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Timeline: Eine Reise in die Mitte der Zeit

Timeline: Eine Reise in die Mitte der Zeit

Titel: Timeline: Eine Reise in die Mitte der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Crichton
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des vierzehnten Jahrhunderts umgebaut und stärker befestigt mit einem zusätzlichen äußeren Mauerring und weiteren Zugbrücken. Diese Umbauten wurden ausgeführt von einem Ritter namens Francois le Gros, oder Francis dem Fetten, um das Jahr 1302 herum.
    Trotz seines Namens war Francois ein englischer Ritter, und seine Umbauten waren bestimmt vom neuen Stil englischer Burgen, den Edward I. geprägt hatte. Die edwardischen Burgen waren sehr groß, mit weiten Höfen und komfortablen Gemächern für den Burgherrn. Dies sagte Francois sehr zu, der nach allen Quellen eine künstlerische Ader, einen Hang zur Faulheit und außerdem beständige Geldprobleme hatte. Francois war gezwungen, seine Burg zu verpfänden und später sogar zu verkaufen. Während des Hundertjährigen Kriegs wurde La Roque beherrscht von einer ganzen Reihe von Rittern. Aber die Befestigungen hielten: Die Burg wechselte nie nach einer
    Schlacht den Besitzer, sondern immer nur nach geschäftlichen Transaktionen.
    Was nun den Festsaal anging, den sah Kate etwas weiter links, nur noch bröckelnde Mauern, die aber noch immer einen sehr großen Raum umrissen, beinahe dreißig Meter lang. Der riesige offene Kamin — drei Meter hoch und vier Meter breit – war noch zu erkennen. Kate wußte, daß ein Saal dieser Größe immer Steinwände und ein Holzdach gehabt hatte. Und jetzt, da sie genau hinsah, konnte sie wirklich am oberen Mauerrand Einkerbungen erkennen, in die man die mächtigen Querbalken eingepaßt hatte. Darüber hatten wohl Kreuzverstrebungen in die Höhe geragt, die das Dach stützten.
    Eine britische Reisegruppe zwängte sich auf der schmalen Mauerkrone an ihr vorbei. Sie hörte die Führerin erzählen: »Diese Festungsma uer wurde von Sir Francis dem Bösen im Jahr 1363 errichtet. Francis war wirklich ein durch und durch gemeiner Kerl. In seinen riesigen Verliesen quälte er gern Männer und Frauen und sogar Kinder. Wenn Sie jetzt nach links schauen, sehen Sie den Sprung der Liebe, wo Madame de Renaud zu Tode stürzte, entehrt, weil sie schwanger war vom Stallburschen ihres Gatten. Es ist jedoch noch immer nicht klar, ob sie sprang oder von ihrem erzürnten Gemahl gestoßen wurde…«
    Kate seufzte. Wo hatten sie nur immer diese Märchen her? Sie wandte sich wieder ihrem Skizzenblock zu und zeichnete weiter an ihrem Grundriß der Anlage. Auch diese Burg hatte ihre Geheimgänge. Aber Francis der Fette war ein geschickter Architekt gewesen. Seine Geheimgänge dienten vorwiegend Verteidigungszwecken. Ein Gang führte von der Mauerkrone zur entfernten Wand des Festsaals und hinten am Kamin vorbei. Ein anderer folgte der Brustwehr auf der südlichen Mauerkrone.
    Aber den wichtigsten Geheimgang hatte sie noch nicht entdeckt. Nach Froissart, einem Geschichtsschreiber des vierzehnten Jahrhunderts, war eine Belagerung der Burg von La Roque nie erfolgreich gewesen, weil die Angreifer den Geheimgang nicht finden konnten, durch den Nahrung und Wasser in die Burg geschafft wurden. Es ging das Gerücht, daß dieser Geheimgang eine Verbindung hatte zu dem Geflecht von Höhlen im Kalkstein unter der Burg, und auch, daß er sich über eine ziemliche Entfernung erstreckte und in einer verborgenen Öffnung im Felsabhang endete.
    Irgendwo.
    Der einfachste Weg, ihn zu finden, wäre es, das Ende des Gangs in der Burg zu lokalisieren und ihm dann bis zum Anfang zu folgen. Aber um diese Öffnung zu finden, brauchte sie technische Hilfe. Das Beste wäre wahrscheinlich ein Bodenradar. Aber für eine solche Untersuchung brauchte sie die Burg leer. Montags war sie für die Öffentlichkeit geschlossen;  vielleicht schafften sie es nächsten Montag, wenn — Ihr Funkgerät knisterte. »Kate?«
    Es war Marek.
    Sie nahm es vom Gürtel und drückte die Sprechtaste. »Ja?  Kate hier.«
    »Komm sofort ins Bauernhaus. Es ist ein Notfall.«
    Und damit schaltete er ab.
    Drei Meter unter Wasser hörte Chris Hughes das gurgelnde Zischen seines Regulators, während er die Leine kontrollierte, die ihn in der starken Strömung der Dordogne an Ort und Stelle hielt. Das Wasser war an diesem Tag relativ klar, die Sichtweite betrug ungefähr drei Meter, und er konnte am Wasserrand den gesamten mächtigen Pfeilersockel der befestigten Mühlenbrücke erkennen. Vom Sockel weg führte eine Spur großer, behauener Steine in gerader Linie quer über den Fluß. Diese Steine waren die Überreste des früheren Brückenbogens.
    Chris bewegte sich an dieser Linie entlang und untersuchte

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