Sie wartete. »Chris?«
    Keine Antwort.
    Sie tippte sich an ihren Ohrstöpsel. »Chris?«
    Nichts.
    Sie wußte nicht recht, was sie tun sollte, ob sie weitergehen oder umkehren sollte. Schließlich beschloß sie, ihm zu folgen, aber vorsichtig, da sie jetzt wußte, wie glitschig der Pfad war. Doch schon nach wenigen behutsamen Schritten rutschten die Füße unter ihr weg, und sie schlitterte hilflos durch den Schlamm. Immer wieder

Weitere Kostenlose Bücher