TimeRiders 03: Der Pandora Code
hätte der ihn hypnotisiert.
Becks tippte mit einem Finger auf Liams Arm und neigte sich zu ihm hinüber. »Information: Den Missionsdaten zufolge hat Edward Chan nur noch vier Minuten und sieben Sekunden zu leben.«
Liam nickte. Er sah sich in dem Raum um und überlegte, wer oder was eine Gefahr für den Jungen darstellen könnte. Wenn nur noch vier Minuten blieben, war der Mörder des Jungen vermutlich bereits hier unter ihnen und bereitete sich darauf vor, seine Tat auszuführen. Sein Blick flog von Mr Kelly, der gerade das Gerät und den Umgang damit erklärte, zu Mr Whitmore, der sich gedankenverloren den dünnen Bart kraulte, und dann zu den beiden Technikern an den Schalttafeln.
Einer von ihnen?
AnschlieÃend suchte er mit den Augen die Schülergruppe ab. Einige von ihnen bestaunten die Einrichtung der Kammer, andere lauschten fasziniert den unglaublich klingenden Angaben, die Mr Kelly gerade machte. »⦠entspricht der Menge an Energie, die mittels Kohle, Erdöl und Erdgas innerhalb der letzten 150 Jahre erzeugt wurde â¦Â«
Einer von ihnen? Einer der Schüler? Warum nicht? Es konnte genauso gut einer der Schüler sein. SchlieÃlich war Liam ebenso alt wie die ältesten unter ihnen, und ein Mörder hätte sich leichter als Schüler einschmuggeln können, als wenn er sich als Beschäftigter ausgab. Bei ihm und Becks hatte es ja auch funktioniert. Wieder lieà er den Blick von Gesicht zu Gesicht wandern. Vielleicht fiel ihm ja ein nervöser Tick oder ein unruhiger Blick auf, oder Lippen, die sich in einem stillen Gebet bewegten. Vielleicht konnte er jemandem ansehen, dass er sich vor dem Moment fürchtete, in dem er endgültig zuschlagen musste.
Wieder tippte Becks sachte auf seinen Arm.
»Was ist denn schon wieder?«, zischte er.
»Ich spüre in der Nähe die Vorboten eines Tachyonenstrahls. Die ersten Partikel treffen ein.«
Er sah sie an. »Wirklich?« Für ihr Rückkehrfenster war es noch zu früh. Es würde sich erst zehn Minuten nach dem für Chans Ermordung angegebenen Zeitpunkt öffnen. So war es abgesprochen worden. »Bist du dir da sicher?«
Becks wies mit einer Kopfbewegung zum Reaktor hinüber. »Dort. Sie kommen â¦Â« Sie riss die Augen auf. Dann begannen ihre Lider hektisch zu flattern. »GEFAHR!«, schrie sie plötzlich gellend laut.
Howard stand fast schon neben Chan. Sein Finger war am Abzug der immer noch im Rucksack verborgenen Waffe und in wenigen Augenblicken würde er sie daraus hervorziehen und auf Chans Rücken abfeuern. Davor wollte er möglichst nahe bei Chan stehen, um ganz sicherzugehen, dass er ihn nicht verfehlte. Zu viel hing davon ab. Alles hing davon ab. Nur ein paar Schritte trennten ihn noch von seinem Opfer, als ein hochgewachsenes Mädchen mit auffällig rotem Haar, das weiter hinten in der Gruppe stand, plötzlich aufschrie.
Mr Kelly unterbrach sich mitten im Satz. »Bitte, was ist?«
»GEFAHR!«, schrie das Mädchen abermals laut und dringlich.
»Hör mal, junge Dame«, wies Mr Whitmore es zurecht. »Das hier ist nicht der richtige Ort für irgendwelche dummen Scherze!«
Howard drehte sich nach dem Mädchen um.
Da stimmt was nicht! Jemand weiÃ, was ich vorhabe.
»GEFAHR!«, schrie das Mädchen wieder, zeigte dabei aber nicht auf Howard, sondern auf den Reaktor. »Tachyonen interferieren mit dem Reaktor. Der Reaktor explodiert gleich!«
Howard hatte keinen blassen Schimmer, was sie damit meinte. Vielleicht war es nur ein Zufall. Vielleicht war sie einfach nur eine durchgedrehte Zicke, die gegen Experimente mit Nullpunktenergie protestieren wollte. Wenn sie gegen diese Technologie etwas hatte, dann stimmte er ihr aus ganzem Herzen zu. Trotzdem war dies hier nicht der richtige Zeitpunkt, um sie in ihrem Protest zu unterstützen. Er würde sich nicht ablenken lassen.
Während die anderen Schüler erschrocken von dem Reaktor zurückzuweichen begannen, schob er sich unauffällig auf Chan zu.
Endlich stand er neben dem jungen Chinesen. Mit dem Finger am Abzug und bereit, die Waffe hervorzuziehen, schaute er auf ihn hinunter.
Chan drehte sich um und sah ihn an. »Was hat das Mädchen dahinten gerade gesagt?«
Unwillkürlich zuckte Howard mit den Schultern. »Ich ⦠äh ⦠ich glaube, sie hat einen Anfall oder so was.«
»Jetzt hör endlich auf damit!«,
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