Timeline: Eine Reise in die Mitte der Zeit
Theorie, die jeder benutzt und die jeder als korrekt bezeichnet – aber kein Mensch kann erklären, was sie über die Welt aussagt.«
»Was hat das alles mit multiplen Universen zu tun?« fragte Marek.
»Dazu komme ich gleich«, erwiderte Gordon.
Viele Physiker hätten versucht, die Gleichungen zu erklären, sagte Gordon. Aber aus dem einen oder dem anderen Grund versagte jeder Erklärungsversuch. Doch 1957 schlug ein Physiker namens Hugh Everett eine gewagte, neue Erklärung vor. Everett behauptete, daß unser Universum — das Universum, das wir sehen, das Universum der Felsen und Bäume und Menschen und Galaxien im All – nur eins aus einer unendlichen Zahl von Universen sei, die alle nebeneinander existierten.
Jedes dieser Universen verzweigte sich ständig, so daß es ein Universum gab, in dem Hitler den Krieg verlor, und ein anderes, in dem er ihn gewann; ein Universum, in dem Kennedy starb, ein anderes, in dem er weiterlebte. Und auch eine Welt, in der man sich am Morgen die Zähne putzte, und eine andere, in der man es nicht tat.
Und so weiter, und so weiter, und so weiter. Eine Unendlichkeit von Welten.
Everett nannte dies die »Vielwelten-Erklärung« der Quantenmechanik. Seine Erklärung stand zwar im Einklang mit Quantengleichungen aber den Physikern fiel es schwer sie zu akzeptieren. Ihnen gefiel der Gedanke nicht, daß all diese Wellen sich ständig verzweigten. Sie fanden es wenig glaubhaft, daß die Wirklichkeit eine solche Form annehmen konnte.
»Die meisten Physiker weigern sich noch immer, sie zu akzeptieren«, sagte Gordon. »Obwohl sie bis jetzt noch keiner widerlegt hat.«
Everett selbst hatte keine Geduld mit den Einwänden seiner Kollegen. Er beharrte darauf, daß die Theorie korrekt sei. Ob es ihnen nun gefiel oder nicht. Wenn man seine Theorie nicht glaubte, war man einfach nur borniert und altmodisch, genau wie die Wissenschaftler, die dem kopernikanischen System, das die Sonne in den Mittelpunkt unseres Planetensystems stellte, keinen Glauben schenkten — eine Theorie, die damals ebenfalls unglaublich erschienen war. »Denn Everett behauptete, daß die Vielweltentheorie tatsächlich wahr sei. Daß es multiple Universen tatsächlich gebe. Und daß sie neben unserem eigenen existierten. Schließlich wurden diese multiplen Universen unter dem Begriff ›Multiversum‹ zusammengefaßt.«
»Moment mal«, sagte Chris. »Wollen Sie damit sagen, daß das alles wirklich stimmt?«
»Ja«, sagte Gordon. »Es stimmt.«
»Woher wissen Sie das?« fragte Marek.
»Ich werde es Ihnen zeigen«, antwortete Gordon und griff nach einem Aktendeckel mit der Aufschrift »ITC/CTC-Technology«.
Er zog ein leeres Blatt Papier heraus und fing an zu zeichnen. »Ein sehr simples Experiment, das schon seit zweihundert Jahren gemacht wird. Stellen Sie zwei Wände auf eine vor die andere. In der ersten Wand befindet sich ein einzelner vertikaler Schlitz.«
Er zeigte ihnen die Zeichnung.
Jetzt richten sie eine Lichtquelle auf den Schlitz An der Wand dahinter sehen sie –«
»Eine weiße Linie« sagte Marek. »Von dem Licht das durch den Schlitz fällt«
»Genau. Es sieht ungefähr so aus« Gordon zog ein auf Karton aufgezogenes Foto aus der Mappe.
Gordon zeichnete weiter. »Jetzt haben Sie in der vorderen Wand anstelle des einzelnen Schlitzes zwei Schlitze« Richten Sic eine Lichtquelle darauf, und auf der dahinterliegenden Wand sehen Sie–«
»Zwei vertikale Linien« sagte Marek.
»Nein, Sie sehen eine Reihe von hellen und dunklen Streifen«
Er zeigte ihnen das nächste Foto.
»Und nun«, fuhr Gordon fort, »wenn Sie das Licht durch vier Schlitze scheinen lassen, dann bekommen sie nur halb so viele Streifen wie zuvor. Weil jeder zweite Streifen schwarz, wird.«
Marek runzelte die Stirn. »Mehr Schlitze bedeuten weniger Streifen? Warum?«
»Die gewöhnliche Erklärung ist die, die ich aufgezeichnet habe — das Licht verhält sich wie zwei Wellen, die einander überlagern. An einigen Stellen verstärken sie einander, an anderen löschen sie sich gegenseitig aus. Und das erzeugt dieses abwechselnde Hell-Dunkel-Muster an der Wand. Wir nennen das eine Interferenz zwischen den beiden Wellen, und was dabei herauskommt, ist ein Interferenzmuster.«
Chris Hughes fragte: »Und? Was ist falsch daran?«
»Falsch daran ist«, fuhr Gordon fort, »daß ich Ihnen eben eine Erklärung des neunzehnten Jahrhunderts gegeben habe. Sie war völlig in Ordnung, als noch jeder glaubte, daß Licht eine
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