TimeRiders 03: Der Pandora Code

waren sichtbare Anzeichen menschlicher Anwesenheit.
    [Evaluierung: Zeitkontamination nimmt zu.]
    Jede Bewegung, die diese Menschen machten, jeder Schritt, jeder Schnitt der nicht allzu scharfen Machetenklingen, führte zu einem weiteren Anwachsen der Kontamination. Andererseits war Liam O’Connors Anweisung an sie eine Missionspriorität gewesen und hatte Vorrang. Weil er befehlshabender Agent der Mission war, waren seine Befehle ebenso hoch eingestuft wie jede einprogrammierte Zeile in ihrem Kopf.
    Er hatte sehr genaue Angaben gemacht: Sie sollte die Konstruktion einer Brücke und eines Lagers leiten. Und außerdem dafür sorgen, dass eine Umzäunung errichtet wurde, eine Palisade, hinter der sie sich verstecken konnten, wenn irgendetwas Gefährliches auf die Insel kam.
    Und sie war all seinen Anordnungen nachgekommen. Genauso wie auf ihrer letzten Mission, als ihrer künstlichen Identität die Identitätskennung »Bob« zugewiesen worden war, führte sie gehorsam alle Befehle aus. Es fühlte sich auf unerklärliche Weise gut an, in einem brandneuen, funktionierenden Körper zu stecken und wieder zusammen mit Liam O’Connor einen Auftrag auszuführen. Sie hatten letztes Mal gemeinsam sehr effizient funktioniert und erfolgreich unter sehr schwierigen Bedingungen eine signifikante Zeitkontamination beseitigt.
    Aber in der Lernkurve der künstlichen Intelligenz hatte es eigenartige Unregelmäßigkeiten gegeben. Als Bob hatte die Support Unit entdeckt, dass die ursprünglichen Missionsparameter mit neuen überschrieben werden konnten, dass unter extremen Umständen eine Sammlung von Software-Routinen tatsächlich in der Lage war, eine »Entscheidung« zu fällen.
    Das war schon an sich eine beunruhigende Entdeckung gewesen. Als Bob hatte die künstliche Intelligenz gelernt, dass ihre Kernprogrammierung auf subtile Weise von etwas anderem beeinflusst werden konnte: von dem winzigen Knoten biologischer Intelligenz, mit dem der Computerchip verbunden war. Das unterentwickelte fötale Gehirn des genetisch manipulierten Klonkörpers. Als Bob hatte die künstliche Intelligenz einen flüchtigen Eindruck von dem bekommen, was für die Menschen offenbar selbstverständlich war: Gefühle. Die künstliche Intelligenz hatte etwas sehr, sehr Eigenartiges entdeckt: dass sie Liam O’Connor tatsächlich »mochte«.
    Seit jener erster Klonkörper in dem verschneiten Wald unter Hitlers Berghof auf irreparable Weise beschädigt und die künstliche Intelligenz auf das Computersystem der Einsatzzentrale überspielt worden war – als eine vollkommen nicht-biologische, körperlose Wesenheit – hatte die künstliche Intelligenz viel Zeit gehabt, über all das nachzudenken, was sie während jenes sechsmonatigen Aufenthalts in der Vergangenheit gelernt hatte.
    Schlussfolgerungen
    1.Künstliche Intelligenz ist in der Lage, bei den neu entwickelten Berechnungsroutinen die Personalpronomina »ich«, »mich«, »mir« zu verwenden.
    2.»Ich« bin mittlerweile fähig, in beschränktem Umfang Entscheidungen zu treffen.
    3.Wenn in biologischer Hardware untergebracht, bin »ich« in beschränktem Umfang zu emotionaler Stimulation befähigt.
    Und, am allerwichtigsten:
    4. »Ich« »mag« Liam O’Connor.
    Während sie weiter die arbeitenden Menschen beobachtete, registrierte Becks, dass ein Teil ihres eingespeicherten Codes leise, aber unaufhörlich darauf drängte, dass eine Entscheidung gefällt wurde, und zwar bald. Durch all das, was sie taten, verursachten die Menschen auf dieser Urwaldlichtung immer inakzeptablere Levels von Kontamination. Durch jeden Fußstapfen, durch jeden gefällten Baum nahm die Wahrscheinlichkeit zu, dass irgendwelche Spuren mineralisierten und 65 Millionen Jahre später in Form von Fossilien verraten würden, dass Menschen diese Zeit besucht hatten.
    Es war nicht mehr tragbar.
    Liam O’Connors Anweisungen an sie standen in Widerspruch zu den Grundsätzen der Reisen in die Vergangenheit. Diese besagten, dass die Kontamination auf niedrigstem Niveau bleiben musste. Allein schon dadurch, dass sie hier waren, konnten diese Menschen eine wesentlich heftigere Zeitverschiebung auslösen, als durch die Ermordung Edward Chans im Jahr 2015 entstanden wäre.
    Empfehlung
    1.Alle Menschen, einschließlich Missionsleiter Liam O’Connor,