TimeRiders 03: Der Pandora Code

… nein … du hast alles ganz richtig hinbekommen …, glaube ich jedenfalls«, stammelte Liam. Er merkte, dass sein Mund ganz trocken war, und spürte ein seltsames Zittern im Magen.
    Jessas, Liam, reiß dich zusammen! Das ist doch nur Bob in Frauenkleidern. Jetzt stell dich doch nicht so an!
    Â»Empfehlung: Du solltest mich von jetzt an als ›Becks‹ ansprechen«, sagte sie entschieden. »Das wird unnötige Verwechslungen zwischen Versionen künstlicher Intelligenz vermeiden.«
    Er nickte. »Ja, in Ordnung. Äh, dann bist du also jetzt Becks. Dann ist das ausgemacht.«
    Â»Korrekt.« Ihr Lächeln wirkte genauso ungeschickt wie bei Bob. Dennoch sah es an diesen Lippen perfekt aus.
    Liam beschloss, lieber über andere Dinge nachzudenken. »Ich nehme an, wir sollten uns mal langsam auf die Suche nach diesem Chan machen.«
    Becks nickte. Dann zwinkerte sie, während sie Daten von ihrer Festplatte abrief. »Wir befinden uns innerhalb der Laborzone des Reaktorgebäudes. Der Reaktor liegt in unmittelbarer Nähe dieses Punkts.«
    Liam ging zur Tür der Abstellkammer und öffnete sie einen Spaltbreit. Draußen sah er einen engen Gang und gegenüber eine Tür mit dem Schild: »Nur für Beschäftigte und autorisierte Besucher«. Plötzlich hörte er vom Ende des Ganges her gedämpfte Stimmen. Eine Glastür öffnete sich und ein Mann in einem Leinenanzug wurde sichtbar. Eine Gruppe von Teenagern schlurfte hinter ihm her.
    Â»Ja, wir sind am richtigen Ort«, flüsterte Liam. Er sah die Gruppe in ihre Richtung kommen. Der Mann im Leinenanzug hatte sich zu den Schülern umgedreht und redete gestikulierend auf sie ein. Liam schloss leise die Tür. »Sie kommen gleich an uns vorbei. Wir können uns hinten anschließen.«
    Er ließ das Schlurfen und Quietschen der Turnschuhe auf dem Linoleumboden an sich vorbeiziehen. Dann öffnete er die Tür behutsam wieder und spähte hinaus. Die letzten Nachzügler der Gruppe hatten soeben die Tür der Abstellkammer passiert: drei blonde Mädchen, in eine geflüsterte Unterhaltung vertieft, die ganz offensichtlich interessanter war als alles, was der Mann in dem Leinenanzug erklärte.
    Â»Jetzt!«, raunte Liam und folgte den Nachzüglerinnen, mit Becks dicht auf den Fersen. Als sich eines der drei Mädchen zufällig umdrehte, gelang es ihm, den breitbeinigen Gang eines der Jungen weiter vorne in der Gruppe nachzuahmen.
    Â»Ups«, sagte das Mädchen. »Ich dachte, wir wären die letzten.«
    Liam zuckte lächelnd die Schultern. »Anscheinend nicht«, erwiderte er und versuchte dabei, seinen irischen Akzent so gut es ging zu unterdrücken.
    Ihr Blick blieb einen Augenblick länger an ihm hängen und sie lächelte kurz zurück. Dann drehte sie sich wieder zu den anderen beiden um und flüsterte mit ihnen weiter.
    Liam atmete möglichst unauffällig tief durch. Es sah ganz so aus, als hätten sie die erste Hürde genommen: Ihr Versuch, so zu tun, als seien sie einfach nur zwei weitere Schüler, die diesen Ausflug einem nach Disneyland vorgezogen hätten, schien erfolgreich. Er grinste Becks an und wünschte sich sofort, er hätte es nicht getan. Das Lächeln, mit dem sie sein Grinsen erwiderte, erweckte wieder dieses flatternde Gefühl in seiner Magengrube.
    Liam, du dämlicher Idiot … Das ist doch nur Bob im Röckchen!
    Er wünschte, Sal hätte die Support Unit irgendwie anders ausstaffiert, mit irgendwelchen weiten, formlosen, langweiligen Sachen. Warum nur so eine Perücke? Und wieso ausgerechnet diese Farbe? Es war genau das Rot, das er schon immer gemocht hatte. Die Haare des ersten Mädchens an der Schule, in das er sich jemals verliebt hatte, Mary O’Donnell, hatten genau diesen bezaubernden, feuerroten Ton gehabt.
    O mögen alle Heiligen mir beistehen … Sie ist doch nur ein Fleischroboter, ja, das ist sie!

17
    2015 Texas
    Â»Und hier wären wir!«, verkündete Mr Kelly der Gruppe. »Wir werden gleich die zentrale Reaktorzone betreten. Das gesamte Experimentallabor ist von einem elektromagnetischen Feld umgeben, das eventuelle Interferenzen durch elektronische Geräte abfängt. Im Prinzip werden wir nachher in einem riesigen Elektromagneten spazieren gehen. Wenn ihr also irgendwelche iPods, Laptops, iPhones oder Speicherkarten mit wichtigen Daten dabeihaben solltet,