Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
TimeRiders

TimeRiders

Titel: TimeRiders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Scarrow
Vom Netzwerk:
es für sie alle kein Entrinnen gab.
    Er merkte, wie sich der Boden unter seinen Füßen immer steiler neigte. Weiter vorne im Gang, im Raum des Stewards, fiel Geschirr aus den Regalen und zerbrach.
    Sie wird bald untergehen.
    Liam flüsterte ein kurzes Gebet und sah sich in der letzten Kabine um. Sie war leer.
    Ein lautes Stöhnen brachte den Fußboden zum Vibrieren. Es klang wie der Gesang eines riesigen Wals, doch Liam fühlte es mehr, als dass er es hörte. Hinter dem kleinen Bullauge der Kabine blitzte etwas auf. Erst konnte er nur Dunkelheit erkennen, dann aber sah er silbrige Luftblasen sprudeln.
    Deck E ist unter der Wasserlinie.
    Â»Verdammt!«, murmelte er. »Ich ertrinke hier!«
    Er machte einen Schritt zurück in den Gang und sah an dessen Ende das Wasser. Es war nur wenige Zentimeter tief, aber er konnte zusehen, wie es auf dem roten Teppich immer weiter auf ihn zuschwappte.
    Â»Oh nein!«
    Das untere Ende des Ganges war sein einziger Fluchtweg.
    Du bist zu lange hier unten geblieben, du Narr. Du bist zu lange geblieben.
    Ihm wurde klar, dass das Zusammentreffen mit der Frau und ihrer Tochter für ihn die letzte Warnung gewesen war. Er hätte nicht wieder hierher zurückkehren dürfen.
    Das eiskalte Wasser erreichte seine Füße, sickerte in seine Schuhe, kroch an ihm vorbei. Er machte ein paar Schritte vorwärts, watete tiefer ins Wasser hinein und spürte, wie es mit eisigen Fingern seine Knöchel, seine Unterschenkel, seine Knie umklammerte. Dort vorne, am Ende des Ganges, war die Treppe, die er vor fünf Minuten hätte hinaufsteigen sollen. Er zwang sich weiterzugehen und wimmerte vor Schmerz, als das eisige Wasser durch seine Stewardjacke drang und seine Taille erreichte. Er atmete stoßweise weißen Wasserdampf aus, seine Zähne klapperten, ohne dass er etwas dagegen tun konnte.
    Â»Jessesmaria … lieber Gott … ich w-w-will nicht ertrinken!«, stieß er hervor. Seine Stimme klang nicht mehr wie die eines 16-Jährigen, sondern wie die eines verängstigten Kindes.
    Ab hier war das Wasser zu tief, um hindurchzuwaten. Vorne, wo der Gang zur Treppe hin abbog, hatte das Wasser die Wandleuchten erreicht, die zu flackern begonnen hatten.
    Die Treppe steht wahrscheinlich unter Wasser.
    Er merkte, dass das Gangende bis zur Decke unter Wasser lag und mindestens der erste Treppenabsatz überflutet war. Er konnte nur entkommen, wenn er so lange die Luft anhalten konnte, bis er sich über den ersten Absatz hinweggehangelt hatte.
    Â»Jesus … Gott …« Ihm graute vor der Vorstellung, sich durch die eisige Dunkelheit zu tasten, sich darin zu verirren, die eigene Verzweiflung nicht mehr ertragen zu können und schließlich das tödliche Meerwasser in seine Lungen strömen zu lassen.
    Genau in diesem Augenblick hörte er hinter sich ein Geräusch.

2
    1912Atlantischer Ozean
    Er drehte sich um. Hinter ihm stand ein Mann bis zu den Knöcheln im Wasser und hielt sich am Wandgeländer fest, um ihm in dem steilen Gang nicht entgegenzustürzen.
    Â»Liam O’Connor!«
    Â»Wir stecken hier fest!«, brachte Liam mühsam hervor. »Es gibt … Es gibt keinen Ausweg mehr!« Seine Stimme klang schrill.
    Â»Liam O’Connor!«, wiederholte der Mann mit ruhiger Stimme.
    Â» Was? «
    Â»Ich weiß, wer du bist.«
    Â»Wie? Wir müssen …«
    Der Mann lächelte. »Hör mir zu, Liam.« Er sah auf seine Uhr. »Dir bleiben von deinem Leben nur noch zwei Minuten.« Der Mann sah zu den vanillefarben lackierten Schotten von Deck E hinüber. »In ungefähr 90 Sekunden wird der Rumpf dieses Schiffes auseinanderbrechen. Es bricht zwischen dem zweiten und dem dritten Drittel seiner Länge. Der Bug, der Teil, in dem wir beide uns jetzt befinden, ist der größere Teil und wird zuerst sinken – wie ein Stein. Das Heck wird noch eine Minute länger an der Oberfläche treiben und uns dann nach unten folgen, zweieinhalb Kilometer weit hinunter auf den Meeresboden.«
    Â»N-n-nein, bitt-tte nicht. Nein, nicht«, wimmerte Liam und merkte erst in dem Moment, dass er weinte.
    Â»Wenn wir sinken, wird sich der Wasserdruck erhöhen. Der Rumpf wird sich überschlagen. Der Luftdruck wird deine Trommelfelle platzen lassen. Die Nieten in diesen Wänden«, sagte er und strich mit einer Hand darüber, »werden wie Geschosse herausgeschleudert. Dieser Gang wird sich

Weitere Kostenlose Bücher